Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht

Dies sind fünf einfache Worte, aber ohne sie hätten wir keine Hoffnung. Alles, was wir zu erwarten hätten, wäre der Tod, ja sogar der ewige Tod.

Wenn wir Gottes Wort betrachten, dann sind dort viele Gesetze und Lebensweisen aufgeführt. Kurz bevor sie ihre Wanderschaft beenden und das Gelobte Land betreten sollten, wurde den Kindern Israels als physischer Nation eine umfassende Liste von Segnungen und Flüchen gegeben.  Die ersten 13 Verse von 5.Mose 28 beinhalten eine Liste von Verheißungen für das Wohl und die Gesundheit des Volkes. Gott nannte dem Volk Israel seine Voraussetzung: „…wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, genau gehorchst, dass du darauf achtest, all seine Gebote zu tun…“ (5.Mose 28,1; Elberfelder Bibel).

Jedoch im Rest des Kapitels, von Vers 15 bis Vers 68, das sind viermal so viele Verse, wurde dem Volk eine Liste von Flüchen und Krankheiten gegeben, die dann eintreten würden, wenn „…du nicht gehorchen wirst der Stimme des HERRN, deines Gottes, und wirst nicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte…“ (5.Mose 28,15). Ihnen wurden zwei Möglichkeiten gegeben, von denen die eine zu großem physischen Wohlstand führen würde, die andere hingegen zu Elend und Leid. Ein Weg würde zum Leben und zum Guten führen, der andere zum Tod und zum Schlimmen (5.Mose 30,15).

Selbst als Gott dem Volk für Gehorsam ein (langes physisches) Leben anbot, so wusste er doch, dass sie nicht das notwendige Herz hatten, ihm zu gehorchen. In 5.Mose 5,29 lesen wir: „Ach dass sie ein solches Herz hätten, mich zu fürchten und zu halten alle meine Gebote ihr Leben lang, auf dass es ihnen und ihren Kindern wohlginge ewiglich!“

Aber es gibt zahlreiche Bibelstellen, auch bei Hesekiel, wo wir lesen können: „Wenn aber der Gottlose sich abwendet von seiner Gottlosigkeit, die er begangen hat, und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er seine Seele am Leben erhalten. Weil er es eingesehen hat und umgekehrt ist von allen seinen Übertretungen, die er verübt hat, soll er gewiss leben und nicht sterben“ (Hesekiel 18,27-28; Schlachterbibel). Hier sehen wir ein Beispiel dafür, dass die Barmherzigkeit über das Gericht triumphiert. Dieser gottlose Mensch verdiente es, wegen seiner Sündhaftigkeit zu sterben, d.h. das gerechte Urteil zu empfangen, weil er jedoch bereute, versprach Gott, ihm Gnade zu erweisen.

Es gibt eine ähnliche Regelung im Neuen Testament, die für uns von Bedeutung ist. Die Bedingungen werden in Jakobus 2,13 genannt: „Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.“ Gott ist als ein barmherziger Gott bekannt (Joel 2,13). Und er möchte, dass wir ebenfalls barmherzig sind, so wie er es ist. Er möchte, dass wir seinen Charakter in uns entwickeln. Wir lesen das in Lukas 6,36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“

Dieses Thema durchzieht sowohl das Alte Testament als auch das Neuen Testament. In Micha 6,8 lesen wir: „Es wurde dir, Mensch, doch schon längst gesagt, was gut ist und wie Gott möchte, dass du leben sollst. Er fordert von euch nichts anderes, als dass ihr euch an das Recht haltet, liebevoll und barmherzig miteinander umgeht und demütig vor Gott euer Leben führt“ (Neues Leben. Die Bibel). Wenn wir die Barmherzigkeit lieben, dann werden wir auch selbst barmherzig sein. In Matthäus 23,23 lesen wir: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“ Christus macht hier deutlich, dass die Barmherzigkeit eine der gewichtigeren Anforderungen des Gesetzes ist. Daran müssen wir allezeit denken.

Wir verstehen, dass wir alle Sünder sind, die der Barmherzigkeit bedürfen (Römer 3,23), denn ohne Barmherzigkeit wäre das Urteil, das wir verdient hätten, der (ewige) Tod. Da wir also wissen, dass wir der Barmherzigkeit Gottes bedürfen, müssen wir unsererseits selbst Barmherzigkeit zeigen. Matthäus 5,7 sagt uns: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Sind wir also barmherzig, dann wird die Barmherzigkeit für uns über das Gericht triumphieren, wie es der Titel dieses Artikels bereits sagt. Und dies verleiht uns Hoffnung auf Vergebung unserer Sünden und auf das ewige Leben.

Verfasser: Paul Niehoff

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger