Frage: Welche biblischen Gründe untersagen einem Christen den Dienst an der Waffe?
Antwort: Verschiedene Grundsätze sind einschlaegig. Wir glauben, dass folgende biblische Prinzipien und Anordnungen unsere Überzeugung, den Dienst an der Waffe zu verweigern, am deutlichsten darstellen:
Ein wahrer Christ ist ein Fremder, ein Gast auf Erden (vgl. 1. Peter 2,11; Hebräer 11,13). Er ist ein „Botschafter an Christi Statt“ (2. Korinther 5,20) und ein Repräsentant des Reiches Gottes. Als solcher und als „das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14) nimmt ein wahrer Christ nicht an staatlichen und politischen Angelegenheiten dieser Welt teil, denn nicht Gott herrscht über diese Welt, sondern Satan, dem Teufel, ist die Macht gegeben (vgl. Offenbarung 2,13; Lukas 4,5.6). Christen sind dazu aufgefordert, die staatlich-politischen Systeme dieser Welt zu verlassen (Offenbarung 18,4).
In Römer 12,17-21 heißt es, dass wir das Böse mit Gutem überwinden sollen, dass wir uns selbst nicht rächen sollen, und dass wir auch unseren Feinden — wenn sie dessen bedürfen — zu essen und zu trinken geben sollen. Nach Matthäus 5,44 und Lukas 6,27.28 sollen wir unsere Feinde lieben. Dem steht das Töten unserer Widersacher völlig entgegen, so dass wir daher nicht dazu aufgefordert sind, gegen sie zu kämpfen. Wir sollen den Weg des Friedens verfolgen und den Frieden suchen (siehe Römer 14,19; 1. Petrus 3,11); wir sind dazu berufen, friedfertige Menschen zu sein (vgl. Matthäus 5,9; Jakobus 3,18).
Johannes, der Täufer, gebot den römischen Söldnern, niemandem Gewalt anzutun (vgl. Lukas 3,14). Er zeigte den Menschen, wie man in Frieden leben kann (vgl. Lukas 1,79). Jesus Christus kam, um den Menschen den Weg des Friedens zu offenbaren (siehe Apostelgeschichte 10,36), da sie diesen Weg von sich aus nicht kennen (vgl. Lukas 19,41.42; Römer 3,17) und da sie, anstatt nach dem Weg des Friedens zu trachten, auf Blutvergießen und Krieg aus sind (vgl. Römer 3,10-18). Christus wird auf die Erde zurückkehren, um dem Krieg ein Ende zu setzen (vgl. Psalm 46,10) und jene Völker zu zerstreuen, welche Vergnügen an der Kriegführung haben (vgl. Psalm 68,28-31). Nach seiner Rückkehr werden alle lernen, in Frieden zu leben. Dann wird es keine Kriege mehr geben (siehe Jesaja 2,2-4). Die Waffen des Krieges werden zerstört werden (siehe Hosea 2,20), so dass der Frieden kein Ende nehmen wird (vgl. Jesaja 9,6). Als Botschafter des wahren Christentums sind wir dazu aufgerufen, den Frieden zu predigen und zu befolgen, und jede Art von Krieg abzulehnen (siehe Jesaja 52,7).
Aus Jakobus 4,1-4 erfahren wir, dass Kriege von den sündig-fleischlichen Begierden der Menschen herruehren, deren Überwindung die Voraussetzung zum Frieden bildet. Wir müssen schon heute den Weg des Friedens gehen, den der Rest der Menschheit erst nach der Rückkehr Christi erfahren und beschreiten wird. Christus warnte Petrus: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). Offenbarung 13,10 und 2. Samuel 2,26 enthalten die gleiche Lehre. Jesus wies einst seine Jünger zurecht, dass sie nicht Gottes Anweisungen befolgten, wenn sie ihre Feinde töten wollten (vgl. Lukas 9,54-56). Christus sagte zu Pilatus, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, denn sonst würden seine Diener für ihn kämpfen (siehe Johannes 18,36) — was bedeutet, dass seine Juenger heute, in dieser Welt, nicht im Krieg kaempfen sollen. Paulus bestätigte im 2. Korintherbrief 10,3.4, sowie in Epheser 6,12, dass Gottes Diener nicht an den Kriegen dieser Welt teilnehmen sollen. Es ist Satan, der die Menschen zur Kriegsführung verführt, wie uns Offenbarung 20,7-10 lehrt.
Es ist richtig, dass Israel zur Zeit des Alten Testaments Krieg fuehrte. Dies war definitiv eine Sünde, denn Gott beabsichtigte niemals, dass Israel Krieg führen sollte. Israel kämpfte wegen seines mangelnden Glaubens an Gott und an seine Hilfe in Notzeiten (Exodus 17,7; Psalm 78,41). Gott zwingt die Menschen nicht, seine Gesetze zu befolgen. Aufgrund ihres freien Willens können sie selbstständig Entscheidungen treffen. Gott stellte jedoch eindeutig klar, dass Israel nicht kämpfen sollte: „Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (Exodus 14,14). Er wollte Israel in das Gelobte Land bringen, indem ER Israels Feinde vertrieb (vgl. Exodus 23,27.28; Deuteronomium 7,17-22; Josua 24,12). Als sich Israel auf Gott verließ, kämpfte er fuer Israel — an seiner Stelle, und Israel kaempfte nicht im Krieg (siehe 2. Chronik 20,1-30; 32,1-23).
Auch David fuehrte Krieg, und auch dies war ebenfalls eine Sünde. Gott bestrafte David mit Kriegen wegen seines Mordes an Uria und seines Ehebruchs mit Batseba (siehe 2. Samuel 12,9.10). Überdies erlaubte Gott David nicht, einen Tempel zu bauen, weil er in Kriegen viel Blut vergossen hatte (vgl. 1. Chronik 22,6-10; 28,2.3; 1. Könige 5,2-5). Am Ende seines Lebens wurde er von Gott nochmals für die Zählung seines Heeres und die damit verbundene Absicht, Krieg zu führen, bestraft (vgl. 2. Samuel 24,1-17; 1. Chronik 21,1-30).
Es stimmt zwar, dass Gott den Israeliten befahl, bestimmte Kriege zu führen. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Kriege, von Menschen gefuehrt, in Gottes Augen richtig waren. Israel wählte den Krieg als Mittel, so wie es später einen König forderte. Gott gab ihm einen Koenig — er befahl Samuel, Saul als Koenig zu salben (vgl. 1. Samuel 8,22; 9,17), doch machte er zur selben Zeit deutlich, dass der Wunsch nach einem König ebenfalls eine Sünde war (1. Samuel 8,7.19; 10,19; 12,13.19.20). Auch die Ehescheidung wurde im Alten Testament wegen der Herzens Härte der Menschen von Gott teilweise geduldet, und Gott befahl Moses, Scheidebriefe auszustellen; dennoch war es nie Gottes Absicht, dass sich Menschen scheiden lassen (vgl. Matthäus 19,3-9). Weil Gott dem Abraham bedingungslos versprochen hatte, seine Nachkommen in das Gelobte Land zu führen (siehe Genesis 15,18-21; 22,15-18), bestimmte ER die einzelnen Schlachten sowie den Ausgang der Kriege, die Israel generell führen wollte.
Wir sollen unseren Feinden — wenn es in unserer Macht steht — Gutes tun, anstatt sie zu töten. Elisa befolgte diesen Grundsatz, wie in 2. Könige 6,14-23 beschrieben ist, und dadurch entstand Frieden. Wenn wir mit Gewalt konfrontiert sind, sollten wir zu Gott beten, dass er uns die notwendige Kraft gibt, keine Gegengewalt auszuüben und dadurch sein Gesetz zu übertreten. Gott wird uns nicht über unsere Kraft versuchen lassen (vgl. 1. Korinther 10,13). Wenn es uns möglich ist, können wir uns vor unseren Feinden verstecken oder flüchten, so wie es Christus tat (siehe Johannes 10,39). Weder Christus noch die frühen Apostel und Jünger kämpften nach ihrer Bekehrung im Krieg, und sie wurden zu keiner Zeit gewalttätig. Diesem Vorbild gilt es zu folgen.
Gott verspricht uns grundsaetzlich Schutz vor unseren Feinden, wenn wir tun, was er uns befiehlt (vgl. Exodus 34,22-24). Sollte Gott uns jedoch seinen Schutz verwehren — aus welchen Gründen auch immer — , duerfen wir dennoch nicht sein Gebot übertreten, indem wir andere Menschen töten. Vielmehr müssen wir so handeln wie die drei Freunde Daniels, als sie sich von Nebukadnezar in den feurigen Ofen werfen ließen (vgl. Daniel 3,14-18).
„Du sollst nicht töten!“ lautet das Gebot in Exodus 20,13, das wir übertreten, wenn wir anderen Menschen das Leben nehmen. Deshalb ist es uns nicht erlaubt, im Krieg zu töten, und wir muessen von daher den Dienst an der Waffe verweigern. Wenn dazu aufgefordert, würden wir unsere Pflichten als Zivildienstleistende erfüllen.