Worte können sehr mächtig sein; sie drücken Gefühle aus und rufen sogar Erinnerungen in uns hervor, die so bewegend sind, dass sie uns zu Tränen rühren. Sie vermitteln unsere Absichten untereinander und sind wahrhaftig ein Geschenk Gottes, wenn sie richtig gebraucht werden. Worte eröffnen uns auch einen Weg, um Gott zu suchen, ihn zu verstehen und mit ihm zu kommunizieren.
Es gibt eine andere Seite, was unseren Gebrauch von Worten angeht. Natürlich können wir Worte auch benutzen, um zu verletzen und zu schaden. Mobbing, das im Zeitalter der sozialen Medien leider immer häufiger vorkommt, ist ein Beispiel für den Missbrauch von Worten und Sprache. Sodann haben wir uns an die Verwendung von Worten und Phrasen gewöhnt, die wenig Bedeutung haben. Das Beispiel, auf das ich mich in diesem Artikel konzentrieren möchte, ist der Satz: „Ich werde es versuchen.“ Wir alle haben diesen Satz schon das eine oder andere Mal in unserem Leben verwendet und es wahrscheinlich gut gemeint. Ich habe die Meinung eines Unternehmensstrategen zu diesem Thema gelesen. Er ist der Ansicht, dass man mit dem Satz „Ich werde es versuchen“ zum Ausdruck bringt, dass man sich bemüht, etwas zu tun, aber gleichzeitig auch auf Nummer sicher geht oder sich eine bequeme Ausweichmöglichkeit offenhält. Die Person signalisiert damit, dass sie womöglich keinen Erfolg haben oder scheitern wird, wenn sie es versucht. Als würde der Aufbau eines Rettungsnetzes im Voraus die Person vor Kritik und Misserfolg schützen.
Im Jahr 2017 schrieb der amerikanische Freeclimber Alex Honnold Geschichte und definierte die Bedeutung von Athletik neu, indem er den El Capitan im Yosemite-Nationalpark ohne Seil und Ausrüstung erklomm. Im Zuge seiner Vorbereitung hatte Honnold bereits viele andere anspruchsvolle Klettertouren absolviert. Beim Lesen seiner Kommentare zu den Klettertouren fiel mir auf, dass er den Satz „Ich werde versuchen, das zu tun“ nicht ein einziges Mal verwendete. Er bereitete sich einfach darauf vor, es zu tun, und machte sich dann auf den Weg. Hätte er bei seinem Vorhaben, den El Capitan zu besteigen, versagt, dann hätte er dennoch in vielerlei Hinsicht gewonnen. Er hatte sich nicht erst den Weg mit dem Polster des möglichen Scheiterns geebnet.
Das Wort „versuchen“ findet sich 134-mal in der Übersetzung der King James Bibel, und in Bezug auf Menschen kann es zum Ausdruck bringen, was eine Person sich vornimmt, wie zum Beispiel jemand, der den Versuch unternimmt, ein Feld zu bestellen. Wenn es sich auf Gott und seine Verheißung für diejenigen bezieht, die er beruft und die ihm gegenüber gehorsam sind, ist er immer deutlich. Er versucht nicht nur, etwas zu tun; er verpflichtet sich dazu. Er bittet sein Volk inständig darum, ihn zu „testen“ oder zu prüfen, und er verspricht, beständig zu sein.
In 4.Mose 14,22-23 lesen wir: „…alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich getan habe in Ägypten und in der Wüste, und mich nun zehnmal versucht [besser: getestet] und meiner Stimme nicht gehorcht haben, von denen soll keiner das Land sehen, das ich ihren Vätern zu geben geschworen habe; auch keiner soll es sehen, der mich gelästert hat.“ In anderen Übersetzungen wird das Wort für „versucht“ richtiger mit „testen“ oder „auf die Probe stellen“ übertragen, aber die Aussage bleibt die gleiche: Gott duldet keine Zweideutigkeiten und keine Ausflüchte. Er hat sich etwas vorgenommen und führt es auch aus. Er möchte, dass seine Getreuen in ihrer Beziehung zu ihm mit derselben Hingabe leben, und in diesen Versen bringt er sein Missfallen über ihren Ungehorsam zum Ausdruck.
In Psalm 139,23 sehen wir, wie David Gott anfleht, ihn zu prüfen, ihn zu erforschen und ihn zu kennen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.“ Dazu besteht eigentlich keine Notwendigkeit, da Gott alles über jeden von uns weiß; er kennt unsere Schwächen und unsere Stärken. Und doch tut David recht daran, dass Gott ihn kennen soll, und in diesem Kapitel bekundet er seine Absicht, Gott nahe zu bleiben.
Vielleicht wäre es für wahre Christen, die Gott nachfolgen wollen, treffender zu sagen, dass es unser Bestreben und Ziel ist, oder dass wir uns nach Kräften bemühen, ihm zu folgen. Es geht darum, dass man sich mit ganzer Kraft einbringt oder sein Möglichstes tut. Wenn man also bestrebt ist, etwas zu tun, dann tut man es mit Ernsthaftigkeit und erheblichem Einsatz. Dies ist die ungefähre Bedeutung des englischen Wortes „Endeavour.“ Die US-Raumfahrtbehörde NASA taufte 1987 eines ihrer Space-Shuttles auf den Namen „Endeavour.“ Damit ehrte die NASA die HMS Endeavour, das erste Schiff des britischen Entdeckers Kapitän James Cook. In jenen Tagen, als es noch Segelschiffe wie die Endeavour gab, versuchte man nicht nur, die Reise zu machen – man bemühte sich wirklich mit Kraft, Ernsthaftigkeit und vollem Einsatz darum. Es ging um Leben oder Tod und selten um etwas dazwischen. Ironischerweise war es vermutlich riskanter, um das Horn von Afrika zu segeln, als auf über 3 Millionen Pfund Treibstoff zu sitzen, mit denen die Endeavour in eine Umlaufbahn in 640 Kilometern Höhe gebracht wurde.
In unserer Berufung müssen wir uns auch bemühen, gehorsam zu sein – das bedeutet, dass wir uns mit Herz und Verstand uneingeschränkt unserer Aufgabe widmen. Römer 12,11 veranschaulicht dies gut: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.“ Der Ausdruck „brennend im Geist“ bedeutet, dass wir uns voll und ganz dazu entschlossen haben, nach Gottes Reich zu streben. Wir dürfen unser Versagen, gehorsam zu sein, niemals mit einem Polster der Schwäche rechtfertigen.
Ein gutes Beispiel für diese uns innewohnende Schwäche aus der heutigen Zeit ist ein Foto des Schauspielers Chris Pratt, der in einer beliebten Sitcom einen faulen Typen spielte. Unter dem Foto ist sein Kommentar zu lesen: „Ich werde es versuchen; erwarten Sie nicht zu viel.“ Dies ist wahrlich eine Aussage über die Gesellschaft. Man kann nicht darauf zählen, dass ich zur Arbeit erscheine; dass ich das tue, was ich sage; und dass ich für Gott einstehe. Vergleichen Sie dies mit Gottes Versprechen an uns, wenn er uns auffordert, ihn auf die Probe zu stellen und das Ergebnis zu sehen. Wir finden dies in Maleachi 3,10: „Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ Für unseren Glauben, unseren Gehorsam und unser Vertrauen in Gott wird er seinem Volk eine solche Fülle an Segen schenken, dass es uns überwältigen wird. Gott kehrt uns niemals den Rücken, er braucht keine Entschuldigung und er ist die Grundfeste unseres Lebens – jetzt und für immer.
In 1.Petrus 1,15 lesen wir die Ermahnung, dass wir uns bemühen sollen, in unserem Glauben so beständig zu sein, wie Gott es mit uns ist: „[S]ondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.“
Denken Sie darüber nach, wie wir von anderen wahrgenommen werden möchten: nicht als jemand, der sich nach dem Wind dreht, sondern als eine starke, verlässliche Person. Zuallererst müssen wir uns in unserer Beziehung zu Gott um diesen Standard bemühen – beständig in unserem Gehorsam ihm gegenüber zu sein.
Verfasser: Frank W. Bruno
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger