Was ist Integrität? Physikalisch könnte man es als Vollständigkeit verstehen. Ein Beispiel: Wenn ein Bootsrumpf Integrität besitzt, dann ist er nicht undicht, sondern vollständig. Wenn ein Computerprogramm Integrität besitzt, führt es das aus, wofür es entwickelt wurde, ohne Fehler.
Wenn es sich auf unser geistliches Leben bezieht, lautet eine gute Definition von Google: „Integrität ist die Eigenschaft, starke ethische oder moralische Prinzipien zu haben und ihnen jederzeit zu folgen, egal, wer dabei zusieht. Eine Person mit Integrität handelt mit Ehrlichkeit, Würde und Aufrichtigkeit.“ Dem könnte man noch hinzufügen: „auch wenn niemand zusieht, außer Gott.“
Bedauerlicherweise kann Integrität in der heutigen Zeit schwer zu finden sein. Während der aktuellen Covid-Krise hören wir von Politikern, die zur Sicherheit der Bevölkerung Abriegelungsregeln erlassen, dann aber hingehen und dieselben Regeln brechen, besonders wenn sie denken, dass sie nicht erwischt werden. Man könnte sagen, dass sie nicht mit Integrität handeln. In ähnlicher Weise gibt es viele Zweifel an der Integrität der Stimmenauszählung bei den jüngsten US-Wahlen. War sie gefälscht?
In der Bibel finden wir einige Menschen, die speziell wegen ihrer Integrität erwähnt werden. Einer von ihnen war David. Nachdem Salomo bei der Einweihung des Tempels des Herrn gebetet hatte, erschien ihm Gott und sagte in 1.Könige 9,4-5 „Und du, wenn du vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, mit rechtschaffenem Herzen (mit Integrität) und aufrichtig, dass du alles tust, was ich dir geboten habe, und meine Gebote und meine Rechte hältst, so will ich bestätigen den Thron deines Königtums über Israel ewiglich…“ (revidierte Lutherbibel 2017).
Gott war also der Meinung, dass David Integrität hatte und aufrichtig war. Das hebräische Wort, das mit Integrität (nur in der englischen Übersetzung) übersetzt wird, bedeutet Vollkommenheit und Unschuld, während das hebräische Wort, das mit Aufrichtigkeit übersetzt wird, gerade oder eben bedeutet. In den Psalmen gibt es viele Aussagen darüber, wie David Gottes Gesetz liebte und ständig darüber meditierte. Er liebte Gott und seine Wege vollständig, sogar trotz seiner gelegentlichen Fehler.
Eine andere Person, von der Gott sagte, dass sie aufrichtig gewesen ist, war Hiob. Hiob selbst behauptete, dass er an seiner Integrität festhielt (Hiob 27,5-6), und tatsächlich finden wir im Buch Hiob, Kapitel 29 und 31, eine sehr umfassende Liste von Dingen, die Hiob richtig tat. Das würde erklären, warum Gott sagte, dass er vor seiner Prüfung untadelig war (Hiob 1,8; 2,3). Sein Problem war nicht ein Mangel an Integrität, sondern seine Selbstgerechtigkeit.
Sehen wir uns nun Rut an. Sie war eine junge Witwe, die im Land Moab lebte, eine Frau von großer Integrität, auch wenn das nicht so formuliert wird. Als ihre Schwiegermutter Naomi, ebenfalls eine Witwe, Moab verlassen wollte, um nach Israel zurückzukehren, empfahl sie ihren Schwiegertöchtern, nach Moab zurückzukehren. Doch Rut weigerte sich, zurückzukehren, und sagte in Rut 1,16-17: „Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“
Sie war willens, ihr gesamtes bisheriges Leben, ihre Familie und ihr Land völlig aufzugeben und niemals dorthin zurückzukehren. Ruts Integrität bestand nicht nur aus Worten, sondern, wenn wir dem Teil ihres Lebens folgen, der aufgezeichnet ist, diente sie Naomi sehr gut, indem sie auf den Gersten- und Weizenfeldern arbeitete und das Korn einsammelte, das Gott für die Armen, die Fremden, die Vaterlosen und die Witwen zu hinterlassen gebot (3.Mose 19,9-10 und 5.Mose 24,19-21). Obwohl sie nach Gottes Gesetz das Recht hatte, das Getreide zu sammeln, bat sie dennoch um Erlaubnis und zeigte damit, dass Demut zu ihrer Integrität gehörte (Rut 2,7).
Es war nicht nur ihre harte körperliche Arbeit, die ihren Charakter zeigte, sondern sie hatte einen sehr guten Ruf, der Boas mitgeteilt wurde, vor allem, was sie für ihre Schwiegermutter getan hatte (Rut 2,11-12). Ihr Leben zeigte ihre große Integrität, und Gott belohnte sie mit einem guten Ehemann und befähigte sie, die Urgroßmutter Davids und eine Vorfahrin von Jesus Christus selbst zu werden.
Diesen Beispielen folgend, und es gäbe noch andere, die ebenfalls genannt werden könnten, erwartet Gott von uns, dass wir ein Leben in Integrität führen. Es kann schwierig sein, immer das zu tun und zu sagen, was richtig ist, wenn viele mit uns nicht einverstanden sind. Und wenn die Verfolgung zunimmt, besonders für Christen, sollten wir auf uns selbst anwenden, was David in Psalm 41,12 sagte: „Weil ich aufrichtig bin, hieltest du mich fest und stelltest mich vor dein Angesicht für immer“ (Einheitsübersetzung 2016).
Verfasser: Paul Niehoff
Ursprüngliche Übersetzung: Robert Muhr
