Müssen wir wirklich jedes kleinste Detail kennen?

Am vergangenen Freitagabend, dem 22. März 2024, schalteten meine Frau und ich die 6-Uhr-Nachrichten der BBC ein, in denen uns mitgeteilt wurde, dass die Prinzessin von Wales eine Erklärung zu ihren gesundheitlichen Beschwerden abgeben würde, nachdem sie in den sozialen Medien massiv „getrollt“ wurde.

Es wurde berichtet, dass sie diese Entscheidung zu einem Zeitpunkt getroffen hatte, als sie nach der Photoshop-Bearbeitung eines Familienfotos, das am Muttertag veröffentlicht wurde, heftigen Spekulationen in den sozialen Medien ausgesetzt war. Wir erfuhren weiter, dass sie immer die Absicht hatte, bis zu den Osterferien ihrer Kinder zu warten, bevor sie die Öffentlichkeit über ihren Gesundheitszustand informieren würde. In dieser Videoankündigung enthüllte die Prinzessin, dass bei ihr im vergangenen Monat Krebs diagnostiziert wurde, nachdem sie wegen einer Unterleibsoperation im Januar zwei Wochen in einer Londoner Privatklinik verbracht hatte.

In einem Artikel vom 11. Januar dieses Jahres mit dem Titel „Niemals beschweren, niemals erklären“ haben wir Folgendes geschrieben: „Diejenigen von uns, die in dieser Zeit berufen sind, können von den biblischen Vorbildern und jenen lernen, die hohe Maßstäbe im öffentlichen Leben gesetzt haben, ebenso wie die verstorbene Königin, die als gottesfürchtige Frau jene Maßstäbe anwendete, die von jemandem in ihrer Position erwartet wurden. Und das Resultat war, dass niemand mit dem Finger auf sie zeigen konnte, wenn es um ihren Lebensstil und ihr Verhalten ging, denn sie war über 70 Jahre lang die regierende Monarchin im Vereinigten Königreich. Sie ließ sich nichts anmerken, beschwerte sich niemals und erklärte sich niemals, wenn negative Schlagzeilen über die königliche Familie aufkamen.“

Dieser Grundsatz hat sich für die königliche Familie bewährt. Aufgrund der Lieblosigkeit, der Spekulationen und der Lügen, die in den sozialen Medien verbreitet werden, hat die Prinzessin den beispiellosen Schritt unternommen, diese öffentliche Ankündigung zu machen.

Victoria Newton, Redakteurin von The Sun, sagte: „Soweit mir bekannt ist, hat die Prinzessin die Entscheidung, diese öffentliche Erklärung abzugeben, vor zwei Wochen getroffen. Das Wichtigste für sie als Mutter war es, ihre drei Kinder zu schützen. Sie wollte nicht, dass sie in die Schule gehen und noch mehr als ohnehin schon ausgefragt werden. Sie waren ohnehin in der Schule von der Situation betroffen, daher war es immer ihr Plan, bis zum letzten Schultag zu warten. Natürlich haben die Kinder eine unglaubliche Menge an Spekulationen in den sozialen Medien ertragen müssen, was für sie wirklich schwer zu verkraften war, aber für sie hatten die Kinder immer Priorität.“

Wenn jemand von uns ernsthafte Probleme hat, dann möchten wir vielleicht nicht, dass „die Welt und seine Frau“ [„the world and his wife“—ein britischer Ausdruck, der „eine große Anzahl von Menschen“ bedeutet] alle intimen Details erfährt. Vieles davon ist privater Natur, und wir sollten anderen Menschen die Zeit und den Raum zugestehen, ihre Probleme mit ihrer Familie und engen Freunden zu besprechen. Die Welt muss nicht jede Kleinigkeit über jedes Problem erfahren.

Die sozialen Medien haben eine noch nie dagewesene Aufdringlichkeit mit sich gebracht.  Facebook scheint der Auslöser für den Trend zu sein, dass jeder in unserem Umfeld alles wissen muss, was in unserem Leben vor sich geht. Andere Plattformen haben dieses Narrativ noch verstärkt, und viele scheinen dies einfach akzeptiert zu haben, ohne wirklich darüber nachzudenken. 

Aber denken wir einmal darüber nach. Hätte die Prinzessin von Wales alle ihre Probleme aufgelistet, dann hätten die Medien ihren „großen Tag“ gehabt, und die Fragen wären nicht abgerissen.  In dieser Welt, einer Welt der rund um die Uhr laufenden Nachrichten, existiert ein scheinbar unstillbares Verlangen, den Sendebetrieb mit immer neuen und möglichst noch anschaulicheren Meldungen zu füllen, die dann ein Eigenleben entwickeln. In der heutigen Nachrichtenberichterstattung und in den sozialen Medien ist es niemals genug!

Die Prinzessin hat uns nur so viel gesagt, wie wir wissen müssen, und um Privatsphäre gebeten, während sie und ihre Familie alles verarbeiten. Vielleicht können all die bösen Online-Trolle jetzt endlich verstummen; allerdings ist es angesichts der menschlichen Natur höchst unwahrscheinlich, dass das alles ein Ende finden wird. Ein Experte für Cyber-Extremismus sagte, die „Unmenschlichkeit“ der sozialen Medien habe die Prinzessin zu ihrer Erklärung veranlasst.

Der London Standard schrieb folgendes: „Da haben wir es: eine Antwort, die dem grausamen Internet-Wahnsinn, der als Katespiracy bekannt wurde, endlich ein Ende setzt – und zwar ein tragisches: Kate, die Prinzessin von Wales, ist nicht von Außerirdischen entführt worden, sie wurde nicht ausgewählt, um bei The Masked Singer [einer Reality-Gesangswettbewerb-Fernsehshow] aufzutreten, oder was auch immer für andere haarsträubende, unbegründete oder geschmacklose Gerüchte diverse Verschwörungstheoretiker uns in den zwei Monaten seit ihrem letzten öffentlichen Auftritt glauben machen wollten. Sie hat Krebs. Die Diagnose wurde im Februar nach ihrer Unterleibsoperation gestellt, und sie befindet sich derzeit in der Frühphase einer vorbeugenden Chemotherapie.“ Und mehr brauchen wir wirklich nicht zu wissen.

Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht zu dieser ganzen Episode, denn es wurde berichtet, dass „die Zugriffe auf der Krebsseite der NHS-Website nach der Ankündigung um fast das Fünffache gestiegen sind, während Cancer Research UK und Macmillan ebenfalls einen Anstieg der Klicks meldeten.“ 

In zahlreichen Online-Kommentaren zu diesem Thema war ein hohes Maß an Unfreundlichkeit zu verzeichnen. Freundlichkeit ist etwas, das unsere Welt dringend braucht und an dem es oft mangelt. Aber nach der Rückkehr Jesu Christi auf diese Erde wird Online-Trolling nicht mehr gestattet sein, und in der Zwischenzeit können wir uns an Sprüche 21,21 halten (auch wenn andere das nicht tun), wo es in der neuen Lutherbibel 2009 heißt: „Wer der Gerechtigkeit und der Güte nachjagt, findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.“

Befolgen wir diese einfachen Ermahnungen zu unserem eigenen Besten, und zum Wohle Anderer.

Verfasser: Brian Gale (Vereinigtes Königreich)  

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger