„Lasset uns Menschen machen…“

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Was meint Gott, wenn er in 1. Mose 1, 26 sagt: „Lasset UNS Menschen machen, ein Bild, das UNS gleich sei.“

Warum spricht Gott hier von sich in der Pluralform?

Bezieht sich dies auf Gott und Engel?

In seinem „Kommentar über das Alte Testament“ schreibt Adam Clarke auf den Seiten 38 und 39:

„Einige haben gemeint, daß Gott hier zu Engeln spricht, wenn er sagt: ‚Lasset uns Menschen machen‘, aber damit dies eine akzeptable Interpretation wird, müssen solche Menschen beweisen…, daß Engel ebenfalls nach dem Bilde Gottes erschaffen sind, welches Bild Gott gleich ist. Wenn sie nicht nach Gottes Bild erschaffen sind, kann es nicht heißen: ’nach UNSEREM Bild‘, und es ergibt sich nirgendwo aus den heiligen Schriften, daß irgendeine andere Kreatur als der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist.“

Ist das Wort „uns“ nur eine grammatische Form oder Redeweise, die die Gelehrten „Pluralis maiestatis“ oder „Pluralis maiestaticus“ nennen — vergleichbar mit einem König, der heute sagen würde: „Wir, König von England, haben hiermit bestimmt…“?

Historische Bücher und Nachschlagewerke machen deutlich, daß die frühen Hebräer mit diesem Konzept nicht vertraut waren, und daß es erst später von den Griechen entwickelt und sodann von den Römern übernommen wurde.

So lesen wir z.B. im Dtv-Lexikon, unter „Plural“, folgendes:

„Plur’alis maiest’atis oder maiest’aticus [lat. ‚die Mehrzahl der Erhabenheit‘], die Mehrzahl ‚wir‘, wenn sie von einer redenden Person (z.B. von Fürsten) statt der Einzahl ‚ich‘ gebraucht wird. Der Pluralis maiestatis ist an den hellenistischen Höfen entstanden und kam über Rom in das monarchische Titelwesen der Neuzeit.“

Sodann findet sich eine interessante Aussage in George Knight’s Buch „Eine christliche Theologie des Alten Testamentes“, das 1959 in England erschienen ist. Es heißt auf Seite 66:

„Einige haben gesagt, daß dieser Plural ein pluralis maiestatis ist. Doch dies bedeutet, in die hebräische Sprache eine moderne Ausdrucksweise hineinzulesen. Soweit uns die biblischen Berichte helfen können, werden die Könige von Juda und Israel immer im Singular angesprochen.“

Die einzige Erklärung ist also, daß Gott aus mehr als aus nur einer Person bestehen muß. Diese Schlußfolgerung wird durch die Tatsache unterstützt, daß das hebräische Wort „ELOHIM“, das in 1. Mose 1, 26 mit „Gott“ übersetzt wird, ein plurales Wort sein kann. D.h., dieses Wort kann, obwohl es von der Grammatik her im Singular gebraucht wird, von der Bedeutung her, d.h. dem Sinne nach, Plural sein. Wir sprechen z.B. von einem Klub, von einer Kirche oder von einer Familie. Dies sind singulare Wörter, aber eine Familie besteht aus mehr als aus nur einem Mitglied. Das Gleiche gilt für einen Klub oder eine Kirche. Wir haben einen Klub, aber wenn der Klub nur aus einem Mitglied bestehen würde, hätten wir in Wirklichkeit keinen Klub.

Viele Kommentare stellen klar und deutlich heraus, daß das hebräische Wort ELOHIM ein plurales Wort sein KANN, d.h. ein Wort, das manchmal von der Form her im Singular gebraucht wird, aber eine plurale Bedeutung hat.

Z.B. findet sich folgende Aussage in dem Kommentar von Adam Clarke: „Das Wort ELOHIM, Gott, ist mit Sicherheit die plurale Form von El oder Eloah, und ist schon seit langem von vielen Gelehrten so aufgefaßt worden, daß es eine Pluralität von Personen in der Gottheit andeutet.“

Adam Clarke fährt dann fort zu erklären, daß das singulare Verb „schuf“, das dem pluralen Hauptwort Elohim oder Gott folgt, auf die Einheit und Einigkeit der göttlichen Personen hinweist. Es herrschte also totales Einverständnis zwischen ihnen, als sie den Menschen schufen.

Später wendet sich Adam Clarke gegen den Versuch einiger zu behaupten, daß das Wort ELOHIM kein plurales Wort sei. Er schreibt:

„Einige Christen haben sogar voller Verzweiflung versucht zu beweisen, daß das Wort Elohim ein Hauptwort sei, das lediglich singulare Bedeutung hat. Doch dies hat niemand jemals beweisen können. Es wäre dann ebenfalls möglich zu beweisen, daß es überhaupt keine Mehrzahl in der Sprache gibt.“

Ein anderer Kommentar, „Jamieson, Fausset and Brown“, hat folgendes über das Wort ELOHIM zu sagen:

„Eine bemerkenswerte Besonderheit findet sich im Hinblick auf dieses Wort (Elohim); denn es ist ein plurales Hauptwort, das in Beziehung gebracht wird zu einem singularen Verb… Sowohl dieser Wechsel von singularen und pluralen Formen, als auch die häufigeVerbindung beider Formen im gleichen Satz, stellt eine Besonderheit im Hebräischen dar, die sich kaum in einer anderen Sprache findet… Dies war nicht etwa das Resultat eines grammatischen Defektes, da das Wort (Elohim) nämlich bereits in der singularen Form existierte… Deshalb müssen wir zu dem Ergebnis kommen, daß der plurale Gebrauch dieses Wortes (Elohim) etwas in verschleierter Form lehrt, zu Beginn der Bibel, das in späteren Stellen klar offenbart wird — nämlich daß, obwohl Gott eins ist, eine Pluralität in der Gottheit besteht, die zusammen an der Schöpfung beteiligt war.“

George Knight erklärt in „Eine christliche Theologie des Alten Testamentes“, daß das hebräische Wort „Adam“, mit „Mensch“ übersetzt, sich auf den individuellen Menschen Adam, auf den Menschen als Gattung, oder sogar auf Mann und Frau beziehen kann. Und daß die Bibel gleichwohl sagt, daß die zwei eins sind. Knight geht sodann näher auf das Wort ELOHIM ein, wenn er schreibt:

„Die Hauptwörter mayim, für Wasser, shamayim, für Himmel, und gewisse andere plurale Wörter, die sich von einer singularen Wurzel ableiten, wie z.B. ne’urim, Jugend, bilden eine Kategorie, zu der auch das Wort ELOHIM gehört… Wasser, z.B., kann als individuelle Regentropfen oder als ein gewaltiger Ozean betrachtet werden. Doch es ist in beiden Fällen das gleiche Wasser… Wasser ist sowohl Singular als auch Plural… In gleicher Weise lesen wir, daß Elohim sagt: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. Wir haben bereits erklärt, daß Adam, das hier mit Mensch übersetzt wird, sowohl Singular als auch Plural ist…“

George Knight macht also deutlich, daß sowohl Elohim als auch Adam Singular oder Plural sein können, je nach dem Zusammenhang.

Einige haben behauptet, daß das Wort ELOHIM, wenn es sich auf den Gott Israels bezieht, IMMER mit einem singluaren Verb gebraucht wird, was beweisen soll, daß Gott nur EINE Person, EIN Wesen, sein könne.

Zunächst einmal ist dies eine Frage der Grammatik und keine Frage der Bedeutung. Wir sagen ja auch nicht: „Die Familie sind“, sondern: „Die Familie ist“, und wir verstehen gleichwohl, daß eine Familie mehr als nur EIN Familienmitglied hat.

Nehmen wir das Wort „Polizei“ als Beispiel. Es kann auf nur einen Polizisten hinweisen, der von sich selbst sagt: „Hier steht die Polizei!“ Es kann sich aber auch auf viele Polizisten beziehen, oder auf die Polizei als eine Gesamtheit, eine Organisation. Gleichwohl ist das Verb, das im Zusammenhang mit Polizei gebraucht wird, immer Singular.

Sodann zeigen uns Kommentare sogar, daß in verschiedenen Stellen im Hebräischen das Wort ELOHIM, wenn es sich auf den Gott Israels des Alten Testamentes bezieht, zusammen mit einem pluralen Verb gebraucht wird — was natürlich die plurale Bedeutung der Gottheit beweist.

Z.B. wird in 1.Mose 35,6-7 davon gesprochen, daß sich Gott, Elohim, dem Jakob „offenbart“. Das Wort „offenbart“ ist Plural im Hebräischen.

Weiter lesen wir in 1. Mose 20,13, daß Gott (Elohim) den Abraham aus seines Vaters Hause „wandern hieß“. Das Wort „hieß“ ist ebenfalls Plural im Hebräischen.

Schließlich lesen wir in 2. Samuel 7,23, daß Gott (Elohim) „hingegangen“ ist, sein Volk zu erlösen. Das Wort „hingegangen“ ist Plural im Hebräischen.

Im Buch Prediger, Kapitel 12, Vers 1, lesen wir sodann, daß der Jüngling an seinen „Schöpfer“, also an Gott, denken soll. Im hebräischen Original steht das Wort „Schöpfer“ im Plural.

Das Buch Jesaja enthält ein weiteres Beispiel für die Pluralität Gottes, und zwar im 54. Kapitel, Vers 5. Die Übersetzung in der revidierten Lutherbibel ist eine unglückliche Verstümmelung. Wir lesen dort: „Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann — Herr Zebaoth heißt sein Name.“

Richtig aus dem Hebräischen übersetzt, muß die Stelle heißen: „Deine Schöpfer…deine Ehemänner.“

Sowohl „Schöpfer“ — Luther schreibt hier: „der dich gemacht hat“ — als auch „Männer“ oder „Ehemänner“ stehen im Plural.

Die Tatsache, daß das Wort „Schöpfer“, das sich auf den wahren Gott bezieht, im Plural steht, zeigt erneut, daß Gott aus mehr als aus nur einer Person bestehen muß.

Das Wort „Schöpfer“ bezieht sich auf Gott den Vater und auf Jesus Christus. Das Neue Testament zeigt uns ja, daß Gott der Vater alles durch Christus erschuf.

So heißt es z.B. in Hebräer 1,1-2: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.“

Sodann lesen wir in Johannes 1,1, in der Zürcher Bibel: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

Der Ausdruck „Wort“ ist die deutsche Übersetzung des griechischen Ausdrucks „Logos“. Johannes sagt uns also im ersten Vers des ersten Kapitels: „Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und der Logos war Gott.“

Die vollständige Konkordanz von Strong, „Lexika hebräischer und griechischer Wörter“, definiert „LOGOS“ wie folgt:

„…etwas Gesagtes…, göttliche Äußerung, SPRECHER, Sprache, (usw.)“

Somit war der Logos, also Christus, das Wort Gottes, der SPRECHER. Er war schon immer bei Gott dem Vater, aber er war gleichzeitig auch Gott, ein Mitglied der Gottfamilie.

Einige sagen, daß die Aussage in Johannes 1,1 („und das Wort war Gott“) eine Fehlübersetzung sei, und daß es wie folgt übersetzt werden müsse: „und das Wort war göttlich“. Man will damit leugnen, daß Christus Gott war, oder daß er vor seiner Geburt als Mensch als eigenständige Person existierte. Das griechische Wort für GÖTTLICH ist „theios“. Hier, in Johannes 1,1, steht jedoch nicht das griechische Wort „theios“, sondern das griechische Wort „theos“. Und „theos“ bedeutet Gott, nicht göttlich.

Die „Anchor Bible“ hat zu dieser Stelle folgendes zu sagen:

„Einige übersetzen: ‚Das Wort war göttlich‘. Doch dies ist zu schwach, denn es gibt im Griechischen ein Adjektiv für ‚göttlich‘ (theios), das der Autor aber gerade NICHT benutzen wollte… Die Übersetzung ‚Das Wort war Gott‘ ist ganz richtig.“

Von daher besteht Gott laut Bibel aus zwei Personen, dem Vater und dem Sohn. Und diese Pluralität in der Gottheit erklärt, warum wir in 1.Mose 1,26 lesen: „Lasset UNS Menschen machen, ein Bild, das UNS gleich sei.“