Viele von uns werden sich noch daran erinnern, dass sie den 23. Psalm als Kind oder junger Erwachsener gelernt haben. Er besteht aus sechs Versen und ist daher leicht zu behalten, und es wurden zahlreiche Artikel und sogar Bücher über ihn geschrieben. Es existiert auch eine Reihe von Liedern, die seine Worte vertont haben; manche davon werden in vielen verschiedenen Kirchen gesungen, und in unserem eigenen Gesangbuch finden wir sogar zwei Hymnen, die auf Psalm 23 beruhen.
Das Thema des Psalms ist natürlich, wie ein Hirte sich um seine Schafe kümmert, und unter diesem Gesichtspunkt ist er sehr inspirierend und ermutigend, ganz besonders, da dies auf uns zutrifft. Aber der Psalm listet in den ersten fünf Versen ebenfalls eine Vielzahl von Gottes Charakterzügen auf. Alle diese Eigenschaften finden auch in anderen Bibelstellen Erwähnung, so dass wir die Beständigkeit von Gottes Wort erkennen können.
Das allererste, was wir in Psalm 23,1 lesen, ist: „Der HERR ist mein Hirte…“ Dies ist keineswegs neu in der Bibel, sondern wird erstmals in 1.Mose 49,24 erwähnt. Dort lesen wir über Josef: „Deine Arme und Hände sind stark, weil Jakobs mächtiger Gott dir hilft. Er sorgt für Israel wie ein Hirte, gibt dem Volk Sicherheit wie ein starker Fels“ (Hoffnung für Alle). Dieser Charakterzug zieht sich durch die gesamte Bibel, und wir lesen erneut davon in Johannes 10,11: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“
Weiter heißt es in Psalm 23,1: „…mir wird nichts mangeln.“ Mit anderen Worten: Gott wird für alles sorgen. Dieser Charakterzug wird zum ersten Mal in 1.Mose 22,14 erwähnt, nachdem Gott einen Widder als Opfer anstelle von Isaak bereitgestellt hatte: „Und Abraham nannte den Ort: ‚Der HERR wird dafür sorgen‘, sodass man noch heute sagt: Auf dem Berg wird der HERR dafür sorgen!“ (Schlachterbibel).
Betrachten wir Psalm 23,2: „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Wir finden hier eine sehr friedliche Situation vor. Dies ist in der Tat ein weiterer Charakterzug Gottes. In Richter 6,23-24 lesen wir: „Aber der HERR sprach zu ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben. Da baute Gideon dem HERRN dort einen Altar und nannte ihn ‘Der HERR ist Friede‘. Der steht noch bis auf den heutigen Tag in Ofra, der Stadt der Abiësriter.“
Weiter geht es in Psalm 23,3: „Er erquicket meine Seele…“ Mit anderen Worten: Er belebt mich, stellt mich wieder her, gibt mir neue Kraft. Hieran können wir erkennen, dass Gott unser Heiler ist. Dieser Charakterzug wird zum ersten Mal in 2.Mose 15,26 erwähnt, wo Gott sagt: „Wenn du willig auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen Augen recht ist, seinen Geboten gehorchst und all seine Ordnungen hältst, dann werde ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der HERR, der dich heilt“ (Elberfelder Bibel). Die Lutherbibel schreibt: „Ich bin der HERR, dein Arzt.“
Im zweiten Teil von Psalm 23,3 lesen wir dann: „… Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen“ (Elberfelder Bibel). Dieses Merkmal wird auch in Jeremia 23,6 erwähnt, wo es heißt: „Zu seiner Zeit [der Zeit des gerechten Sprosses] soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: ‚Der HERR IST UNSERE GERECHTIGKEIT‘“ (revidierte Lutherbibel 2017).
Lesen wir weiter in Psalm 23,4: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ David erkannte, dass der Herr bei ihm war—dass er wahrhaft gegenwärtig war. Im zweiten Teil von Hesekiel 48,35 lesen wir: „… Und alsdann soll die Stadt genannt werden ‚HIER IST DER HERR‘.“
In Psalm 23,5 heißt es: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde…“ In 2.Mose 17,15 ist zu lesen: „Darauf baute Mose einen Altar und nannte ihn ‚der HERR ist mein Banner‘“ (Menge Bibel). Dies bedeutet, dass der HERR uns vor Feinden schützt – ein Banner ist ein Symbol für Autorität und Macht, ebenso wie eine Nationalflagge.
Im zweiten Teil von Psalm 23,5 lesen wir weiter: „… Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ In 2.Mose 31,13 heißt es: „Haltet meine Sabbate… damit ihr erkennt, dass ich der HERR bin, der euch heiligt“ (revidierte Lutherbibel 2017). Es war damals üblich, dass Könige und andere Personen, z.B. Aaron oder David, geheiligt wurden, indem sie mit Öl gesalbt wurden, um zu zeigen, dass sie in ihr Amt berufen waren.
Aber natürlich ist dies nicht das Ende von Psalm 23. Er endet in Vers 6 mit den Worten: „Nur Güte und Gnade [oder Gutes und Barmherzigkeit] werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Haus des HERRN für alle Zeit“ (Neue Genfer Übersetzung 2011). Der Prophet Hesekiel zitiert dies in Hesekiel 37,25: „Und sie [die Kinder Israels] sollen wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, in dem eure Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder sollen darin wohnen für immer, und mein Knecht David soll für immer ihr Fürst sein.“
Wenn wir diesen recht kurzen Psalm lesen, dann erkennen wir darin Gottes liebevolle Gesinnung und seine Fürsorge, nicht nur gegenüber David, sondern auch gegenüber uns. Er zeigt uns auch einige von Gottes Charakterzügen, auf die wir uns verlassen können. Schließlich endet er mit der Verheißung des ewigen Lebens für David, und andere Bibelstellen machen deutlich, dass diese Verheißung auch für uns gilt. Dieser Psalm ist also überaus ermutigend, und es lohnt sich, über ihn nachzusinnen und Gott mit einem Loblied zu preisen.
Verfasser: Paul Niehoff
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger