Die deutsche Sprache ist dafür bekannt, mehr Buchstaben und Wörter zu benötigen als die englische Sprache, um eine entsprechende Bedeutung auszudrücken. Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen ein einziges deutsches Wort eine tiefe, poetische Empfindung mit großer Wirkung vermittelt. „Weltschmerz“ ist eines dieser Wörter, das so aussagekräftig ist, dass es unverändert Eingang in die Wörterbücher der englischen Sprache gefunden hat. Dieses Wort ist eine Kombination der beiden deutschen Wörter „Welt“ und „Schmerz“ und drückt das persönliche Gefühl aus, durch den Niedergang der ganzen Welt niedergedrückt zu werden, was Unbehagen, Traurigkeit, Depression oder Apathie verursacht. Es beschreibt ein Gefühl der persönlichen Hoffnungslosigkeit, die aus einer Verinnerlichung der Abwärtsspirale der Welt resultiert.
Heute herrscht in der Welt kein Mangel an Ereignissen, die ein Gefühl von Weltschmerz hervorrufen. Die Machthaber der Welt sind eine Schande für ihre Nationen, für ihre Regierungen und für die Menschen, die sie regieren. Die in den Gesellschaften auf der ganzen Welt vorherrschende Moral ist ohne wahres Fundament und lediglich auf sich selbst bezogen, ohne sich an Gott zu orientieren. Gewalt und Kriege eskalieren immer weiter und bringen Tod und Leid über die Betroffenen. Verzweiflung durchdringt das Leben der Unschuldigen auf mannigfache Weise – mit Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Armut und Schmerz. Wenn wir uns umschauen, dann kann es schwierig sein, die Ereignisse zu betrachten und zu wissen, wohin das alles führt, ohne dass man die Qualen des Untergangs der Welt spürt.
Der Prophet Jeremia mag die Qualen des Weltschmerzes gespürt haben, als er Gott fragte, warum es den Gottlosen gut geht (vergleichen Sie Jeremia 12,1-4). Zu seiner Zeit beobachtete er die bösen Wege der Menschen, und wie sie die Umwelt um sie herum verwüsteten. Jeremia war zweifellos betrübt darüber, dass Gott missachtet wurde, und wir bekommen einen Eindruck davon, wie sehr er über den Zustand der Welt klagte. Gottes Antwort auf Jeremias Klage veranschaulicht die Verderbtheit, wie sie Gott sah: „Viele Hirten haben meinen Weinberg verwüstet und meinen Acker zertreten; sie haben meinen schönen Acker zur Wüste gemacht. Sie haben ihn jämmerlich verwüstet; verödet liegt er vor mir; ja, das ganze Land ist verwüstet, aber niemand will es zu Herzen nehmen“ (Jeremia 12,10-11). An diesem Beispiel erkennen wir die Ursache der Verwüstung. Das Volk von Juda, zu dem Jeremia prophezeite, nahm Gott und seine Segnungen als selbstverständlich hin (Natürlich hatte Jeremia auch den Auftrag, anderen Völkern zu weissagen (Jeremia 1,5) und, prophetisch ausgedrückt, der ganzen Welt in der Endzeit). Es entschied sich dazu, ihm nicht zu gehorchen, so wie es auch heute der Fall ist. Es wählte für sich den Weg der Zerstörung. In bildhafter Sprache beweint Gottes Schöpfung diesen trostlosen Zustand.
Ich befürchte, dass der gegenwärtige Zustand dieser Welt noch weitaus schlimmer ist, als er von Jeremia für seine Zeit geschildert wurde. Die überwiegende Mehrheit in der Welt hat sich von Gott entfernt und wählt unverhohlen ihre eigenen Wege. Die Welt verherrlicht die Sünde. Sie korrumpiert die Wahrheit. Sie vertraut darauf, dass die fehlerhaftesten Menschen ihre Probleme lösen können. Allein Jesus Christus wird es vermögen, den Kurs, auf dem sich diese Welt befindet, zu korrigieren, wenn er seine gerechte Regierung einsetzt (vergleichen Sie Jesaja 2,2-4; Jesaja 9,5-6).
Doch Gott sei Dank besteht Hoffnung für die Welt. Wenn Jesus Christus wiederkommt, um die Welt vor der Menschheit zu retten, dann werden die furchtbaren Irrwege wieder gerade und eben werden. Und wir, als wahre Christen, werden die Gelegenheit haben, unter seiner vollkommenen Autorität daran mitzuarbeiten, dass dies geschieht. Die Welt wird einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. „Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt“ (Römer 8,20-22; revidierte Lutherbibel 2017). So wie die Welt Hoffnung auf Erlösung von ihrer Not hat, so können auch wir Trost in dem Wissen finden, dass die gegenwärtige Knechtschaft der Vergänglichkeit enden und einer wunderbaren Erneuerung weichen wird.
Verfasser: Eric Rank
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger