Vorbemerkung:
Hier ist der 4. Teil der erweiterten und überarbeiteten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre „The Book of Zechariah—Prophecies for Today!“
Die dritte Vision – Die Messschnur (Sacharja 2,5-9)
Während Kommentare hinsichtlich des beabsichtigten Zeitpunkts einiger der neun Visionen Sacharjas uneins sind, so stimmen praktisch alle darin überein, dass sich die dritte Vision von der „Messschnur“ auf das zukünftige Millennium bezieht – wenn das Reich Gottes auf dieser Erde errichtet sein wird.
Sacharja 2,5-9 liest sich wie folgt: „(5) Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Mann hatte eine Messschnur in der Hand. (6) Und ich sprach: Wo gehst du hin? Er sprach zu mir: Jerusalem auszumessen und zu sehen, wie lang und breit es werden soll. (7) Und siehe, der Engel, der mit mir redete, stand da, und ein anderer Engel ging heraus ihm entgegen (8) und sprach zu ihm: Lauf hin und sage diesem jungen Mann: Jerusalem soll ohne Mauern bewohnt werden wegen der großen Menge der Menschen und des Viehs, die darin sein wird. (9) Doch ich will, spricht der HERR, eine feurige Mauer rings um sie her sein und will mich herrlich darin erweisen.“
Gehen wir näher auf diese fünf Verse ein, um ein klareres Verständnis der beabsichtigten Bedeutung zu vermitteln.
Wie bereits erwähnt, sind sich nahezu alle Kommentare darin einig, dass es sich in erster Linie um eine Prophezeiung für das Millennium handelt.
Unger’s Bible Handbook schreibt: „Diese Vision präsentiert Jerusalem in tausendjähriger Herrlichkeit… Die Aktivitäten [des Vermessers] verdeutlichen das Wachstum und den Wohlstand Jerusalems… was letztendlich im Zeitalter des Königreichs erfüllt werden wird.“
Die New Scofield Reference Edition enthält die folgende Anmerkung: „Die Messschnur (oder Rute) wird von Hesekiel (40,3.5) als Symbol der Vorbereitung auf den Wiederaufbau der Stadt und des Tempels im Zeitalter des Königreichs verwendet. Hier (in Sacharja 2,5-9) hat es dieselbe Bedeutung… Das Thema der Vision ist die Wiederherstellung von Land und Stadt. In keiner Weise ist diese Prophezeiung erfüllt worden.“
Die Nelson Study Bible stimmt dem zu und sagt: „Diese Worte beziehen sich letztlich auf das zukünftige Jerusalem unter der Herrschaft seines glorreichen Königs… “
Charles Feinberg schreibt in „The Minor Prophets“, auf Seite 280: „Es kann sicherlich nicht verleugnet werden, dass die Erfüllung dieser Prophezeiung in der Zeit des Millenniums liegt.“
In dieser Vision wird uns ebenfalls gesagt, dass Jerusalem, das kurz vor der Wiederkunft Christi weitgehend zerstört werden wird, wieder aufgebaut wird, und dass die Grenzen Jerusalems wegen der dort lebenden Vielzahl von Menschen und Nutztieren erweitert werden. Dies zeigt, dass sich die Prophezeiung keineswegs auf das Neue Jerusalem bezieht, das NACH dem Millennium und der Zeit des Großen Weißen Throngerichts vom Himmel herabkommen wird, einer Zeit, in der es keine physischen Menschen und Tiere mehr geben wird, sondern sie beschreibt die wiederaufgebaute oder wiederhergestellte Stadt Jerusalem zur Zeit des Millenniums.
Hinsichtlich ihrer zukünftigen Grenzen lesen wir in Matthew Henry’s Commentary: „… sie muss weit über ihre gegenwärtigen Dimensionen hinausgehen.“
Darüber hinaus lesen wir, dass die Stadt Jerusalem keine physischen Mauern haben wird. Dies wird in Hesekiel 38,11-12 bestätigt, wo nicht nur die Stadt Jerusalem, sondern auch das gesamte Gelobte Land als das „Land… das offen daliegt“ beschrieben wird, das von Menschen bewohnt wird, „die still und sicher leben, die alle ohne Mauern dasitzen und haben weder Riegel noch Tore… [einem] Volk, das aus den Heiden gesammelt ist und sich Vieh und Güter erworben hat und in der Mitte der Erde wohnt.“
Auch wenn die Stadt und das ganze Land weder physische Mauern noch Tore zu Verteidigungszwecken haben werden, werden sie keineswegs hilf- oder schutzlos sein. Tatsächlich lesen wir in Hesekiel 38, dass zu Beginn des Millenniums asiatische Horden versuchen werden, in das Gelobte Land einzudringen, um es zu besetzen und zu berauben. Aber Gott wird eingreifen und diesen Feind durch Feuer vernichten (Hesekiel 38,22; 39,6). Wir lesen von einem ähnlichen Ereignis zu Ende des Millenniums, wenn Gott eindringende Armeen mit Feuer zerstören wird (vergleichen Sie Offenbarung 20,7-9). Und so wird Gott in Sacharjas Vision als „feurige Mauer“ für sein Volk beschrieben, was seine Fähigkeit und Bereitschaft verdeutlicht, sein Volk übernatürlich zu verteidigen.
Welche physischen „Mauern“ oder „Tore“ Jerusalem und das ganze Gelobte Land auch umgeben mögen (vergleichen Sie Jesaja 60,10), sie werden nicht zum Zwecke der Verteidigung existieren, und ihre Tore werden ständig geöffnet sein (Jesaja 60,11). Wir lesen in Jesaja 60,18, dass man, mit Ausnahme des Angriffs der asiatischen Horden zu Beginn und eines ähnlichen Ereignisses zu Ende des Millenniums, „[n]icht mehr von Gewalttat hören [wird] in deinem Land, von Verwüstung und Zusammenbruch in deinen Grenzen; sondern deine Mauern wirst du Rettung [oder Heil] nennen und deine Tore Ruhm [oder Lob]“ (Elberfelder Bibel).
Außerdem wird Gott, die „Herrlichkeit in seiner [Jerusalems] Mitte sein“ (vergleichen Sie Sacharja 2,9; Elberfelder Bibel).
Der Kommentar von Jamieson, Fausset and Brown bietet folgende Erklärung an:
„Die gleiche Kombination von ‚Herrlichkeit und Verteidigung‘ [oder ‚Schutz‘] findet sich in Jesaja 4,5, in Anspielung auf die Säule aus Wolke und Feuer, die Israel in der Wüste verteidigt und erleuchtet hat… So wie Gott ihre ‚Herrlichkeit‘ sein wird, so wird sie auch seine ‚Herrlichkeit‘ sein ([Jesaja] 62,2).“
Mit diesem Einblick in Jerusalems glorreiche Zukunft wurde Sacharja, der als „junge[r] Mann“ beschrieben wird (Sacharja 2,8), inspiriert, die Menschen seiner Zeit zu ermutigen, eifrig und fleißig bei der Erfüllung ihrer Verpflichtung zu werden – das physische Jerusalem wieder aufzubauen.
Der Broadman Bible Commentary erklärt:
„Diese Botschaft findet direkte Anwendung auf die vorliegende Aufgabe. Wenn der wichtigste Aspekt der wiederaufgebauten und wiederbewohnten Stadt die Gegenwart Gottes sein wird, dann muss die Bereitschaft zu dem Bau des Tempels oberste Priorität haben.“
Ebenso sorgfältig und gewissenhaft muss das Volk Gottes heute darin sein, seine Aufgabe und seinen Auftrag zu erfüllen—das Evangelium vom herrlichen Reich Gottes in der ganzen Welt zu einem Zeugnis zu predigen und die Zeit anzukündigen, die uns unmittelbar bevorsteht. Diese Verkündigung beinhaltet, dass Jesus Christus, der Messias, Jerusalem hier auf Erden wiederherstellen und zu seiner königlichen Wohnstätte während des Millenniums machen wird (vergleichen Sie Jesaja 2,1-4).
Autor: Norbert Link, mit zusätzlichem Material von Dave Harris
Ursprüngliche Übersetzung aus dem Englischen: Daniel Blasinger