Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zwischen Freizeit- und medizinischem Marihuana unterscheiden. Freizeitdrogen zu sog. „Erholungszwecken“ werden auch mitunter als Partydrogen oder „Genussdrogen“ bezeichnet.
Die Bibel erwähnt Marihuana nicht speziell, aber sie gibt uns einige Prinzipien, die wir als Anleitung zu diesem Thema anwenden können. Wir werden zeigen, warum Marihuana für Erholungszwecke unter keinen Umständen von Christen konsumiert werden darf, aber warum unter bestimmten Umständen eine andere Perspektive in Betracht gezogen werden muss, wenn wir uns die Verwendung von medizinischem Marihuana betrachten.
In einem Artikel der Huffington Post mit dem Titel „Medizinisches Marihuana: Die Vor-und Nachteile von legalem Cannabis“ wird festgestellt:
„Die medizinische Verwendung von Marihuana ist bekanntlich bei der Behandlung von Übelkeit und anderen Nebenwirkungen von Chemotherapie von Vorteil. Sie hilft auch, den Appetit zu erhöhen, denn Patienten, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen, können eine Appetitsreduzierung erfahren. Sie senkt den Augeninnendruck bei Glaukom Patienten, verringert Spastizität und andere neurologische Symptome bei Multipler Sklerose…
„Wenn wir bedenken, dass Ärzte starke und suchterzeugende Medikamente gesetzlich verschreiben, wie Morphin, Codein, Oxycodon (OxyContin) und Hydromorphon (Dilaudid), um nur einige zu nennen, ist es schwer, die Rechtfertigung für das Verbot von medizinischem Cannabis zu sehen.“
Ein Mercola.com Artikel aus dem Jahre 2014 mit dem Titel „Die Vorteile von medizinischem Cannabis“ erklärt:
„Gute Kandidaten für medizinisches Cannabis sind diejenigen, die an verschiedenen Krebsarten leiden sowie an Gemütsstörungen, Schmerzstörungen, degenerativen neurologischen Störungen wie Dystonie, multipler Sklerose, Parkinson-Krankheit, PTBS, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Depressionen, Krämpfen, Panikattacken, Juckreiz, chronischen Schmerzen, Glaukom (Linderung des Augeninnendrucks), HIV, rheumatoider Arthritis, Schlafapnoe und dem Tourette-Syndrom.“
Die Washington Post schreibt folgendes in einem Artikel vom Dezember 2016 mit dem Titel: „Eine wirkungsvolle neue Form von medizinischem Marihuana, ohne das Hoch“:
„Was CBD [Cannabidiol, eine Zutat von Marihuana] besonders attraktiv macht, ist, dass es den Benutzer nicht “hoch” hält … Seine Sicherheit und fehlende Psychoaktivität untergräbt jegliches Argument, dass es illegal sein sollte … Studien haben gezeigt, dass CBD in Fällen von Herzkrankheit und Diabetes Vorteile bringen kann. Ein wichtiger Bereich der CBD-Forschung ist die Epilepsie… Patienten, die zusätzlich zu ihren üblichen Medikamenten CBD erhielten, hatten 39 Prozent weniger Krampfanfälle als Patienten, die ihre normale medikamentöse Behandlung beibehalten hatten…
„2012 zeigten deutsche Forscher, dass die Einnahme von CBD bei schizophrenen Patienten psychotische Symptome wie Halluzinationen und Denkstörungen reduziert. CBD scheint auch Anti-Krebs-Eigenschaften zu haben. Die Forscher Sean McAllister und Pierre Desprez haben am Forschungsinstitut des California Pacific Medical Center in San Francisco herausgefunden, dass CBD Krebszellen daran hindern kann, Metastasen zu bilden…“
Im Februar 2017 veröffentlichte die Website endoca.com diesen Artikel, „CBD medizinisches Marihuana ohne das Hoch“:
„Das Cannabinoid, das am berühmtesten oder vielleicht berüchtigtsten ist, ist THC oder … Tetrahydrocannabinol, bekannt für seine hohe oder euphorische Wirkung … Aber THC ist nur eines der vielen Cannabinoide. Nicht alle teilen seine psychoaktiven Eigenschaften.
„THC wird zur Behandlung von Schmerzen, Appetitverlust oder bei Krebs und HIV-Patienten, Übelkeit und vielen anderen Erkrankungen eingesetzt. Im Allgemeinen finden Züchter, dass Cannabispflanzen oder Hybride der Pflanze inverse Mengen dieser beiden Verbindungen enthalten. Mit anderen Worten, Stämme, die reich an CBD sind, haben einen geringen THC-Gehalt, und Stämme mit hohem THC-Gehalt weisen einen geringen Gehalt von CBD auf. Außerdem wirkt CBD den psychoaktiven Wirkungen von THC auf natürliche Weise entgegen…“
Die Patienten müssen jedoch verantwortungsbewusst genug sein, um zu wissen, was sie im jeweiligen Zustand einnehmen könnten oder sollten. Aufgrund der Rechtslage in vielen Ländern müssen sie vielfach unter ärztlicher Aufsicht stehen, und medizinisches Marihuana kann in solchen Fällen, wenn überhaupt, nur von einem zugelassenen und erfahrenen Arzt verschrieben werden, der auf medizinisches Marihuana spezialisiert ist. Es sollte ohnehin niemals auf „andere Weise“ erworben und eingenommen werden, wie z.B. auf dem „schwarzen Markt.“ Dies wäre auch deshalb problematisch, da es vielfach durch Vermischung Schadstoffe enthält.
In Deutschland sieht die Rechtslage nach einem Artikel des Deutschlandfunk Kultur vom 9.1.2018 zur Zeit so aus, dass seit der Legalisierung von Cannabis auf Rezept dem Arzt eine Krankenakte mit Vorbefunden vorgelegt werden muss, und erst wenn keine anderen Medikamente mehr helfen, Cannabis verschrieben werden darf. Leider ist es auch so, dass bei dem noch immer vorherrschenden Unverständnis im Hinblick auf die heilende Wirkung von Marihuana nur wenige Ärzte bereit sind, Cannabis zu verschreiben, und sodann Krankenkassen nur selten die Kosten übernehmen, sodass Cannabis vielfach auf Privatrezept verschrieben wird.
Wenn in einem gewissen Fall nach Abwägung aller Umstände (inklusive der Legalität in einem bestimmten Lande) der Gebrauch von medizinischem Marihuana sinnvoll erscheint, wie oben näher beschrieben, sind folgende Richtlinien aus theologischer Sicht zu beachten:
Das Rauchen von medizinischem Marihuana zusammen mit Tabak ist abzulehnen, da der damit verwendete Tabak ein Problem darstellt. Tabak kann zur Abhängigkeit führen und ist natürlich für die Gesundheit schädlich. Das Gleiche gilt für das Kauen oder Essen von Tabak.
Das Rauchen ohne Tabak, das Inhalieren oder das Verdampfen, z.B. im Zusammenhang mit Ölen, wäre akzeptabel. Das Essen von Marihuana wäre auch eine mögliche Lösung.
Genau wie bei allem, was wir tun, müssen wir vorsichtig sein und sicherstellen, dass wir unsere göttliche Charakterentwicklung nicht beeinträchtigen. Was den Gebrauch von Marihuana angeht, das nicht für medizinische Heilbehandlungen verwendet wird, sondern als „Genussdroge“ für Freizeitaktivitäten, lehnen dies die Church of the Eternal God (Kirche des Ewigen Gottes) und ihre angegliederten internationalen Mitgliedsorganisationen kategorisch ab, weil es dafür keine Rechtfertigung gibt und seine Verwendung zu emotionalen und psychologischen Problemen führen kann.
Wenn wir biblische Prinzipien auf den Gebrauch von Marihuana anwenden, müssen wir die folgenden Schriftstellen beachten:
Wir sollen Gott in Körper und Geist verherrlichen, und wir sollten nicht absichtlich Dinge tun, die unseren Körper verletzen, wie dies bei „entspannendem“ Freizeit-Marihuana der Fall sein könnte (1.Korinther 6,12-20).
Wir müssen nüchtern sein, und „entspannendes“ Freizeit-Marihuana kann unseren Geist beeinflussen (1.Petrus 5,8-9). Wir müssen unseren Körper disziplinieren und ihn unter Kontrolle halten (1.Korinther 9,27).
Wenn jedoch medizinisches Marihuana und seine unbestreitbaren Vorteile angesprochen werden, könnte sich ein anderes Bild ergeben. Letztlich ist es wie bei JEDEM Medikament eine individuelle Entscheidung. Die Kirche nimmt zu der individuellen Verwendung von Medikamenten grundsätzlich keine Stellung und billigt sie weder ausdrücklich, noch lehnt sie sie ab, aber biblische Prinzipien sollten im Auge behalten werden.
Natürlich dürfen keine Medikamente eingenommen werden, die unserer Gesundheit schaden oder unseren Körper und Geist beschädigen oder negativ beeinflussen.
Im Allgemeinen lesen wir in 1.Mose 1,29, dass Gott Kräuter geschaffen hat, die gut für den Verzehr und in einigen Fällen für Medizin sind.
Wir wissen, dass Gott alles erschaffen hat, aber wir müssen auch weise sein, um den Gebrauch von dem, das von Gott gemacht wurde, zu erkennen. Gott hat giftige Pilze erschaffen, aber wir wissen, dass sie tödlich sind und nicht konsumiert werden sollen. Gleiches gilt für den verbotenen Verzehr des Fleisches von unreinen Tieren. Gott schuf verschiedene natürliche Pflanzen, die als Nahrung, zur Verwendung als Material, und auch als Medizin gebraucht werden können. Es ist die Entscheidung des Einzelnen, was er oder sie zu welchem Zweck verwenden möchte. Jeder sollte für sich selbst die Nützlichkeit oder Schädlichkeit eines medizinischen Präparates herausfinden und sich sodann unter kompetenter ärztlicher Anleitung und in Anbetracht aller Umstände und gemäß den in diesem Artikel beschriebenen Richtlinien entscheiden, inwieweit ein bestimmtes Medikament im Einzelfall verwendet werden sollte.
Verfasser: Michael Link und Norbert Link