Lehre Uns zu Beten – Teil 15 („Im Namen Jesu Christi“)

Das ist der 15. Teil der erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre, „Teach Us to Pray“ („Lehre Uns zu Beten!“).

„Im Namen Jesu Christi“

Christus sagt wahren bekehrten Christen und jenen, die die Wahrheit erkannt haben, danach leben wollen und sich nach Reue und Glaubensgehorsam auf dem Weg zu ihrer Taufe befinden, dass sie das Privileg haben, zum Vater im „Namen Jesu Christi“ beten zu dürfen (Vergleichen Sie zum Beispiel Johannes 16,23: „… Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“). Was genau bedeutet es, zu Gott dem Vater im Namen Jesu Christi zu beten?

Wir werden einige interessante Passagen betrachten, in denen das Konzept aufgegriffen wird, im Namen Jesu Christi zu beten, zu sprechen und zu handeln. Beachten Sie, was uns diese Passagen vermitteln.

Die Bedeutung des Namens Christi

Wenn wir im Namen Jesu Christi beten, dann müssen wir uns stets der BEDEUTUNG seines Namens bewusst sein.

Epheser 1,20-21 zeigt uns, dass der Name Christi über allen anderen Namen steht. Philipper 2,9-11 fügt an, dass Gott Christus erhöht und ihm einen Namen gegeben hat, der höher als alle anderen Namen ist, und dass sich im Namen Jesu Christi alle Knie beugen sollen. Den Menschen ist kein anderer Name gegeben als der Name Jesu Christi, durch den wir gerettet werden können (Apostelgeschichte 4,12). Hebräer 1,4 erklärt schließlich, dass Christus so viel höher geworden ist als die Engel, und dass sein Name, den er ererbt hat, höher ist als ihr Name.

Wir gehören Christus an

Die bloße Tatsache, dass jemand etwas „im Namen Jesu Christi“ sagt oder tut, bedeutet keineswegs, dass er erhört oder von Gott angenommen wird. In Matthäus 7,22-23 lesen wir, dass Menschen im Namen Christi weissagten, Dämonen austrieben und große Werke ausübten, aber Christus sagte zu ihnen, dass er sie nie gekannt hat.

Andererseits trieb jemand laut Markus 9,38-41 Dämonen in Christi Namen aus, der nicht Teil der zwölf Apostel war. Den Aposteln, die gegen dessen Vorgehen Einwände erhoben, sagte Christus, dass sie ihn nicht daran hindern sollten, in seinem Namen Wunder zu wirken. Er fuhr fort zu erklären, dass es jemandem „nicht unvergolten bleiben“ wird (Vers 41), wenn er Christi Jüngern in Christi Namen einen Becher Wasser gibt, weil sie Christus angehören.

Wir sehen, dass das Konzept „im Namen Jesu Christi“ die Tatsache beinhaltet, dass man „Christus angehört.“ Die Menschen, die in Matthäus 7,22-23 erwähnt werden, gehörten nicht zu Christus, so dass ihre Worte oder Taten „im Namen Christi“ ohne Bedeutung waren.

Beachten Sie ein weiteres Beispiel in Apostelgeschichte 19,13-17, das zeigt, dass der Ausdruck „im Namen Jesu Christi“ keineswegs als eine Art Floskel oder magischer Ausdruck verwendet werden darf, auch nicht im Gebet. Ebenso darf er nicht als eine gedankenlose Wiederholung verwendet werden. In dieser Schriftstelle versuchten Zauberer vergeblich, Dämonen auszutreiben, indem sie über Besessenen den Namen Jesu Christi nannten, weil sie gesehen hatten, wie Paulus Austreibungen im Namen Jesu vollbracht hatte (vergleichen Sie Apostelgeschichte 16,18). Sie waren dazu jedoch nicht in der Lage, da sie Christus nicht angehörten. Sie versuchten den Namen Jesu Christi einfach wie eine Art „magische Formel“ anzuwenden.

Der Name Christi identifiziert und beschreibt Christus

Wenn wir von Christi Namen sprechen, so reden wir von Christus selbst. Wenn wir verstehen, wie groß SEIN NAME ist, dann können wir beginnen zu verstehen, wie groß ER ist, und wenn wir begreifen, dass wir nur durch den Namen Christi gerettet werden können, dann können wir erkennen, dass wir nur durch Christus selbst gerettet werden können.

Matthäus 12,21 sagt, dass die Heiden auf den Namen Christi hoffen werden. (Die Menge Bibel schreibt: „… auf seinen Namen werden die Heidenvölker ihre Hoffnung setzen.“) Matthäus 18,5 sagt, dass wir Christus aufnehmen, wenn wir im Namen Christi ein Kind aufnehmen. Und Matthäus 18,20 sagt, dass Christus mitten unter zwei oder drei Jüngern ist, die in seinem Namen versammelt sind.

Matthäus 28,19-20 zitiert die Worte Christi wie folgt: „… machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen [in den Besitz] des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes [die Gottfamilie, die gegenwärtig aus dem Vater und dem Sohn besteht, die beide durch die Kraft des Heiligen Geistes wirken] und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe…“ Aber wir lesen ebenfalls, dass wir auf den Namen oder in den Besitz Jesu Christi getauft werden müssen (Apostelgeschichte 2,38). Dies bedeutet, dass wir auf oder in ihn hinein getauft werden. Wir sind in den Tod Jesu Christi getauft (Römer 6,3), und wenn wir in ihn hinein getauft wurden (vgl. Römer 6,3 in der Schlachterbibel), dann haben wir ihn angezogen, wie Galater 3,27 erklärt.

Für diejenigen, die in richtiger Weise getauft worden sind, gilt, dass sie mit Christus durch die Taufe begraben und mit Christus auferweckt wurden (Kolosser 2,12-13). Sie sind mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden (Kolosser 2,20; 3,1). Erneut erkennen wir, dass in seinen Namen hinein getauft zu werden bedeutet, in ihn hinein getauft zu werden.

Apostelgeschichte 21,13 sagt uns, dass Paulus gewillt war, für den Namen des Herrn Jesus zu sterben; das heißt für alles, wofür Christus steht. Man könnte auch sagen, Paulus war gewillt, für Jesus Christus zu sterben.

Römer 10,13-14 trifft eine identische Aussage. Jene, die Gott anrufen (Vers 14), rufen den Namen des Herrn an (Vers 13). Weitere Beispiele können im Buch der Offenbarung gefunden werden. In Offenbarung 13,6 wird uns gesagt, dass das Tier „… sein Maul auf[tat] zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen…“ Offenbarung 15,4 sagt uns: „Wer sollte DICH, Herr, nicht fürchten und DEINEN Namen nicht preisen? … alle Völker werden kommen und anbeten vor dir…“ Offenbarung 16,9 führt aus: „Und die Menschen… lästerten den Namen Gottes… und bekehrten sich nicht, ihm die Ehre zu geben.“ Vers 11 sagt: „… und [sie] lästerten Gott im Himmel… und bekehrten sich nicht…“ Und Vers 21 sagt: „… und die Menschen lästerten Gott…“

„Im Namen Jesu Christi“ zu beten bedeutet, „in Christus“ zu beten. Aber was genau ist damit gemeint?

Im Namen Jesu Christi bedeutet „durch seine gegenwärtige Kraft“

Wenn wir etwas im Namen Jesu Christi tun, dann erkennen wir seine großartige Macht an, durch die er wirkt.

Apostelgeschichte 3,6 sagt, dass Petrus einen lahmen Menschen heilte, indem er ihn „… [i]m Namen Jesu Christi von Nazareth…“ aufforderte, aufzustehen und umherzugehen. Apostelgeschichte 3,16 sagt, dass durch den Glauben an Christi Namen dieser Name einen Menschen geheilt hat und dass der Glaube, der durch Christus gewirkt hat, dieses Wunder vollbrachte.

Apostelgeschichte 4,7 berichtet, dass der Hohepriester Petrus fragte: „… Durch welche Kraft [dunamis im Griechischen, ein Verweis auf die Kraft von Gottes Geist] oder in welchem Namen habt ihr“ diesen Menschen geheilt? (Schlachterbibel). In Vers 10 lesen wir die Antwort des Petrus: Ich tat es „… [i]m Namen Jesu Christi von Nazareth… durch ihn steht dieser hier gesund vor euch.“

Es war Christus, der den Mann heilte. Im Grunde sagte Petrus zu dem Lahmen: Ich gebiete Dir im Namen Jesu Christi, aufzustehen—was bedeutet, ich gebiete dir aufzustehen in der Gewissheit, dass dich Christus heilen wird.

Wir lesen auch in 1.Korinther 5,4-5, dass Paulus in Bezug auf einen Kirchenausschluss sagte: „…wenn ihr in dem Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid und mein Geist samt der Kraft unseres Herrn Jesus bei euch ist… “ Paulus bezog sich auf die Tatsache, dass die Kraft Jesu Christi anwesend war. Dies bedeutet, dass CHRISTUS durch die Kraft des Heiligen Geistes anwesend war. Mit diesem Wissen konnte Paulus ihnen sagen, etwas im Namen Jesu Christi zu tun, da Christi Kraft und seine Gegenwart präsent waren. Anders ausgedrückt, sagte Paulus den Ältesten, dass Christus diesen Menschen durch sie ausschließen würde. Das gleiche Prinzip gilt, wenn Gottes Prediger jemanden auf oder in den Namen Christi taufen. Tatsächlich ist es Christus, der die Taufe durchführt, indem er seine menschlichen Diener als Werkzeuge benutzt.

Wenn wir im Namen Jesu Christi beten, dann wird Christus es ausführen

Johannes 14,13-14 sagt uns, dass Christus tun wird, was immer wir von dem Vater im Namen Christi erbitten.

Die Ryrie Studienbibel kommentiert diesen Vers wie folgt: „Das ist keine Formel, die an das Ende von Gebeten angehängt werden müsste, sondern der Ausdruck bedeutet, für dieselben Dinge zu bitten, von denen auch Jesus wünschen würde, dass sie vollbracht werden. Es ist, als wenn man eine Vollmacht nutzt, die ein sehr geliebter Mensch einem verliehen hat.“

Der Commentary on the Whole Bible von Jamieson, Fausset and Brown erklärt: „… was immer ihr in meinem Namen erbittet, das werde ICH – als euer Mittler – ausführen.“

Matthew Henry´s Commentary stellt fest: „Sie sollten seinen Verdienst und seine Fürsprache erbitten, und darauf vertrauen… Der Name Christi ist ein guter Name und im Himmel wohlbekannt… Durch den Glauben an seinen Namen mögen wir erhalten, worum wir gebeten haben.“

Der Broadman Bible Commentary fügt an, dass wir „… in Übereinstimmung mit seinem Charakter“ beten sollen.

Aber WIE wird Christus es tun? WARUM wird ER es tun? Und WAS genau wird er tun?

In Seinem Namen bedeutet „durch Christus“

Johannes 14,26 sagt, dass uns der Vater seinen Heiligen Geist im Namen Jesu Christi senden wird. Titus 3,5-6 sagt, dass der Vater uns den Heiligen Geist durch Jesus Christus gibt. Tatsächlich ist es Christus, der den Heiligen Geist vom Vater erhält, um ihn dann in uns auszugießen (Apostelgeschichte 2,33; Johannes 15,26). [Zusätzlich gibt uns Christus auch seinen Heiligen Geist, sodass sowohl der Geist des Vaters als auch der Geist Christi in einem bekehrten Christen wohnen, oder anders gesagt: Der Vater und Jesus Christus wohnen in uns durch ihren Heiligen Geist.]

Wenn der Vater uns den Heiligen Geist in Christi Namen gibt, so gibt er uns den Geist durch Christus. Wenn wir zum Vater im Namen Jesu Christi beten, so beten wir zum Vater durch Christus. Aber wie geschieht dies, und was bedeutet es?

Wir lesen in Römer 7,25, dass Paulus Gott durch unseren Herrn Jesus Christus dankt. In 1.Korinther 15,57 fügt er an, dass Gott uns den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus gibt. Auf irgendeine Art und Weise TUT Christus etwas. Wenn wir zum Vater im Namen Jesu Christi beten, dann erwarten wir, dass Christus etwas tut!

Beachten Sie Hebräer 13,20-21, wo wir lesen, dass Gott uns durch Jesus Christus vollenden wird (Elberfelder Bibel). Philipper 4,13 besagt, dass Paulus alle Dinge durch Jesus Christus zu tun vermochte, der ihn stark gemacht hatte (Schlachterbibel).

Wie erwähnt, besagt Johannes 16,23-24, dass der Vater uns geben wird, worum wir ihn in Christi Namen bitten, und wenn wir im Namen Jesu Christi darum bitten, werden wir es erhalten. Wir haben jedoch zuvor gelesen, dass Christus dies tun wird. Somit verstehen wir also, dass der Vater es durch Jesus Christus tut! Einfach ausgedrückt, der Vater gibt das Gewünschte an Jesus Christus, und Jesus Christus gibt es weiter an uns.

Christus unser Mittler

Aber es gibt noch mehr zu sagen. Wenn wir zum Vater im Namen Jesu Christi beten, dann bedeutet dies nicht nur, dass der Vater, wenn er unser Gebet beantwortet, durch Jesus Christus wirkt, sondern auch, dass wir die Rolle und Funktion Christi in unserem Gebet anerkennen, indem wir erwarten, dass Christus etwas tut, wenn wir beten. Wir beten durch Christus, wenn wir zu dem Vater im Namen Jesu Christi beten—in der Erwartung, dass Christus uns unterstützt und etwas im Hinblick auf unser Gebet bewirkt.

Der Commentary on the Whole Bible von Jamieson, Fausset and Brown erklärt, dass Christus der lebendige Dirigent unserer Bitte nach oben und der Antwort von oben ist.

In den Worten des Paulus in 2.Thessalonicher 3,6 lesen wir, dass er den Geschwistern im Namen unseres Herrn Jesus Christus einen Befehl gab. In Vers 12 gebot er ihnen und ermahnte sie in dem Herrn Jesus Christus. (Die Schlachterbibel übersetzt: „Solchen gebieten wir und ermahnen sie im Auftrag unseres Herrn Jesus Christus.“) In Kolosser 3,17 lesen wir: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“

Wenn wir etwas im Namen Jesu Christi beten oder sagen, so sagen wir es nicht nur mit oder aufgrund seiner Autorität und in seinem Auftrag, sondern wir sprechen tatsächlich durch Jesus Christus.

Sie mögen sich fragen, wie dies möglich sein kann. Lassen Sie uns eine Schlüsselstelle in der Schrift betrachten, die beleuchtet, was geschieht, wenn wir im Namen Christi beten. 2.Korinther 5,18-20 sagt uns: „Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (Schlachterbibel).

Diese Schriftstelle sagt uns, dass uns Gott, der in Jesus Christus war, durch Jesus Christus mit sich selbst versöhnt hat. Paulus sagte, dass er und die anderen Jünger Botschafter für Christus seien. Sie handelten, als ob Gott selbst durch sie bitten würde. Sie flehten die Mitglieder im Namen Christi an.

In gleicher Weise bitten wir Christus darum, uns vor dem Vater zu vertreten, wenn wir zum Vater im Namen Christi beten. Wir sind Botschafter von Christus; wir repräsentieren Christus, der für uns zum Vater betet. Er ist unser Mittler, unser Fürsprecher und unser Anwalt. Vergleichen Sie 1.Timotheus 2,5: „Denn es ist… ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.“

Beachten Sie auch 1.Johannes 2,1: „… Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“

Christus kam im Namen des Vaters, als sein Repräsentant. Der Vater lebte in Christus und tat seine Werke in und durch Christus.

Wie der Vater seine Werke durch Christus tat, so tut Christus seine Werke in und durch uns. Dies beinhaltet auch das Gebet. Christus lebt in uns, und wenn wir im Namen Christi beten, so ist es tatsächlich Christus, der uns den Sinn für die richtigen Worte gibt, und er ist derjenige, der dem Vater sogar vermittelt, was wir sagen wollten, aber nicht die richtigen Worte fanden, um es auszudrücken. Dies trifft ganz klar auf bekehrte Christen zu. Doch wie eingangs erwähnt, können auch jene, die die Wahrheit erkannt haben, danach leben wollen und sich nach Reue und Glaubensgehorsam auf dem Weg zu ihrer Taufe befinden, im Namen Christi beten, weil sein Geist bereits mit ihnen wirkt, auch wenn er noch nicht in ihnen ist, was erst im Zeitpunkt der Taufe der Fall sein wird.

Wir lesen, dass der Geist uns vor Gott vertritt, wenn wir beten (vergleichen Sie Römer 8,26-27). Vers 34 macht deutlich, dass es in Wirklichkeit Christus durch seinen Geist ist, der für uns Fürsprache hält oder für unsere Sache eintritt. Er ist der letzte Adam, der lebendig macht—ein lebendig-machender Geist (1.Korinther 15,45). Für eine ausführlichere Erörterung lesen Sie bitte die Seiten 13 und 14 unserer kostenlosen Broschüre „Ist Gott eine Dreieinigkeit?

Wie können wir nun Johannes 16,26-27 verstehen, wo wir lesen: „An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“

Sagt diese Schriftstelle aus, dass Christus NICHT für uns zum Vater betet?

Der Commentary on the Whole Bible von Jamieson, Fausset and Brown erklärt: „Christus betet für sein Volk zum Vater, jedoch nicht, damit er diesem sein unwilliges Ohr zuneigt… Es bedeutet keineswegs, dass der Vater nicht schon von sich selbst aus gesinnt ist zu helfen.“

Die Ryrie Studienbibel stimmt dem zu: „Den Vater über [oder besser „durch“, wie die englische Originalausgabe der Ryrie Studienbibel sagt] den Sohn anzusprechen, ist seitdem eine übliche christliche Praxis.“

Es ist wahr, dass der Vater unsere Gedanken kennt, und er weiß, was wir sagen wollen, bevor wir es aussprechen. Christus sagte, dass er den Vater nicht bitten würde, uns zu geben, was wir benötigen, denn der Vater liebt uns selbst. Die Betonung liegt hier auf der Liebe des Vaters. Christus stellte klar, dass es nicht darum gehen kann, dass er den Vater für uns bitten muss, weil der Vater uns nicht liebt. Er liebt uns, weil wir Christus geliebt haben. Doch Christus IST unser Mittler, der MENSCH wurde und deshalb Mitgefühl für unsere Schwächen hat. Von daher kann er in unserem Interesse zum Vater sprechen. Er bittet für uns—aber nicht, weil uns der Vater nicht lieben würde.

Wenn wir zum Vater durch den in uns lebenden Christus sprechen (oder, wie oben gesagt, durch Christus, der mit und bei uns ist), so ist es Christus, der uns inspiriert, und es ist so, als ob er das Reden übernimmt (was er ja auch tatsachlich tut, wenn er uns bei dem Vater vertritt). Christus sagte zum Beispiel, dass er uns in Zeiten der Verfolgung durch den Heiligen Geist das lehren wird, was wir sagen sollen (vergleichen Sie Lukas 21,14-15; 12,11-12). Er sagt uns in Matthäus 10,20: „Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“ (vgl. auch Markus 13,11).

Wir handeln als Repräsentanten Christi, genauso, wie ein Polizist ein Repräsentant der Polizei und des Gesetzes ist. Möglicherweise sagt er, dass er „im Namen des Gesetzes“ handelt. Wenn er dies sagt, so repräsentiert er das Gesetz, und das Gesetz spricht durch ihn. In gleicher Weise spricht Christus durch uns, wenn wir ihn repräsentieren.

Wir haben auch gesehen, dass wir zum Vater durch Christus beten, wenn wir zum Vater in Christi Namen beten, und dass wir dabei Christi Rolle und Funktion als unseren Mittler und Anwalt anerkennen.

Christus spricht durch uns, und wir sprechen durch Christus. Schließlich lebt Christus in uns (2.Korinther 13,5). Christus lebte in Paulus, und Paulus lebte im Glauben Christi, des Sohnes Gottes (Galater 2,20; neue Lutherbibel 2009), auch wenn er zu Menschen sprach und wenn er zu Gott betete. Beachten Sie, dass Paulus in 2.Korinther 13,3 darauf hinweist, dass ihr „ja einen Beweis [verlangt], dass Christus in mir redet…“ Da Christus in Paulus lebte, sprach er durch Paulus und für ihn.

Wenn wir im Namen Jesu Christi zu Gott dem Vater beten, dann tun wir dies durch Christus selbst. In gewissem Sinne bitten wir Christus, dem Vater unsere Gebete in der von uns beabsichtigten Weise zu vermitteln.

Nehmen Sie diese letzten Schriftstellen als Beweis für diese Behauptung:

Hebräer 9,24 sagt uns, dass Christus HEUTE in der Gegenwart Gottes des Vaters erscheint, JETZT, jedes Mal, wenn wir in seinem Namen beten. Hebräer 7,25 sagt: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Und Hebräer 13,15 fügt an: „So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Diese Schriftstellen sagen uns, dass wir durch Jesus Christus zu Gott dem Vater beten.

Zusammenfassung

Da wir Christus angehören, gestattet Christus uns, Dinge in seinem herrlichen und allmächtigen Namen zu sagen und zu tun. Das heißt, wir können durch die Kraft seines Heiligen Geistes in uns Dinge vollbringen.

Wenn wir zu dem Vater im Namen Christi beten, dann bitten wir Christus darum, für uns zu handeln. Wir sprechen zu Gott dem Vater durch Christus; d.h., Christus hilft uns dabei, dem Vater gegenüber auszudrücken, was wir denken, wie wir uns fühlen und was wir durchmachen. Manchmal mögen wir nicht genau wissen, was wir sagen sollen, aber Christus hilft uns durch seinen Geist bei unseren Schwachheiten.

Wenn wir ein Gebet mit den Worten „im Namen Jesu Christi“ abschließen, dann sollten wir sicherstellen, dass wir dies auch sagen KÖNNEN—dass Christus wirklich durch uns spricht und für uns eintreten kann und wird. Die Warnung hierbei ist, dass das bloße Aussprechen der Worte „im Namen Jesu Christi“ leicht zu einer vergeblichen Wiederholung werden kann. Um zu verhindern, dass dies geschieht, müssen wir uns der Bedeutung äußerst bewusst sein, und wenn wir diesen Ausdruck verwenden, dann müssen wir die damit einhergehende große Verantwortung und die Verbindlichkeit für uns begreifen.

Wenn wir die Worte „im Namen Jesu Christi“ verwenden, muss uns die Tatsache klar sein, dass wir in diesem Moment Christus bitten, für uns als unser Mittler, Fürsprecher und Anwalt zu handeln. Sodann sagen wir damit dem Vater, dass uns klar ist, dass Christus jetzt stellvertretend für uns als unser barmherziger Hohepriester eintritt; dass er für unsere Sache plädiert und dem Vater unsere intimsten Gefühle und Versuchungen vermittelt sowie unseren persönlichen Kampf mit uns selbst und unserer menschlichen Natur.

Christus hat versprochen, dass er für uns das tun wird, was wir erbitten, wenn wir in seinem Namen zum Vater beten. Der Vater wird unser Gebet durch Christus beantworten. Aber wir müssen den Vater auf angemessene Weise bitten und mit dem richtigen Verständnis davon, was es bedeutet, „im Namen Jesu Christi“ zu beten.

Verfasser: Norbert Link

(Fortsetzung folgt)