F&A: Wie definiert die Bibel „Liebe“?

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F: Wie definiert die Bibel „Liebe“?

A: In einer seiner berühmtesten Reden erklärt Jesus Christus mit äußerster Klarheit, dass Liebe das größte aller Gebote ist (Matthäus 22, 37-40). Da wir die Anweisung und das Gebot haben zu lieben, ist es lebenswichtig zu wissen, was denn die Liebe ist. Woher wissen Sie, ob Sie die von Gott gewollte notwendige Liebe haben? Welche Eigenschaften müssen die Äußerungen dieser Liebe aufweisen? Auf welche Art und Weise wird Liebe ausgedrückt? Dies sind grundsätzliche Fragen von fundamentaler Bedeutung für das Leben eines Christen.

Das Erste, was es zu beachten gilt, ist, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt. Die griechische Sprache verdeutlicht deren Unterscheidung durch unterschiedliche Worte. Da das Neue Testament ursprünglich in griechischer Sprache verfasst wurde, können die „Arten“ der Liebe, die wir ausdrücken wollen, leicht unterschieden werden und unser Verständnis für die Art von Liebe leiten, die Gott von uns erwartet. Bevor wir auf die Eigenschaften eingehen, die in dieser Liebe zum Ausdruck kommen, müssen wir wissen, WELCHE unterschiedlichen Arten von Liebe die Bibel erwähnt, und in welchem Zusammenhang.

Die griechische Sprache enthält vorwiegend drei Worte, die mit dem deutschen Wort „Liebe“ übersetzt werden. Jedes dieser Worte drückt eine unterschiedliche Nuance der Liebe aus—die sexuelle Liebe zwischen Mann und Frau (eros), die Freundschaft (philia), und die moralische oder geistliche Liebe (agape). Einige merken an, dass auch das griechische Wort „storge“ eine Art von Liebe ausdrückt, wie die fürsorgliche und behütende Liebe, die Eltern für ihr Kind haben. „Storge“ wird jedoch seltener gebraucht, wenn zwischen den Arten von Liebe in der griechischen Sprache unterschieden wird, und ihr Gehalt wird auch durch „philia“ zum Ausdruck gebracht. Somit ist es nicht notwendig, gesondert auf „storge“ einzugehen, wenn wir das Wesen der Liebe offenlegen.

Um die wahre Liebe auszudrücken, die Gott von einem Christen fordert, muss man zwischen den drei Arten der Liebe unterscheiden lernen. Nur durch Erkennen der Art und Weise, wie Liebe manifestiert wird, ist es für Christen möglich zu verstehen, wie diese Liebe in richtiger Weise untereinander und Gott gegenüber ausgedrückt werden kann.

Die glamouröse Form der Liebe ist die romantische Art. Das griechische Wort „eros“ beschreibt eine Form der Liebe, die sowohl Leidenschaft, als auch den körperlichen und sinnlichen Austausch zwischen zwei Personen beinhaltet. Der Zustand der „Verliebtheit“ drückt die Auffassung von „eros“ aus. Das offensichtlichste Beispiel einer solchen Romantik ist die Liebe, die von Ehemann und Ehefrau geteilt wird. So geläufig wie sie ist, erscheint die romantische „eros“-Liebe jedoch nicht im Neuen Testament. Dennoch enthält die Bibel im Hohelied des Salomo ein schönes und poetisches Beispiel romantischer Liebe, die zwischen Mann und Frau geteilt wird. Das ganze Buch hindurch vermittelt die Erzählung leidenschaftliche Hingabe, körperliche Anziehung, Zärtlichkeit und sinnliche Euphorie zwischen Sulamith (so Luther) und ihrem Geliebten. Der Sprachgebrauch ist anschaulich genug, um den Leser beinahe erröten zu lassen, während die tiefen und persönlichen Gefühle zwischen den Liebenden ausgetauscht werden. Die romantische Liebe zwischen Mann und Frau ist zweifellos wichtig, da sie von Gott geschaffen wurden, um zusammen zu sein. Dennoch sind Schilderungen und Unterweisungen dieser Form der Liebe in der Bibel begrenzt.

Das griechische Wort „philia“ beschreibt eine weitere Art von Liebe in der Bibel. Die „New King James Version“ übersetzt dieses Wort häufig mit „Freundschaft“, es wird an mehreren Stellen aber auch mit „Liebe“ übersetzt. Aus dem Buch „Die fehlende Dimension im Sexualwissen“ von Herbert W. Armstrong stammt die folgende Definition von „philia“ oder dem verwandten „philadelphia“: „Dies umfasst die Freundesliebe, die brüderliche Liebe und die Liebe zu Eltern oder Kindern.“ Die brüderliche „philia“-Liebe ist die Art von Liebe, die zwischen Menschen existiert, die gegenseitigen Respekt und Fürsorge für einander haben.

Brüderliche oder freundschaftliche Liebe ist die Form der Liebe, die ein Christ sowohl für andere Christen (Titus 3, 15) als auch für Jesus Christus (Matthäus 10, 37; Johannes 16,27; 1. Korinther 16, 22) entwickeln muss. Das Beispiel für „philia“-Liebe wurde von Gott dem Vater selbst gegeben, der freundschaftliche Liebe für Jesus Christus (Johannes 5, 20) und seine Jünger (Johannes 16, 27) hat. Jesus Christus hat ebenfalls freundschaftliche oder brüderliche Liebe für wahre Christen (Johannes 11,3; 20,2). Interessant zu bemerken ist, dass brüderliche Liebe manchmal eine Form annehmen kann, die nicht sehr angenehm sein mag, aber dennoch die Anforderung erfüllt, selbstlos das Wohlergehen eines Freundes zu suchen. Die Bibel gemahnt uns an folgende Worte Christi: „Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich“ (Offenbarung 3, 19). Das Wort für „Liebe“ ist hier die brüderliche Liebe „philia“, die Christus für seine Jünger hat. Der Ausdruck der Liebe Gottes mag hier, kritiklos hingenommen, überhaupt nicht wie Liebe erscheinen, doch das absolute Gegenteil ist wahr. Brüderliche Liebe erfordert manchmal eine direkte, harte Rede, um anderen zu ihrem eigenen Besten zu verhelfen. Das Geschenk der freundschaftlichen Liebe ist eindeutig etwas, das zwischen Christen, Jesus Christus und Gott dem Vater geteilt werden muss.

Das dritte und wichtigste Wort, das in der griechischen Sprache eine Form von Liebe beschreibt, ist „agape“. Wenn die anderen Worte für Liebe an relativ wenigen Stellen erscheinen und in der deutschen Sprache oftmals nicht mit „Liebe“ übersetzt sind (sondern vielfach mit „liebhaben“), so dominiert die „agape“-Liebe das Neue Testament. Die meisten Textstellen, in denen das Wort „Liebe“ in den deutschen Versionen des Neuen Testaments verwendet wird, stellen sich als Übersetzungen des griechischen Wortes „agape“ heraus. Die Bedeutung von „agape“ wird mit Güte und Barmherzigkeit ausgedrückt. Jedoch ist die „agape“-Liebe viel mehr als bloße Barmherzigkeit. Es ist die Liebe Gottes. „Agape“ beschreibt die Liebe, die Gott für uns hat—die Liebe, welche wir für Gott und untereinander einander haben müssen. Das ist wahrlich eine bedeutende Form von Liebe, die es zu erlernen und zu manifestieren gilt.

Die Merkmale göttlicher Liebe gehen weit über körperliche Anziehung und Kameradschaft und Freundschaft hinaus. Wir zitieren erneut aus „Die fehlende Dimension im Sexualwissen“, wo Herr Armstrong die Definition der „agape“-Liebe beleuchtet: „Dies ist die Liebe, die Gott der Menschheit entgegenbringt, die göttliche, himmlische Liebe, die durch den Heiligen Geist zuteilwird. Von Natur aus hat ein unbekehrter Mensch diese Liebe nicht! Gott wünscht aber, ihn damit zu erfüllen, wenn er bereut und glaubt!“

Dies aktiv in die Tat umzusetzen, kann auf vielerlei Weise geschehen, aber wenn die Erfüllung des göttlichen Zweckes die alleinige Absicht ist, so ist die Handlung Liebe im Sinne von „agape“. Das wunderbarste Beispiel hierfür ist Gottes Liebe für die Welt, die so groß ist, dass er seinen Sohn dahingab (Johannes 3, 16). Wäre die Wurzel von Gottes Liebe zur Welt und zu seinem Sohn lediglich Zuneigung, Freundschaft oder Romantik, so würde solch ein Opfer keinen Sinn ergeben. Jedoch zeugt die Bereitschaft, für andere Opfer zu bringen, von großer Güte und Wohlwollen. Ohne sorgfältige und geistlich geleitete Überlegung erscheint ein solch tödliches Opfer schwerlich als ein Akt der Liebe, aber tatsächlich ist genau das die Liebe, welche Gott seinen Kindern entgegenbringt und ebenso die Liebe, die Gott im Gegenzug von uns fordert.

Ein wichtiger Aspekt, den es zu bedenken gilt, wenn man die Natur der „agape“-Liebe Gottes erörtert, ist die Tatsache, dass man sie nur durch den Empfang des Heiligen Geistes erhalten kann. Die Bibel erklärt den Ursprung der göttlichen Liebe im Menschen in aller Klarheit: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Römer 5, 5). Dies bedeutet, dass die Liebe Gottes ohne den Heiligen Geist nicht im Herzen eines Christen wohnen kann. Herr Armstrong erklärt die einzigartige Natur dieser Liebe kurz und bündig in „Die fehlende Dimension im Sexualwissen“: „Ein Mensch muss, um Gott wirklich und wahrhaftig lieben zu können, eben diese Liebe erst von Gott erhalten! Es ist die geistliche, göttliche Liebe, die Gott uns durch den heiligen Geist schenkt! Vorher aber müssen wir bereuen, indem wir bedingungslos und ohne Einschränkungen Gottes Weg gehen sowie wirklich an Christus glauben und ihn als unseren persönlichen Erlöser anerkennen.“

Die Notwendigkeit für einen Christen, göttliche Liebe zu haben, erfordert, dass er sie durch den Geist Gottes erhalten hat, um sie dann wieder Gott entgegen bringen und mit seinen Geschwistern teilen zu können.

Gott bewies seine Liebe, indem er das Leben Jesu Christi dahingab, damit seine Kinder ewiges Leben erlangen können. Eine an Deutlichkeit nicht zu überbietende Erklärung finden wir in 1. Johannes 4, 10: „Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden.“ Diese Liebe, die Gott hat, beschreibt hier die „agape“-Liebe, die nur das Beste für andere im Sinn hat. Obwohl das Opfer ein brutales Ereignis war, war es doch ein Akt der Liebe Gottes des Vaters und Jesu Christi, damit Christen den Segen des ewigen Lebens erhalten können. Gott sucht den Vorteil des Christen, und nicht den eigenen. Im selben Maße, wie Gott seine Kinder liebt, verlangt er, von ihnen geliebt zu werden.

Wir wissen, dass göttliche Liebe für den Empfänger wohlwollend und gütig ist. Wie kann man nun Gott gegenüber diese Liebe manifestieren? Da er allmächtig ist und nichts benötigt, mag es schwierig erscheinen, etwas zu tun, was ihm zum Vorteil gereichen mag. Dennoch ist die Bibel sehr deutlich in ihren Anweisungen, wie die Liebe Gott gegenüber manifestiert werden muss:

Die Liebe Gottes wird ganz einfach durch den Gehorsam gegenüber seinen Geboten unter Beweis gestellt (1. Johannes 2, 3-5). Jesus Christus unterweist seine Anhänger auf eine leicht zu behaltende Art und Weise: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Johannes 14,15). Die Botschaft könnte kaum deutlicher sein.

Im Wissen, dass man Gott seine Liebe zeigt, indem man seine Gebote hält, ist es für einen Christen unerlässlich zu verstehen, was diese Gebote sind. In der Tat lesen wir in 1. Johannes 5, 3: „Denn das ist die Liebe zu Gott [besser: Liebe Gottes, vgl. Elberfelder Bibel], dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.“

Eine entscheidende Komponente der Gebote Gottes ist die Anforderung an einen Christen, seinen Nächsten zu lieben. „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe“ (Johannes 15,12). Das Opfer Jesu Christi, um seinen Anhängern das ewige Leben zugänglich zu machen, ist der Maßstab, an dem göttliche Liebe gemessen wird (1. Johannes 3, 16). Die selbstlose Aufopferung eigener Wünsche und Ambitionen zum Nutzen und Wohlergehen anderer ist die Liebe, die Christen für einander haben müssen (Philipper 2, 3-4), und diese Liebe kann nur durch den Heiligen Geist erlangt werden, der im Herzen eines Christen wirkt.

Vieles kann darüber gesagt werden, was Liebe ist und was nicht, und wie sie zu manifestieren ist. Um ein akkurates, gehaltvolles und vollständiges Verständnis von ihr haben zu können, müssen wir uns zunächst einen Überblick über die verschiedenen Arten der Liebe verschaffen, die die Bibel enthält. Dies zu verstehen liegt im Kern des Christentums. „Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben, denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren [besser: gezeugt, vgl. Zürcher Bibel, sowie auch Menge Bibel und Anmerkung in der Elberfelder Bibel] und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4, 7-8).

Verfasser: Eric Rank und Norbert Link