In letzter Zeit ist mir die Geschichte von Abrahams Aufbruch aus dem Land, in dem er lebte, in den Sinn gekommen. Interessant ist, dass die Bibel in 1.Mose 11 zunächst über den Turmbau zu Babel spricht und dann viel über die Abstammung berichtet, die uns zur Geschichte Abrahams führt.
Das Interessante daran ist meiner Meinung nach, dass wir die Abstammung Abrahams vor uns ausgebreitet sehen: Noah → Sem → Arpachschad → Schelach → Eber → Peleg → Regu → Serug → Nahor → Terach → Abram. Zwischen Noah und Abram ist viel passiert. Es ist schwer zu sagen, wie lange dieser Zeitraum war, aber man schätzt, dass er zwischen 350 und 400 Jahren gedauert hat. Das ist eine lange Zeit, vor allem wenn man bedenkt, dass die Bibel währenddessen von niemanden sonst berichtet, der eine Rolle spielt.
Und dann werden wir in die Situation versetzt, in der Gott Abram mitteilt, dass er alles zusammenpacken und sich aufmachen soll, als er 75 Jahre alt ist. Er hatte sich in Haran auf dem Weg zum Lande Kanaan niedergelassen, weil sein Vater seine Familie dorthin gebracht hatte (1.Mose 11,31). Und so gehorcht Abram Gott und führt seine Familie und die Familie seines Neffen hinaus, wie es ihm aufgetragen wurde. Sie machen sich also auf diese Reise. Mit dabei haben sie eine beträchtliche Menge an Vieh. Wenn wir uns die Route betrachten, dann sehen wir, dass die Reise etwa 1.800 bis 2.400 Kilometer umfasst. Die Bibel gibt uns keine Auskunft darüber, wie lange diese Reise gedauert hat, aber wenn sie 16 bis 24 Kilometer pro Tag zurückgelegt haben, dann könnte die Reise mehrere Monate bis zu einem Jahr gedauert haben. Die ganze Zeit über sagt Gott zu Abram: Mach dir keine Sorgen darüber, wohin du gehst! Ich werde dich dorthin bringen und es wird fantastisch werden.
In Hebräer 11,8-9 lesen wir, dass der Grund, warum Abraham sich auf den Weg machte, darin bestand, dass er Gott glaubte. Sein Glaube an Gott führte zu seinem Gehorsam: „Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme. Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.“
Ich möchte aber näher auf die Geisteshaltung Abrahams eingehen, denn sie gibt uns Aufschluss darüber, wonach Gott gesucht hat. Im Grunde sucht Gott heute bei uns nach derselben Geisteshaltung. Wir neigen vielleicht dazu, uns im Alltag zu verstricken und das wesentliche Ziel unseres Lebens aus den Augen zu verlieren. Wir sind hier nur Gäste und Fremdlinge. Es spielt keine Rolle, wo wir auf dieser Welt leben. Wir haben in dieser Welt kein wahres Zuhause. Es ist schön, Beständigkeit und Sicherheit zu genießen. Es ist schön, schöne Dinge zu besitzen. Nichts davon ist verkehrt. Die Frage lautet also: Wie ist unsere Einstellung?
Lassen Sie mich einige Schriftstellen anführen, die diese Reise von Fremdlingen hervorheben:
- 1.Mose 23,4 – Abraham sagte: „Ich bin ein Fremdling und Beisasse bei euch; gebt mir ein Erbbegräbnis bei euch, dass ich meine Tote hinaustrage und begrabe.“
- Psalm 39,13 – „Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen; denn ich bin ein Gast bei dir, ein Fremdling wie alle meine Väter.“
- Hebräer 11,13 – „Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.“
- 1.Petrus 2,11 – „Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger: Enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten…“
Die Einstellung, auf Gott zu blicken und ihm zu gestatten, uns in unserem Leben zu führen, uns zu leiten und zu helfen, ist für uns von größter Bedeutung. Mir ist klar, dass diese Geschichte in unserer Kirchenliteratur und in Predigten immer wieder erzählt wurde, aber ich finde es wirklich erfrischend, diese Geschichte zu lesen und zu erkennen, dass dieses Leben, das wir leben, schon von anderen gelebt wurde. Das ist nichts Neues. Der Stress, die Angst, die Frustrationen – ich bin sicher, dass Abraham das ebenso empfunden hat wie die anderen Menschen, die in den oben zitierten Schriftstellen erwähnt werden. Und doch hat Gott jeden von ihnen geleitet!
Die Ermutigung, die wir brauchen, finden wir in diesen Geschichten. Wir müssen darüber meditieren und danach handeln, indem wir Gott gestatten, uns zu zeigen, was getan werden muss. Es ist unbedingt notwendig, dass wir diese Lektion verstehen und lernen, Gott die Führung zu überlassen. Gott lässt uns unser Leben so lange führen, bis wir an einen Punkt kommen, an dem wir erkennen, dass es so nicht funktioniert. Tatsächlich ist dies die Geschichte der Menschheit der letzten sechstausend Jahre. Gott lässt den Menschen seinen eigenen Weg auf seine Weise gehen, damit er erkennt, dass es so nicht funktioniert.
Wohin führt Gott jeden Einzelnen von uns? Das ist etwas, worüber jeder von uns tief nachdenken und meditieren kann.
Ebenso wie Gott Abraham ein gutes Land für seine Nachkommen versprach, so verspricht Gott uns, dass wir als Gottwesen Eingang in seine Familie finden werden. Genau dorthin führt Gott letzten Endes jeden Einzelnen von uns. Wenn wir unseren Glauben und unseren Blick darauf ausrichten, dann können wir leichter lernen, unser Leben in Gottes Hände zu legen und ihm zu gestatten, uns in all unseren Lebenslagen beizustehen.
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger