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Einleitung
Vor beinahe zweitausend Jahren prophezeite Jesus Christus unter der Inspiration Gottes des Vaters, dass die letzte Generation der Menschen so niederträchtig und gottlos sein würde, dass sie gewillt wäre, „alles Fleisch“ in einem weltweiten Krieg zu vernichten (Matthäus 24,22; Schlachterbibel). Zu dieser Zeit der bevorstehenden vollständigen Auslöschung allen Lebens wird „die Liebe in vielen“—sogar in Gottes Kirche—„erkalten“ (Matthäus 24,12). Es existiert ein Grund für diese Gleichgültigkeit, und Gott teilt ihn uns im selben Vers mit: „weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt“ (Schlachterbibel).
Zu eben dieser Zeit wird es sein, als würde das Volk sagen: „es ist kein Gesetz mehr da“ (Klagelieder 2,9; Schlachterbibel). Stattdessen werden sie durch das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ (2.Thessalonicher 2,7; Schlachterbibel) in die Irre geführt. Dieses mysteriöse Konzept war bereits zu Lebzeiten des Apostels Paulus spürbar, aber es wurde im Lauf der Jahrhunderte immer schlimmer. Kurz vor der Wiederkehr Jesu Christi wird eine religiöse Persönlichkeit erscheinen, die der „Gesetzlose“ genannt wird (2.Thessalonicher 2,8; Schlachterbibel). Die überwältigende Mehrheit der Menschen—diejenigen, die „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben“—wird diesen Menschen akzeptieren, unterstützen oder sogar anbeten (2.Thessalonicher 2,10), in der Annahme, er wäre Gott selbst (Vers 4).
Wie kann das sein angesichts der Tatsache, dass doch die meisten Menschen, vor allem in der westlichen Welt, bekennende Christen sind und als solche vermeintlich die Lehren der Bibel annehmen? Stimmen sie denn nicht damit überein? Halten sie denn nicht das grundlegende, und man möchte sagen, verfassungsmäßige Gesetz der Bibel, die Zehn Gebote, ebenso wie Gottes Satzungen und Rechtsvorschriften, welche die Zehn Gebote weiterführend definieren und erklären? Wie könnten bekennende Christen in der Bibel als Menschen bezeichnet werden, die der „Gesetzlosigkeit“ nachfolgen?
Tatsache ist leider, dass die meisten bekennenden Christen keineswegs glauben, dass die Zehn Gebote nach wie vor in Kraft und gültig sind. Sie sehen von daher keine Notwendigkeit, diese auch zu halten—weder dem Buchstaben nach noch „im Geist und in der Wahrheit“ (Johannes 4,24).
Bevor Sie diese Aussage ablehnen, bedenken Sie die Tatsache, dass die Bibel nirgendwo die Ersetzung der Heiligung des wöchentlichen Sabbats durch die Anbetung des Sonntags gestattet. Das vierte Gebot lautet: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest“ (2.Mose 20,8). Der Sabbat (die Zeitspanne von Freitagabend, Sonnenuntergang, bis Samstagabend, Sonnenuntergang,) ist der letzte der sieben Tage der Woche. Gott selbst hat den Sabbat bei der Erschaffung des Menschen ausgesondert und ihn dadurch geheiligt. Er forderte daraufhin, dass der Mensch den Sabbat heilighalten muss, so wie er selbst es getan hat. Der Sabbat ist noch heute gültig und in Kraft. Der Sonntag ist mitnichten der Sabbat. Sonntag ist der erste Tag der Woche, nicht der letzte. Wie viele bekennende Christen aber halten den Sabbat heilig? Nur sehr wenige! Es war die katholische Kirche, die das Sabbatgesetz „abänderte“ und damit die Prophezeiung in Daniel 7,25 erfüllte, die eine Kirche beschreibt, die sich „unterstehen“ würde, „Festzeiten und Gesetz zu ändern“—also das „Gesetz“, das uns sagt, welche „Festzeiten“ in Gottes Augen heilig sind. Gott hat diese durch Menschen herbeigeführte Veränderung jedoch keineswegs gebilligt. Und indem sie der Führung der katholischen Kirche in dieser Frage und in vielen anderen Lehren gefolgt sind, wurden „viele zu Fall gebracht“ (Maleachi 2,8).
Abgesehen von der offensichtlichen Diskrepanz zwischen der biblisch angeordneten Sabbatheiligung und der vom Menschen erdachten Anbetung des Sonntags stellen wir die Frage: Wie viele Christen kennen Sie, die wirklich an die Verbindlichkeit der übrigen neun der Zehn Gebote glauben und diese auch halten?
Wie viele kennen Sie, die entschlossen sind, niemals zu lügen, niemals zu töten, niemals Gottes Namen zu missbrauchen, niemals Götzen anzubeten, niemals zu stehlen und niemals die Frau des Nächsten zu begehren oder irgendetwas, das dem Nächsten gehört?
Es ist nur zu offensichtlich, dass sehr wenige entschlossen sind, Gottes Gesetz nicht zu übertreten. Dies ist der Fall, weil unser fleischlich gesinnter Geist nicht in der Lage ist, dem Gesetz untertan zu sein (Römer 8,7) und deshalb scheinbar überzeugende „logische
Argumente“ erfunden hat, die aus der Bibel heraus „beweisen“ sollen, dass tatsächlich „kein Gesetz mehr da“ ist.
Was Sünde ist!
Die Bibel lehrt uns von Anfang bis Ende, dass die Sünde, wenn sie nicht bereut wird, uns daran hindert, in das Reich Gottes einzutreten. Gott erwartet und fordert von uns, dass wir die Sünde überwinden. Und wenn Gottes Heiliger Geist in uns wohnt, dann können wir die Sünde besiegen—was bedeutet, dass wir aufhören können, Gottes Gesetz zu brechen. Wir lesen in Römer 8,4: „So kann sich in unserem Leben der Wille Gottes erfüllen, wie es das Gesetz schon immer verlangt hat; denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben“ (Hoffnung für Alle).
Wenn wir Gottes Gesetz befolgen, dann sündigen wir nicht. Sünde wird definiert als „die Übertretung des Gesetzes“ (1.Johannes 3,4; Zürcher Bibel 1970). Man könnte also sagen, so wie es die Elberfelder Bibel, die Schlachterbibel und die Menge Bibel übereinstimmend schreiben: „… Sünde ist die Gesetzlosigkeit“. Diejenigen, die in Gesetzlosigkeit leben und ihr nachfolgen, leben und folgen der Sünde nach. Uns wird ebenfalls gesagt, dass jegliche Ungerechtigkeit Sünde ist (1.Johannes 5,17). Halten wir im Gegensatz dazu Gottes Gebote, so leben wir in Gerechtigkeit, da Gott all seine Gebote als „Gerechtigkeit“ definiert (Psalm 119,172; Elberfelder Bibel).
Aber was genau ist das „Gesetz“, das wir brechen, wenn wir sündigen? Ist es eine Art „neues Gesetz“, das Christus eingeführt hat, während er gleichzeitig die Gebote seines Vaters aufhob? Oder ist es dasselbe „alte Gesetz“, durch das die Sünde von Anbeginn an definiert wurde—das Gesetz der Zehn Gebote?
Wir lesen in Matthäus 19,16–19 über einen jungen Mann, der einst mit einer interessanten Frage zu Christus kam. Er fragte ihn, was er „Gutes“ tun solle, um das „ewige Leben“ zu erhalten. Christus antwortete ihm mit folgenden Worten: „… Willst du aber zum [ewigen] Leben eingehen, so halte die Gebote…“ (Vers 17). Der junge Mann stellte daraufhin die Frage, die heute vermutlich viele bekennende Christen stellen würden: „Welche?“ (Vers 18).
Achten Sie genau auf Christi Antwort. Sagte er: „Selbstverständlich nicht die alten ,jüdischen‘ Gebote, die Israel auf dem Berg Sinai empfangen hat! Nicht jene alten Relikte aus der Vergangenheit. Du sollst vielmehr das neue Gesetz halten, das ich bringe, um diese veralteten, belastenden Zehn Gebote zu ERSETZEN!“?
Keineswegs! Seine Antwort ist in den Versen 18 und 19 festgehalten: „Jesus aber sprach: ‚Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter!‘ und ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‘“ Christus zitierte die letzten sechs der Zehn Gebote. Er zitierte keines der ersten vier der Zehn Gebote, die unsere Liebe für Gott definieren. Hat er dem jungen Mann gesagt, dass er Gott nicht mehr lieben müsse? Natürlich nicht! Es liegt auf der Hand, dass Christus, obwohl er nur einige der Zehn Gebote zitiert hat, deutlich verstanden haben wollte, dass wir nur dann das ewige Leben erlangen können, wenn wir sie alle halten.
Wie der weitere Verlauf der Bibelstelle zeigt, bezog sich Christus auf ein ganz konkretes Problem des reichen Jünglinges. Als ein jüdischer Bürger jener Tage wusste er, dass ALLE Aspekte von Gottes Zehn Geboten gehalten werden müssen—und er behauptete, dies von Jugend an getan zu haben (Matthäus 19,20). Christus offenbarte dem jungen Mann jedoch, dass es ihm in Wahrheit an der Liebe zu seinem Nächsten und der Liebe zu Gott ermangelte, da er seine Reichtümer vor Gott und den Nächsten stellte (Matthäus 19,21). Er stolperte über Christi Herausforderung, sich von seinem großen Reichtum loszusagen, ihn den Armen zu geben und Christus nachzufolgen. Christus wollte den jungen Mann in das Predigeramt berufen. Doch sein Reichtum war der wichtigste Aspekt im Leben des Jünglings geworden, und er war nicht in der Lage, sich ZUERST Gott und seinem Nächsten unterzuordnen und ihnen zu dienen (Matthäus 19,22).
Diese Stelle darf aber nicht so verstanden werden, dass alle Christen sich von ihrem Besitz lossagen und zu Bettlern werden sollen. Vielmehr geht es hier um eine ganz spezifische individuelle Problematik des reichen Jünglings, die Christus ansprach.
Das Gesetz der Zehn Gebote
So mancher würde jedoch diesen deutlichen Worten von Christus widersprechen und dagegen argumentieren wollen. Die Behauptung ist, dass Christus nur einige der Zehn Gebote zitiert hat und dass deshalb auch nur diese zu halten seien, und da er sich nicht ausdrücklich auf das Gebot des Sabbats bezog, müsse auch dieses Gesetz nicht länger eingehalten werden (Denken Sie jedoch daran, dass Christus keines der ersten vier Gebote zitiert hat!).
Diejenigen, die so denken, übersehen ein sehr wichtiges biblisches Prinzip. Der Apostel Jakobus, der leibliche Halbbruder von Jesus Christus, erklärt dieses Prinzip und widerlegt gleichzeitig diejenigen, die behaupten, dass wir heute nicht alle Zehn Gebote Gottes halten müssten. Lesen wir seine entschiedene Antwort in Jakobus 2,8–12: „Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt [das heißt, haltet] nach der Schrift: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘, so tut ihr recht; wenn ihr aber die Person anseht, tut ihr Sünde und werdet überführt vom Gesetz als Übertreter. Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält [oder erfüllt] und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig. Denn der gesagt hat: ‚Du sollst nicht ehebrechen‘, der hat auch gesagt: ‚Du sollst nicht töten.‘ Wenn du nun nicht die Ehe brichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes. Redet so und handelt so wie Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.“
Die Zehn Gebote als ein Paket!
Jakobus sagt uns, dass wir sündigen, wenn wir nur eine einzige Vorschrift des „ganzen“ Gesetzes brechen. Er macht deutlich, dass das „Gesetz“, von dem er spricht, tatsächlich die Zehn Gebote sind. Er veranschaulicht diesen Punkt, indem er zwei der Zehn Gebote auswählt—das Gesetz gegen Mord und das Gesetz gegen Ehebruch. Er erklärt uns, dass wir ein „Übertreter des [ganzen] GESETZES“ sind, wenn wir auch nur ein einziges der Zehn Gebote verletzen. Beachten Sie, dass Jakobus das Wort „Gesetz“ als einen zusammenfassenden Begriff verwendet, um alle Zehn Gebote Gottes mit einzuschließen.
Wir verhalten uns heute genauso in menschlichen Angelegenheiten. Jemand könnte gegen eine bestimmte Verkehrsregelung verstoßen haben, und der Polizeibeamte könnte zu ihm sagen: „Sie haben gegen das Gesetz verstoßen.“ Der Beamte hätte Recht, da diese bestimmte Verkehrsregelung tatsächlich ein Teil des gesamten, menschlichen Gesetzes ist. Als Christus dem jungen Mann sagte, dass er die Gebote halten müsse und dann einige der Zehn Gebote zitierte, wobei er sich speziell auf die letzten sechs Gebote konzentrierte, machte er sehr deutlich, dass er sich auf alle Zehn Gebote bezog, indem er diese als ein „Gesamtpaket“ bezeichnete—ebenso, wie es der Apostel Jakobus tat.
Hat Christus das Gesetz Gottes abgeschafft?
Einige, die sich den Argumenten des fleischlich gesinnten Geistes hingegeben haben—der dem Gesetz Gottes gegenüber feindlich gesinnt ist—haben dieses Konzept eines „Pakets“ verwendet, um zu „beweisen“, dass das gesamte Gesetz Gottes abgeschafft sei. Ihr absurdes „Argument“ lautet in etwa wie folgt: Da bestimmte Schriften zeigen, dass ein „Gesetz“ nicht mehr in Kraft ist, wurden deshalb (so wird behauptet) alle Zehn Geboten abgeschafft, und Jesus Christus brachte ein „neues Gesetz“, das neun der Zehn Gebote umfasst, wobei das Sabbatgebot weggelassen wurde.
Wir werden zeigen, dass das „Gesetz“, das in der Tat nicht mehr in Kraft ist, nichts mit den Zehn Geboten zu tun hat. Doch das scheinbar „kluge“ Argument des menschlichen Geistes, das beweisen soll, dass man Gottes eindeutiges Gebot brechen kann, dem Sabbat zu gedenken und diesen heilig zu halten, wird durch missbräuchliche Verwendung der folgenden Bibelstellen „unterstützt“: Galater 3, Römer 5 und Hebräer 10.
Richtig verstanden, lehren diese Schriftstellen jedoch keineswegs die Abschaffung der Zehn Gebote—vielmehr beweisen sie das Gegenteil; nämlich, dass die Zehn Gebote noch immer in Kraft und wirksam sind! Lassen Sie uns gemeinsam die oben genannten Schriftstellen analysieren.
Schafft Galater 3 die Zehn Gebote ab?
In Galater 3,17–19.22.24–25 lesen wir: „Ich meine aber dies: Das Testament [besser: der Bund], das von Gott zuvor bestätigt worden ist, wird nicht aufgehoben durch das Gesetz, das vierhundertdreißig Jahre danach gegeben worden ist, sodass die Verheißung zunichte würde. Denn wenn das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben; Gott aber hat es Abraham durch Verheißung frei geschenkt. Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen [Elberfelder Bibel: „Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt“], bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers…
„Aber die Schrift hat alles [besser: jeden] eingeschlossen unter die Sünde, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus [besser: „Jesu Christi“, vgl. Anmerkung in der Elberfelder Bibel] gegeben würde denen, die glauben…
„So ist das Gesetz unser Zuchtmeister [besser: Erzieher, vergleichen Sie die neue Lutherbibel 2009] gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.“
Lehrt uns diese Textstelle, dass die Zehn Gebote abgeschafft wurden, wie manche behaupten? Hatte Paulus überhaupt die Zehn Gebote im Sinn, als er über das „Gesetz“ sprach, das „um der Sünden willen“ hinzugekommen ist oder hinzugefügt wurde?
Um diese Bibelstelle richtig zu verstehen, müssen wir begreifen, dass die Bibel das Wort „Gesetz“ manchmal nur für einen Teil des gesamten Rechtssystems verwendet. Wir müssen den Zusammenhang der jeweiligen Bibelstelle betrachten, um festzustellen, ob sich das Wort „Gesetz“ auf das gesamte Rechtssystem Gottes bezieht oder nur auf einen Teil, und wenn nur auf einen Teil, um welchen Teil es sich handelt.
Das Gleiche gilt heutzutage in menschlichen Angelegenheiten. Wir könnten sagen: „Das Gesetz verlangt, dieses oder jenes zu tun oder zu unterlassen“, und wir beziehen uns dabei möglicherweise auf eine bestimmte Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch, im Strafgesetzbuch oder in den Verwaltungsverordnungen.
Aus Galater 3, Vers 17 und 19 erfahren wir, dass das „Gesetz“ „vierhundertdreissig Jahre“ nach Gottes Bund mit Abraham „hinzugefügt“ wurde. Dieses „Gesetz“ wurde „um der Sünden willen“ hinzugefügt. Weiterhin haben wir in Vers 22 gesehen, dass die Schrift jeden „unter die Sünde“ einschloss. Wir wissen bereits, dass Sünde die Übertretung des Gesetzes ist. Das in Galater 3 erwähnte Gesetz wurde hinzugefügt, weil das Volk gesündigt hatte—weil es Gottes geistliches Gesetz übertreten hatte.
Wenn Paulus im dritten Kapitel des Briefes an die Galater von dem „Gesetz“ spricht, bezieht er sich gar nicht auf die Zehn Gebote, sondern auf völlig andere Regelungen.
Die Bibel widerspricht sich nicht. Eine Schriftstelle „bricht“ eine andere Schriftstelle nicht oder „löst“ sie „auf“ (Johannes 10,35). Ein Gesetz wurde um der Sünden oder der Übertretungen willen
hinzugefügt. Bei diesem Gesetz kann es sich nicht um die Zehn Gebote handeln. Vielmehr wurde dem Volk ein zusätzliches Gesetz gegeben, weil es das Gesetz der Zehn Gebote übertreten und damit gesündigt hatte. Worum es sich bei diesem zusätzlichen Gesetz handelte, wird sehr bald deutlich werden.
Die Zehn Gebote sind seit der Erschaffung des Menschen in Kraft
Die Bibel lehrt durchgängig, dass die Menschen die Zehn Gebote übertreten haben, lange bevor das in Galater 3 erwähnte hinzugekommene und hinzugefügte „Gesetz“ in Kraft trat. Wir lesen in 1.Timotheus 2,14: „Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot“ (revidierte Lutherbibel 2017). Die neue Lutherbibel 2009 schreibt: „…die Frau aber wurde verführt und ist in Übertretung geraten.“ Eva sündigte, als sie gegen Gottes Gesetz der Zehn Gebote verstieß. Dies bedeutet, dass Gottes Gesetz der Zehn Gebote schon lange vor Abraham und Mose in Kraft war, da Paulus uns in Römer 4,15 sagt: „… wo aber das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung.“ Und bedenken Sie, wenn wir sündigen, dann werden wir „überführt vom Gesetz als Übertreter“ (Jakobus 2,9).
Adam und Eva übertraten das Gesetz der Zehn Gebote, als sie von der verbotenen Frucht aßen. Sie sündigten dadurch, dass sie Gott gegenüber ungehorsam waren, indem sie ihn bestohlen und belogen. Sie begingen auch Götzendienst, indem sie Satan folgten und etwas begehrten, das ihnen nicht gehörte. Später sündigte Kain, als er seinen Bruder Abel ermordete (1.Mose 4,7–8). Die Männer von Sodom „sündigten sehr wider den HERRN“ (1.Mose 13,13), als sie seine Gebote und Satzungen hinsichtlich der Ehe verletzten (1.Mose 18,20).
Gott bewahrte zwei heidnische Herrscher davor, die beide als Abimelech bezeichnet wurden, gegen ihn zu sündigen, indem er sie daran hinderte, eine ehebrecherische Beziehung mit den Ehefrauen von Abraham und Isaak einzugehen (1.Mose 20,6; 1.Mose 26,10). Später weigerte sich Josef, mit Potifars Frau Ehebruch zu begehen, da er wusste, dass dies eine Sünde gewesen wäre (1.Mose 39,7–9). Jakob sündigte, indem er seinen Vater Isaak täuschte und belog (1.Mose 27,35). Jakob wusste, dass Diebstahl eine Sünde war (1.Mose 30,33; 1.Mose 31,39). Josef erklärte später, dass die Entführung eines Menschen Diebstahl und damit sündhaft war (1.Mose 40,15). Seine Brüder verstanden ebenfalls, dass Stehlen etwas Sündhaftes war (1.Mose 50,17; 1.Mose 44,8).
Unzucht wurde als eine sündhafte Handlung begriffen, lange bevor Gott den Israeliten die Zehn Gebote gab (1.Mose 34,7.32; 1.Mose 38,24). Mord wurde ebenfalls für sündhaft erklärt (vergleichen Sie 1.Mose 49,6–7), und die Hebammen weigerten sich, die neugeborenen Jungen der Israeliten zu töten, weil sie Gott fürchteten (2.Mose 1,16–17).
Gott gebot die Einhaltung des wöchentlichen Sabbats lange vor der Ankunft am Berg Sinai. Dieses Gesetz musste befolgt werden (2.Mose 16,4–5.22–30). Es wurde bereits eingesetzt, als Adam und Eva erschaffen wurden (1.Mose 2,2–3).
Wir sehen also, dass die Zehn Gebote seit der Erschaffung des Menschen in Kraft waren. Als der Mensch sie brach, sündigte er und fiel in Übertretung. Und aufgrund ebendieser Übertretungen wurde später ein anderes Gesetz hinzugefügt.
Hebt Römer 5 die Zehn Gebote auf?
In Römer 5, ebenso wie in Galater 3, deuten die Menschen die Aussagen des Paulus über das Gesetz falsch, da sie nicht begreifen, auf welches „Gesetz“ er sich bezieht. Wir werden im Folgenden sehen, dass Paulus erneut über ein „Gesetz“ schreibt, das „hinzugekommen“ war—er spricht keineswegs von den Zehn Geboten.
In Römer 5,13–14 lesen wir: „Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam; aber wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht angerechnet. Dennoch herrschte der Tod von Adam an bis Mose auch über die, die nicht gesündigt hatten durch die gleiche Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild dessen, der kommen sollte.“
Paulus sagt uns deutlich, dass die Sünde bereits in der Welt war, bevor „das Gesetz“ kam. Sünde ist, wie wir wissen, die Übertretung des GESETZES. Daher existierte ein Gesetz, das gebrochen wurde, bevor dieses „zusätzliche“ Gesetz kam. Demnach muss das Gesetz, welches kam oder hinzugefügt wurde, sich von dem bereits gebrochenen Gesetz unterschieden haben. Tatsächlich wurde dieses spezielle Gesetz hinzugefügt, weil ein anderes Gesetz übertreten worden war.
Wir lesen ebenfalls von der Übertretung Adams. Adam hatte gesündigt—Sünde ist die Übertretung des Gesetzes. Andere sündigten ebenfalls—wenn auch wohl nicht in gleichem Maße wie Adam—da wir lesen, dass der Tod von Adam an bis Mose herrschte. Römer 6,23 sagt uns, warum der Tod regierte: „Denn der Sünde Sold ist der Tod.“ Wenn wir sündigen oder Gottes Gesetz übertreten, müssen wir eine Strafe zahlen—den Tod. Dies wird vom Apostel Jakobus in Jakobus 1,15 bestätigt: „…die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“
Wir verstehen also, dass ein Gesetz „wegen der Übertretung“ hinzugefügt wurde—weil die Zehn Gebote Gottes übertreten worden waren. Römer 5,20 sagt, dass das Gesetz „hineingekommen“ ist; die revidierte Lutherbibel 2017 schreibt „hinzugekommen“, und die neue Lutherbibel 2009 sagt „dazugekommen“. Die New International Version schreibt, dass es „hinzugefügt“ wurde. Welches „Gesetz“ ist es nun, von dem Paulus in Galater 3 und Römer 5 spricht, das aufgrund der Übertretungen oder um der Sünden willen hinzugefügt wurde?
Hebt Hebräer 10 die Zehn Gebote auf?
Die Antwort auf diese Frage findet sich paradoxerweise in Hebräer 10—genau in den Schriftstellen, die manche verwenden, um „beweisen“ zu wollen, dass die Zehn Gebote nicht länger in Kraft und wirksam sind. Allerdings bezieht sich das zehnte Kapitel des Briefes an die Hebräer gar nicht auf die Zehn Gebote—es identifiziert vielmehr jenes Gesetz, das wegen der Übertretung hinzugefügt wurde.
Indem er das von Mose nach den Anweisungen Gottes errichtete „irdische Heiligtum“ erörterte, erklärte Paulus folgendes in Hebräer 9,9–10 in Bezug auf den vorderen Teil der Stiftshütte: „…der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet. Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind.“
Hier finden wir das „Gesetz, das hinzukam“, beschrieben. Es war nur ein vorübergehendes Gesetz—es wurde nur bis zu einer Zeit der besseren Ordnung auferlegt; das heißt, bis zur Zeit des vollkommenen und sündenfreien Lebens Jesu Christi (Hebräer 4,15), seinem Opfertod und seiner Auferstehung zu ewigem Leben. Da Christus die Strafe für unsere Sünden durch seinen Tod bezahlte, sind wir nicht länger dem in Galater 3 erwähnten Zuchtmeister oder Erzieher unterworfen. Wir sind nicht länger unter dem hinzugekommenen Gesetz, das sich mit fleischlichen Satzungen und Ritualen befasste. Dieses zeitweilige Gesetz kann als das Opfergesetz beschrieben werden—es regulierte Opfer, die Darbringung von Speisen und Getränken, spezielle Waschungen und weitere, das Fleisch betreffende Rituale. Es war das Gesetz, das hinzugefügt wurde, nachdem Israel das goldene Kalb angefertigt hatte—nachdem Israel gegen Gottes Zehn Gebote gesündigt hatte und in Übertretung gefallen war.
Dieses Opfersystem wird in der Bibel eindeutig als „das Gesetz“ bezeichnet. Beachten wir dies in Hebräer 10,1.8–9 und nehmen wir ebenfalls zur Kenntnis, dass es dieses Gesetz ist, das aufgehoben wurde, als Christus für uns starb: „Denn das Gesetz hat nur einen Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Deshalb kann es die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muss… Zuerst hatte er gesagt: ‚Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht‘, obwohl sie doch nach dem Gesetz geopfert werden. Dann aber sprach er: ‚Siehe, ich komme, zu tun deinen Willen.‘ Da hebt er das Erste auf, damit er das Zweite einsetze.“
Apostelgeschichte 13,38–39 erklärt, dass diejenigen, die an Christus glauben, die Vergebung der Sünden empfangen haben und gerechtfertigt werden (sie werden vollkommen, da sie so leben, wie Christus lebte). Vers 38 zeigt im Gegensatz dazu, dass man „… durch das Gesetz des Mose nicht gerecht werden [kann].“ Wir werden später erklären, dass das „Gesetz des Mose“ das Opfersystem mit einschloss. Vergleichen Sie dies mit der Antwort, die Jesus dem jungen Mann gab, der ihn fragte, was er tun müsse, um ewiges Leben zu erlangen: „… halte die Gebote“ (Matthäus 19,17).
Christus hob das GESETZ der Opfer, der Waschungen und der Rituale auf—er schaffte das gesamte Opfersystem ab. Dies war das Gesetz, das „hinzugekommen“ war—nicht die Zehn Gebote. Das physische Opfersystem wurde den Menschen gegeben, weil sie gegen Gottes geistliches Gesetz der Zehn Gebote gesündigt hatten (vgl. Römer 7,14). Das Ritualgesetz war ein „Erzieher“ oder „Zuchtmeister“, um uns zu Christus zu bringen. Es war anstrengende Arbeit, und die Menschen wurden durch diese Art von „Werk“ dahingehend motiviert, die Sünde zumindest teilweise zu vermeiden.
Aber das Opfergesetz konnte die Sünde nicht vergeben, wie Paulus in Hebräer 10,4 betont: „Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.“ In Vers 11 fügt Paulus hinzu: „Und jeder Priester steht Tag für Tag da und versieht seinen Dienst und bringt oftmals die gleichen Opfer dar, die doch niemals die Sünden wegnehmen können.“
Dieses Opfergesetz ist heute für Christen nicht bindend. Es war ein Gesetz, das wegen der Sünde hinzugekommen war, bis Christus kam, um die Sünde zu vergeben, wenn wir sie bereuen und an sein Opfer glauben. Daher lesen wir in Hebräer 10,18: „Wo aber Vergebung der Sünden ist, da geschieht kein Opfer mehr für die Sünde.“
Das Opfergesetz, das hinzugefügt und später aufgehoben wurde, hatte keinerlei Auswirkungen auf die Zehn Gebote. Dies bedeutet, dass das vierte Gebot über die Einhaltung des Sabbats heute noch gültig und in Kraft ist. Beachten Sie, dass der Sabbat für den Menschen gemacht wurde (Markus 2,27; neue Lutherbibel 2009), zur Zeit der Erschaffung des Menschen (1.Mose 2,2–3). Es wird noch vor den Ereignissen am Berg Sinai als ein Gesetz bezeichnet, das einzuhalten ist (2.Mose 16,25–30). Es ist ein bis zum heutigen Tag verbindliches Gebot für die gesamte Menschheit, ebenso wie die anderen neun der Zehn Gebote. Das Opfersystem, das ein Jahr nach der Verkündigung der Zehn Gebote vom Berg Sinai unter Mose hinzugefügt wurde, hat die Zehn Gebote nicht erlassen, was auch für das Sabbatgebot gilt. Und da das Opfergesetz die Zehn Gebote nicht erlassen hatte, wurden die Zehn Gebote auch nicht aufgehoben, als das Opfersystem außer Kraft gesetzt wurde.
Wir haben also gesehen, dass das in der Bibel verwendete Wort „Gesetz“ sich auf alle Gesetze Gottes beziehen kann, oder es kann sich nur auf einen Teil der Gesetze Gottes beziehen. Wir müssen immer den Zusammenhang studieren, um zu begreifen, wie das Wort „Gesetz“ in einer bestimmten Situation zu verstehen ist.
Das Wort „Gesetz“ im biblischen Zusammenhang
Da dies ein äußerst wichtiges Thema ist, werden wir nun mehrere Textstellen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament betrachten, um zu zeigen, dass das Wort „Gesetz“ sich nicht immer auf die Gesamtheit der Gesetze Gottes bezieht. Tatsächlich wenden viele der Textstellen, die wir untersuchen werden, das Wort „Gesetz“ ausschließlich auf das Opfersystem oder auf Rechtsordnungen innerhalb des Opfersystems an. Haben wir diese Wahrheit erst einmal fest vor Augen, so wird es nicht mehr möglich sein, durch „kluge“ Argumente zu Fall zu kommen oder getäuscht zu werden—Argumente, die uns davon überzeugen sollen, dass Christus alle Gesetze des Alten Testaments aufgehoben und durch eine Auswahl von neuen Gesetzen ersetzt haben soll.
Das Wort „Gesetz“ bezieht sich auf das Opfersystem
Beachten Sie die folgenden Beispiele aus dem Alten Testament, die den Ausdruck „das Gesetz“ eindeutig auf einen Teil des Opfersystems anwenden, der sich auf verschiedene Arten von Opfergaben bezieht:
„Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: „Dies ist das Gesetz über das Brandopfer… Und dies ist das Gesetz des Speisopfers… Dies ist das Gesetz des Sündopfers…“ (3.Mose 6,2.7.18).
„Und dies ist das Gesetz des Schuldopfers. Es ist ein Hochheiliges… Und dies ist das Gesetz des Dankopfers, das man dem HERRN opfert… Das ist das Gesetz des Brandopfers, des Speisopfers, des Sündopfers, des Schuldopfers, des Einsetzungsopfers und des Dankopfers, wie der HERR es Mose gebot auf dem Berge Sinai an dem Tage, da er den Israeliten befahl, ihre Opfer dem HERRN zu opfern in der Wüste Sinai“ (3.Mose 7,1.11.37–38).
Beachten wir außerdem die folgenden Beispiele aus dem Alten Testament, in denen die Worte „das Gesetz“ streng auf bestimmte rituelle Waschungen und Reinigungen angewandt werden. Zum Beispiel gab es bestimmte Rituale, die erfüllt werden mussten, wenn ein Kind geboren wurde:
„Und wenn die Tage ihrer Reinigung für den Sohn oder für die Tochter um sind, soll sie dem Priester ein einjähriges Schaf bringen zum Brandopfer und eine Taube oder Turteltaube zum Sündopfer vor die Tür der Stiftshütte. Der soll es opfern vor dem HERRN und sie entsühnen, so wird sie rein von ihrem Blutfluss. Das ist das Gesetz für die Frau, die einen Knaben oder ein Mädchen gebiert“ (3.Mose 12,6–7).
Es existierte ebenfalls eine Satzung, die hinsichtlich der Reinigung eines Aussätzigen oder von infizierten Kleidungsstücken und Gebäuden eingehalten werden musste. Diese Satzung wird eindeutig als das „Gesetz über den Aussatz“ bezeichnet: „Dies ist das Gesetz über den Aussätzigen, wenn er gereinigt werden soll. Er soll zum Priester kommen… Das ist das Gesetz für den Aussätzigen, der nicht so viel aufbringen kann zu seiner Reinigung… Das ist das Gesetz über alle Arten des Aussatzes und Grindes, über den Aussatz an Kleidern und Häusern, über Erhöhungen, Ausschlag und weiße Flecken, damit man Weisung habe, wann etwas unrein oder rein ist. Das ist das Gesetz über den Aussatz“ (3.Mose 14,2.32.54–57).
Uns wird ebenfalls eine weitere ritualistische Prozedur vorgestellt, die als das „Gesetz der Eifersucht“ bezeichnet wird, um festzustellen, ob eine verheiratete Frau Ehebruch begangen hat oder nicht:
„Das ist das Gesetz der Eifersucht: Wenn eine Frau, die unter ihrem Mann ist, auf Abwege gerät und sich unrein macht oder wenn über einen Mann der Geist der Eifersucht kommt und er eifersüchtig wird auf seine Frau, dann soll er die Frau vor den HERRN stellen, und der Priester soll mit ihr tun nach diesem ganzen Gesetz (4.Mose 5,29–30; Elberfelder Bibel).
Ein anderes Beispiel aus dem Alten Testament führt ein rituelles Gesetz hinsichtlich der Reinigung einer Person auf, die sich in einem Zelt befand oder die ein Zelt betrat, in dem ein Mensch starb oder gestorben war:
„Dies ist das Gesetz: Wenn ein Mensch in seinem Zelt stirbt, soll jeder, der in das Zelt geht, und wer im Zelt ist, unrein sein sieben Tage… Es soll aber der Reine den Unreinen am dritten Tage und am siebenten Tage besprengen und ihn am siebenten Tage entsündigen, und der soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser abwaschen, so wird er am Abend rein“ (4.Mose 19,14.19).
Alle diese Beispiele dienen als Veranschaulichung für die Tatsache, dass sich der Ausdruck „das Gesetz“ lediglich auf einen Teil der Gesamtheit von Gottes Gesetz beziehen kann. Und wenn nun diese speziellen Gesetze abgeschafft werden, dann hebt dies keineswegs den Rest der Gesetze Gottes auf.
Das Wort „Gesetz“ muss immer im jeweiligen Zusammenhang betrachtet werden. Dies gilt sowohl für das Alte als auch für das Neue Testament. Wir haben bereits gesehen, dass sich das Wort „Gesetz“ in Galater 3, Römer 5 und Hebräer 10 keineswegs auf die Gesamtheit der Gesetze Gottes oder auf die Zehn Gebote bezieht. Vielmehr bezieht es sich auf die Gesetze oder das Rechtssystem hinsichtlich von Waschungen, Ritualen und Opfergaben. Dies wurde offensichtlich, als wir die genannten Textstellen im Zusammenhang mit den übrigen Bibelstellen betrachtet haben.
Dieses biblische Prinzip muss durchgehend angewendet werden. Einige sind beispielsweise beim Lesen des einundzwanzigsten Kapitels der Apostelgeschichte leichtfertig davon ausgegangen, dass Paulus beschuldigt wurde, nicht nach den Zehn Geboten zu leben. Eine sorgfältige Überprüfung dieser Bibelstelle wird jedoch zeigen, dass es sich hierbei gar nicht um die Zehn Gebote dreht.
Paulus wurde keineswegs angeklagt, die Zehn Gebote abgeschafft zu haben
Wir lesen in Apostelgeschichte 21,18–24: „Am nächsten Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und es kamen die Ältesten alle dorthin. Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eins nach dem andern, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst getan hatte. Als sie aber das hörten, lobten sie Gott und sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wie viel tausend Juden gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz. Ihnen ist aber berichtet worden über dich, dass du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben. Was nun? Auf jeden Fall werden sie hören, dass du gekommen bist. So tu nun das, was wir dir sagen. Wir haben vier Männer, die haben ein Gelübde auf sich genommen; die nimm zu dir und lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie ihr Haupt scheren können; so werden alle erkennen, dass es nicht so ist, wie man ihnen über dich berichtet hat, sondern dass du selber auch nach dem Gesetz lebst und es hältst.“
Welches „Gesetz“ spricht diese Bibelstelle an? Das Gesetz der Zehn Gebote? Beachten Sie, dass der spezifische Zusammenhang hier Beschneidung, Reinigung und andere Rituale in Verbindung mit dem Ablegen eines Gelübdes ist. Bedenken Sie ebenfalls, was Paulus tatsächlich tat, indem er den „Gebräuchen“ der Juden folgte: „Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte sich am nächsten Tag mit ihnen und ging in den Tempel und zeigte an, dass die Tage der Reinigung beendet sein sollten, sobald für jeden von ihnen das Opfer dargebracht wäre“ (Vers 26).
Die Bezugnahme auf das „Gesetz“ oder die „Gebräuche“ besteht einzig und allein im Hinblick auf jenen Teil der Schriften des Mose, der sich mit Opfergaben, Waschungen oder Ritualen befasste—mit anderen Worten, auf das „Gesetz, das hinzugekommen ist“, keineswegs jedoch auf die Zehn Gebote.
Wir möchten an dieser Stelle anfügen, dass es für Paulus selbstverständlich keine Sünde war, an jenen Gebräuchen teilzunehmen, obwohl diese nicht länger erforderlich waren. Paulus sagte, dass er den Juden wie ein Jude geworden war, um einige zu gewinnen (1.Korinther 9,20). Und obwohl er deutlich gemacht hatte, dass die Beschneidung nicht länger notwendig war (siehe die ausführliche Erörterung später in dieser Broschüre), so beschnitt er dennoch Timotheus um der Juden willen, damit er ihnen nicht zu einem Stolperstein würde (Apostelgeschichte 16,1–3).
Biblische Unterscheidung zwischen dem Gesetz der Zehn Gebote und dem Opfergesetz
In den vorangegangenen Beispielen haben wir gesehen, dass das Wort „Gesetz“ immer im Zusammenhang untersucht werden muss. Es kann sich sowohl auf die Gesamtheit der Gesetze Gottes als auch lediglich auf einen Teil seiner Gesetze beziehen. Wir haben gelernt, dass sich das Wort „Gesetz“ manchmal auf das Opfersystem bezieht, das ein Jahr, nachdem Gott dem alten Israel die Zehn Gebote gegeben hatte, eingeführt wurde oder „hinzugekommen“ war.
Wenn man nicht zwischen Gottes geistlichen Gesetzen (einschließlich dem Gesetz der Zehn Gebote) und den Gesetzen von Opfern und Ritualen unterscheidet, dann unterlaufen einem beim Begreifen der Bibel unweigerlich fatale Fehler. Lassen Sie uns daher einige weitere Beispiele betrachten, die deutlich zwischen Gottes geistlichem Gesetz, das seit der Erschaffung des Menschen besteht, und dem Ritual- oder Opfergesetzsystem unterscheiden, das zur Zeit des Mose „hinzugekommen“ ist.
Gott macht die Unterscheidung in Jeremia 7,22–23 sehr deutlich: „Ich aber habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern [diese Gebote gab Gott tatsächlich erst ein Jahr später]; sondern dies habe ich ihnen geboten: Gehorcht meinem Wort, so will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein; wandelt ganz auf dem Wege, den ich euch gebiete, auf dass es euch wohlgehe.“
Gott selbst lehrt uns hier dieses fundamentale Konzept. Er befahl den Israeliten, ganz auf seinem Wege zu wandeln—und dies beinhaltete keineswegs das Erbringen von Opfern! Gottes geistliches Gesetz—die Zehn Gebote—sowie die Satzungen und Rechtsvorschriften, die Gottes geistliches Gesetz näher definieren, erfordern kein Opfersystem. Das Opfersystem wurde hinzugefügt, weil die Israeliten Gottes geistliches Gesetz nicht befolgt hatten.
In Jeremia 6,19–20 betont Gott dieselbe Wahrheit: „Du, Erde, höre zu! Siehe, ich will Unheil über dies Volk bringen, ihren verdienten Lohn, weil sie auf meine Worte nicht achten und mein Gesetz verwerfen. Was frage ich nach dem Weihrauch aus Saba und nach dem köstlichen Gewürz, das aus fernen Landen kommt? Eure Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig, und eure Schlachtopfer gefallen mir nicht.“
Das Volk brachte Opfer, verwarf jedoch Gottes geistliches Gesetz. Offensichtlich spricht Gott hier von zwei unterschiedlichen „Gesetzen“. Die Israeliten hielten das Opfergesetz, aber sie hielten nicht Gottes geistliches Gesetz der Zehn Gebote. Nirgends im gesamten Wort Gottes ist Gott jemals unzufrieden mit Menschen gewesen, wenn sie seine großartigen, geistlichen Gesetze, einschließlich der Zehn Gebote, gehalten haben.
Eine weitere deutliche Unterscheidung zwischen dem Opfersystem (das hinzugekommen ist, um die Menschen zu Christus zu führen) und Gottes geistlichem Gesetz wird in Psalm 40,7–9 getroffen:
„Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer. Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch ist von mir geschrieben: Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“
Ursprünglich war es nicht Gottes Wille und Teil des geistlichen Gesetzes Gottes, Opfer zu bringen. Vielmehr kam das Erfordernis des Opfersystems hinzu, nachdem Israel Gottes geistliches Gesetz verletzt hatte. Erneut sehen wir, dass das Wort „Gesetz“ sorgfältig im Zusammenhang untersucht werden muss, um zu einem korrekten Verständnis zu gelangen.
Das Buch des Bundes
Wie wir später in dieser Broschüre noch ausführlicher erläutern werden, hat Gott am Berg Sinai einen Bund mit Israel geschlossen. Wir lesen in 2.Mose 24, dass der Bund mit Blut versiegelt wurde. Als dies geschah, war der Bund endgültig in Kraft und konnte nicht mehr abgeändert werden. Das Gesetz dieses Bundes wurde in einem Buch niedergeschrieben, dem „Buch des Bundes“ (Vers 7; vergleichen Sie Hebräer 9,19–20). Zu jener Zeit war das Opfersystem nicht Teil des Gesetzes—diese rituellen Rechtsordnungen waren noch nicht gegeben worden—und sie waren noch nicht im Buch des Bundes niedergeschrieben worden. Das einzige Opfer, das als ein erforderliches Opfer erwähnt wird, ist das Passa (2.Mose 23,18; 2.Mose 12). Doch auch dieses Passaopfer fand seine Erfüllung im Tod Jesu Christi. Christen opfern heute keine Lämmer mehr zum Passa—vielmehr macht Paulus deutlich: „… Denn unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus“ (1.Korinther 5,7; Schlachterbibel).
Wir lesen zwar auch über einen Altar, auf dem Opfer gebracht werden konnten (2.Mose 20,22–26), jedoch waren diese nicht Teil eines obligatorischen Opfersystems. Bereits lange vor den Ereignissen am Berg Sinai gaben Menschen freiwillige Opfergaben (Kain und Abel, 1.Mose 4,3–5; Noah, 1.Mose 8,20–21; Abram, 1.Mose 15,9–11; Abraham, 1.Mose 22,13; Jakob, 1.Mose 31,54; 1.Mose 35,14; Israel, 1.Mose 46,1). Die in 2.Mose 20 erwähnten Opfergaben wurden aus freien Stücken erbracht—sie wurden in Vers 24 als Brand- und Dankopfer identifiziert. Interessanterweise werden Sünden- und Schuldopfer hier nicht erwähnt. Diese werden nur in Verbindung mit und als Bestandteil des Opfersystems genannt—um die Menschen an ihre Sünden und Übertretungen zu erinnern. Die Erwähnung dieser Opfer innerhalb des rituellen Opfersystems geschah erstmals im vierten Buch Mose, in den Kapiteln 4 und 5.
Der Bund am Horeb beinhaltete ursprünglich nicht das Opfersystem. Auch das Buch des Bundes enthielt keine derartigen rituellen Vorschriften. Mit der Zeit wurden jedoch rituelle Gesetze hinzugefügt, einschließlich der Gesetze über das levitische Priestertum und Strafen oder Flüche für Übertretungen von Gottes geistlichem Gesetz, und diese fanden ihren Weg in das Buch des Bundes, das auch das Buch des Gesetzes genannt wird (5.Mose 28,58.61; 29,19–20.26; 30,10; 31,9).
Dieses Buch des Gesetzes wurde außerhalb oder neben der Bundeslade aufbewahrt (5.Mose 31,24–26). Die Tafeln mit den Zehn Geboten wurden jedoch in die Lade gelegt (5.Mose 10,4–5; Hebräer 9,4).
Später wurden alle Gesetze, die Mose in das Buch des Gesetzes geschrieben hatte, in massive Steine eingraviert (5.Mose 27,2–3.8; Josua 8,30–32.34). Die auf die Steine geschriebenen Gesetze beinhalteten die Zehn Gebote sowie die Satzungen und Rechte, und ebenso die Regeln und Rechtsvorschriften hinsichtlich Opfer und anderer Rituale. Wir finden einen Verweis auf diese Steine und die darin eingravierten Gesetze in 2.Korinther 3,7–8: „Wenn aber der Dienst, der den Tod bringt und der mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte… wie sollte nicht der Dienst, der den Geist gibt, viel mehr Herrlichkeit haben?“ (revidierte Lutherbibel 2017). Ganz wörtlich aus dem Griechischen übernommen, lautet die Stelle wie folgt: „… geschrieben und (dann) in Stein eingegraben…“ Dies nimmt Bezug auf die Tatsache, dass alle diese Gesetze und Vorschriften zunächst unter Mose in das Buch des Gesetzes geschrieben und sodann unter Josua in massive Steine eingraviert wurden.
Der Hinweis auf den Dienst, der den Tod bringt, oder auf das Amt des Todes, beinhaltet die Todesstrafe für die Übertretung des geistlichen Gesetzes Gottes. Die Strafen wurden zuerst in das Buch des Gesetzes geschrieben und dann in massive Steine eingraviert. Da Christus für uns gestorben ist, müssen wir die Todesstrafe nicht zahlen, wenn wir unsere Sünden bereuen und Vergebung erlangen. Außerdem konnten die rituellen Gesetze, die Teil der in Stein geschriebenen Gesetze waren, keine Sünden vergeben—sie erinnerten lediglich die Sünder an ihre Sünden. Das levitische Priestertum war also, in diesem Sinne, der Dienst, der den Tod bringt, da die Menschen nicht in der Lage waren, ewiges Leben zu erlangen, obwohl sie Opfer brachten.
Die Werke des Gesetzes
Mit diesem Hintergrundwissen sollten wir in der Lage sein, besser zu verstehen, was Paulus uns in Galater 3,10–13 sagt, wenn er über die „Werke des Gesetzes“ spricht. Wenn Sie nun diese Bibelstelle lesen, denken Sie daran, den Zusammenhang zu beachten, um zu begreifen, auf welches spezifische Gesetz sich diese Schriftstelle bezieht.
Beginnen wir in Vers 10: „Denn die aus den Werken des Gesetzes leben [einschließlich den Werken des Opfers und der Rituale, die durchgeführt werden mussten], die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: ,Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er‘s tue!‘ Dass aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn ‚der Gerechte wird aus Glauben leben‘. Das Gesetz aber ist nicht ‚aus Glauben‘, sondern: ‚der Mensch, der es tut [der zum Beispiel Opfer erbringt und Rituale durchführt], wird dadurch leben‘ [Dies bedeutet, solange sie innerhalb des Opfersystems lebten, wurden sie von Gott nicht aus der Gemeinschaft von Israel ausgeschlossen]. Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch [d.h. der Strafe] des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns [er hat für uns die Strafe bezahlt]; denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.‘“
Jeder, der nicht bei allem blieb, was im Buch des Gesetzes geschrieben stand, wurde verflucht, was die Vorschriften hinsichtlich der Waschungen, Rituale und Opfer miteinschloss. Obwohl das Buch des Gesetzes selbstverständlich auch die Zehn Gebote und ihre Satzungen und Rechtsvorschriften enthielt, so enthielt es ebenfalls die physischen Werke des Gesetzes, das Opfersystem, sowie die Todesstrafen und andere Strafen für die Übertretung von Gottes Gesetz. Sodann konnten das Erbringen von Opfern und das Befolgen von Ritualen keine Vergebung der Sünde bewirken—man befand sich nach wie vor unter dem Fluch oder der Strafe des Gesetzes, weil man es gebrochen hatte.
Die Aussage von Paulus, dass das Gesetz aufgrund der Übertretungen hinzugekommen war (Galater 3,19), bezieht sich auf den Teil des Gesetzes oder der Gesetze im Buch des Gesetzes, der mit den Opfern und anderen Ritualen zu tun hat, sowie mit den Flüchen oder Strafen für die Übertretung von Gottes geistlichem Gesetz.
Wir müssen fest vor Augen haben, dass „das Buch des Gesetzes des Mose“, das manchmal auch als „das Gesetz des Mose“ bezeichnet wird, alle möglichen Gesetze enthielt. Wir müssen daher vorsichtig sein, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, wenn wir im Neuen Testament über das Buch des Gesetzes lesen. Auch hier müssen wir immer wieder im Zusammenhang analysieren, über welches jeweilige und spezielle Gesetz der Verfasser spricht.
Zum Beispiel lesen wir in Apostelgeschichte 15,5: „Da traten einige von der Partei der Pharisäer auf, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muss sie [Heiden, die zu Christen wurden] beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz des Mose zu halten.“
Der Zusammenhang der Diskussion zeigt uns, dass sie keineswegs über die Zehn Gebote—einschließlich des Sabbats—stritten, sondern darüber, ob die im Gesetz des Mose enthaltene Beschneidung und andere Rituale für Heidenchristen erforderlich wären. Beachten Sie, wie diese Frage auf der ersten Predigerkonferenz in Jerusalem entschieden wurde. Bemerken Sie, dass es Jakobus war, der diese Worte sprach—derselbe Apostel, der später die Zehn Gebote als ein Paket bezeichnete und sagte, dass wir am ganzen Gesetz schuldig sind, sobald wir eins der Zehn Gebote übertreten: „Darum meine ich, dass man denen von den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht Unruhe mache, sondern ihnen vorschreibe, dass sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut“ (Apostelgeschichte 15,19–20; vergleichen Sie ebenfalls Apostelgeschichte 15,28–29).
Jakobus sprach nicht über die Zehn Gebote. Warum jedoch erwähnt Jakobus ausdrücklich, dass die Heiden sich von Götzen, Unzucht, Ersticktem und Blut enthalten sollten? Diese vier Aspekte, die wir im Gesetz des Mose finden, wurden dort vielfach in Verbindung mit Ritualen und Opfern erwähnt (3.Mose 17,7.10). Im Gesetz des Mose wird klar geboten, sich von Dingen zu enthalten, die durch Götzendienst verunreinigt wurden (2.Mose 34,15–16; Psalm 106, 28.37–38); Unmoral und Unzucht zu vermeiden (3.Mose 19,29; 5.Mose 23,18–19); nicht das Fleisch erstickter, zerrissener oder verendeter Tiere zu essen (3.Mose 22,8); und kein Blut oder Blutiges zu verzehren (1.Mose 9,4; 3.Mose 3,17).
Wie gesagt, befinden sich diese Vorschriften im Buch des Gesetzes des Mose, doch oftmals in unmittelbarem Zusammenhang mit rituellen Opfervorschriften. Gleichwohl sind sie heute noch gültig. Nichtjuden tranken oft Blut mit ihren Opfern, oder sie aßen ihre Opfer noch mit dem im Fleisch enthaltenen Blut (wie dies bei Tieren der Fall ist, die erstickt wurden), oder sie begingen Unzucht mit Tempelprostituierten. Damit hier kein Missverständnis aufkam, machten die Apostel und Ältesten den Heiden gegenüber deutlich, dass diese Gesetze immer noch verbindlich waren, obwohl sie im Zusammenhang mit dem Opfersystem erwähnt wurden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass alle anderen Gesetze und ganz besonders die Zehn Gebote für Heidenchristen abgeschafft sind, so dass sie nun frei wären zu morden, zu stehlen oder Gott zu verunehren. Diese Idee ist wirklich total unsinnig.
Christus kam nicht, um das Gesetz abzuschaffen!
Christus ist nicht gekommen, um Gottes geistliches Gesetz der Zehn Gebote aufzuheben. Er sagte in Matthäus 5,17, dass er nicht gekommen sei, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen—um es herrlich und groß und noch ehrenvoller zu machen (Jesaja 42,21), um es mit seinem beabsichtigten Sinn anzufüllen und um uns zu zeigen, wie man es im Fleisch vollkommen hält. Das griechische Wort für „erfüllen“ lautet „pleroo“. Es kann die Bedeutung von „anfüllen“ oder „auffüllen“ haben (Young’s Analytical Concordance to the Bible). In Matthäus 3,15 wird es in folgendem Zusammenhang verwendet: „Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen…“
Das griechische Wort „pleroo“ wird auch in den folgenden Stellen verwendet. In Philipper 2,2 sagt Paulus: „so erfüllt meine Freude, dass ihr dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig, eines Sinnes seid“ (Elberfelder Bibel; so auch die neue Lutherbibel 2009). Es ist interessant, dass die Lutherbibel 1984 und auch die revidierte Lutherbibel 2017 schreiben: „…macht meine Freude dadurch vollkommen.“ Wir sehen hier, dass „erfüllen“ mit „vollkommen machen“ gleichgesetzt wird; die Bedeutung ist keineswegs „aufheben“, sondern das genaue Gegenteil.
Außerdem erinnert Paulus die Heiligen in Kolossä daran, dass er ein Prediger wurde, damit er „das Wort Gottes in seiner Fülle predige“ (Kolosser 1,25; revidierte Lutherbibel 2017), und er ermahnt in Kolosser 4,17 den Archippus: „Sieh auf das Amt, das du empfangen hast in dem Herrn, dass du es ausfüllst!“ Die neue Lutherbibel 2009 schreibt: „… damit du ihn [deinen Auftrag] erfüllst.“
Keine dieser Bibelstellen vermittelt den Gedanken, dass etwas endete—vielmehr ist die offensichtliche Bedeutung hier, dass etwas weiter mit Bedeutung angefüllt werden oder zur Vollkommenheit gebracht werden sollte.
Da Christus das Opfersystem tatsächlich abgeschafft hatte, sprach er in Matthäus 5,17 auch nicht von diesem Opfergesetz. Er erklärte vielmehr in dieser Schriftstelle, dass er keineswegs gekommen war, um das geistliche Gesetz Gottes aufzulösen—die Zehn Gebote sowie alle Satzungen und Rechtsvorschriften des Neuen und Alten Testaments, die die Zehn Gebote noch klarer definieren und verherrlichen.
Schließlich lesen wir, dass Gottes geistliches Gesetz, wie es in den Zehn Geboten mit den dazugehörigen Satzungen und Rechtsvorschriften definiert ist, „fest für immer und ewig [steht]“ (Psalm 111,7–8), und dass es leichter ist, dass Himmel und Erde vergehen, „als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt“ (Lukas 16,17). Ein Tüpfelchen ist der kleinste Strich in einem hebräischen Buchstaben.
Einige zitieren eine Aussage in Römer 10,4, um die Idee zu unterstützen, dass Christus das geistliche Gesetz Gottes aufgehoben hat. Wir lesen hier: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“ Das hier verwendete griechische Wort für „Ende“ ist „teleos“ und bedeutet „Ziel, Absicht, Ergebnis“. Jakobus 5,11 stellt fest, dass wir im Hinblick auf Hiob gesehen haben, „zu welchem Ende [„teleos“ im Griechischen] es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“
In 1.Petrus 1,9 wird uns gesagt, dass wir „das Endziel [„teleos“ im Griechischen][unseres] Glaubens davontrag[en], nämlich die Errettung [unserer] Seelen!“ (Menge Bibel).
Deshalb endete das geistliche Gesetz keineswegs mit Christus, sondern das Endziel oder Endergebnis des Gesetzes ist vielmehr, uns zu Christus zu führen. Das Gesetz hilft uns somit, wie Christus zu werden. Und der lebendige Christus in uns hilft uns, gerecht zu werden und die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit zu erfüllen (Römer 8,3–4).
Von daher übersetzt die Pattloch Bibel Römer 10,4 wie folgt: „Endziel des Gesetzes ist ja Christus zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.“
Andere zitieren die Aussage in Römer 6,14, wonach wir nicht länger „unter dem Gesetz [sind], sondern unter der Gnade“ und behaupten, wir müssten demzufolge dem Gesetz nicht länger gehorsam sein. Die wahre Bedeutung dieser Schriftstelle ist jedoch, dass wir nicht länger unter dem Fluch des Gesetzes sind—der Todesstrafe, die wir uns verdient haben, wenn wir das Gesetz übertreten—da das Blut Christi, das für uns aus Gnade vergossen wurde, unsere Sünden bedeckt und vergeben hat. Paulus erklärt im nächsten Vers (Vers 15), dass dies keineswegs bedeutet, dass wir nun fortfahren können zu sündigen—das heißt, Gottes Gesetz zu brechen. Vielmehr sollen wir jetzt „Knechte der Gerechtigkeit“ (Vers 18) sein, indem wir Gottes Gesetz befolgen.
Wir sind nicht mehr unter dem Fluch oder der Strafe des Gesetzes, wenn wir Vergebung für unsere Sünden erlangt haben. Wir sind dann nicht mehr dem Fluch oder der Strafe ausgesetzt, sondern wir sind begnadigt worden—wir haben Gottes Gnade erlangt und befinden uns unter seinem gnädigen Schutz. Doch wenn wir erneut sündigen, dann sind wir wieder unter der Strafe oder dem Fluch des Gesetzes, und müssen durch Bekenntnis unserer Sünden zu Gott, durch Reue und durch Glauben an Christi Opfer erneut Vergebung erlangen, sodass wir nicht unter dem Fluch verbleiben, sondern erneut unter die Gnade gelangen (1.Johannes 1,9; 2,1).
Das Zehntengesetz—Noch heute in Kraft!
Wir finden einen weiteren bemerkenswerten Verweis auf ein „Gesetz“ im siebten Kapitel des Briefes an die Hebräer. Im Laufe der Analyse dieser Bibelstelle werden wir deutlich erkennen, dass hier überhaupt nicht die Zehn Gebote angesprochen werden. Vielmehr wird hier die Zehntenzahlung behandelt. Viele, die diese Schriftstelle lesen, werden verwirrt und glauben, dass Gott sein Gebot aufgehoben hat, den Zehnten zu zahlen, also den zehnten Teil unseres Einkommens an Gott abzuführen. Aber Gott hat seinem Volk in Maleachi 3,8–10 gesagt, einer Prophezeiung für uns heute: „Ist’s recht, dass ein Mensch Gott betrügt, wie ihr mich betrügt? Ihr aber sprecht: ‚Womit betrügen wir dich?‘ Mit dem Zehnten [besser: „den“ Zehnten, so z.B. die Schlachterbibel] und der Opfergabe! Darum seid ihr auch verflucht; denn ihr betrügt mich allesamt. Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“
Jesus Christus bestätigte, dass das Zehntengesetz zum Zeitpunkt seines ersten Kommens noch in Kraft war. Er betonte zwar, dass die Zahlung des Zehnten kein Selbstzweck ist, bestätigte aber gleichwohl seine Gültigkeit: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen“ (Matthäus 23,23).
Einige sagen, Christus hätte das Zehntengesetz abgeschafft, als er starb. Sie untermauern ihre Behauptung, indem sie auf das siebte Kapitel des Briefes an die Hebräer verweisen. Jedoch missverstehen sie, was uns diese Bibelstelle sagt. Lassen Sie uns Hebräer 7,5 lesen und begreifen, was hier zum Ausdruck gebracht wird: „Zwar haben auch die von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu nehmen vom Volk, also von ihren eigenen Brüdern, obwohl auch diese von Abraham abstammen.“
Das hier angesprochene Gesetz ist das Gesetz der Leviten—jener Teil von Gottes Gesetz, der die Einnahme des Zehnten durch die Leviten regelt. Beachten Sie, wie in Nehemia 12,44 auf diesen Teil des Gesetzes Bezug genommen wird: „Zu der Zeit wurden Männer über die Kammern bestellt für die Vorräte, für die Abgaben, Erstlinge und Zehnten, um in ihnen die Anteile von den Äckern um die Städte her zu sammeln, die nach dem Gesetz für die Priester und Leviten bestimmt waren…“
Den Leviten war von Gott das Recht gegeben worden, den Zehnten einzunehmen. Um ihnen diese Verantwortung zu übertragen, hatte Gott ein spezifisches Gesetz erlassen.
Im siebten Kapitel des Hebräerbriefes lesen wir in den Versen 11–12 in der Schlachterbibel: „Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre—denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen –, wozu wäre es noch nötig, dass ein anderer Priester nach der Weise Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons benannt wird? Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muss notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen.“
Das Gesetz, das verändert wurde, bezog sich auf das levitische Priestertum. Es wird als das „Gesetz eines fleischlichen Gebots“ bezeichnet (Hebräer 7,16; revidierte Lutherbibel 2017), da die Leviten Menschen aus Fleisch und Blut waren. Dieser Teil der Gesamtheit von Gottes Gesetzen, der den Leviten die Befugnis gab, den Zehnten einzunehmen, wurde „aufgehoben—weil es zu schwach und nutzlos war“, wie wir in Vers 18 lesen. Die Leviten waren schwach aufgrund ihrer menschlichen Natur. Das Gesetz, das ihnen die Befugnis gab, den Zehnten einzusammeln, konnte „nichts zur Vollendung bringen“ (Vers 19). Doch die „Änderung des Gesetzes für die Leviten“ (vgl. erneut Nehemia 12,44) hat keineswegs das Gebot der Zehntenzahlung aufgehoben—sie hatte lediglich damit zu tun, wer heute das Recht hat, den Zehnten von Gottes Volk einzunehmen.
Tatsächlich war das Zehntengesetz bereits lange in Kraft, bevor den Leviten durch ein Gesetz die Aufgabe übertragen wurde, den Zehnten einzunehmen. Beachten Sie Hebräer 7,9–10 in der Schlachterbibel: „Und sozusagen ist durch Abraham auch für Levi, den Empfänger des Zehnten, der Zehnte entrichtet worden; denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedek ihm begegnete.“
Wir lesen über diesen Vorfall in 1.Mose 14,20, wo Abraham (der damals noch Abram hieß) Melchisedek „den Zehnten von allem“ gab. Später sagte Jakob zu Gott, dass er ihn als seinen Gott annehmen und ihm den Zehnten von allem geben würde, falls er ihn segnete (1.Mose 28,20–22). Natürlich hätte Jakob genau anders denken und erkennen sollen, dass zunächst der Gehorsam kommt, und dann die Segnung.
Wie wir sehen, entrichtete Gottes Volk den zehnten Teil seines Einkommens lange bevor dieser durch die Leviten eingenommen wurde. Und heute sind es nicht länger die Leviten, die für die Einnahme des Zehnten verantwortlich sind. Dieses Recht wurde auf einen „anderen […] Priester“ übertragen, der „nach der Ordnung Melchisedeks“ eingesetzt wurde—Jesus Christus (vgl. Hebräer 7,11). Er ist der ewige Hohepriester, der heute den Zehnten einnimmt—und zwar durch seinen geistlichen Leib, die Kirche.
Beachten Sie Hebräer 7,28: „Denn das Gesetz [das die Einnahme des Zehnten durch die Leviten regelte] macht Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz [das die Leviten betraf] gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist.“
Christus, der ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks ist (Vers 17), war kein anderer als Melchisedek selbst. Melchisedek wird beschrieben als „König des Friedens. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit“ (Verse 2–3).
Die Aussage, dass er dem Sohn Gottes „gleicht“, ist so zu verstehen, dass er, obwohl ein Geistwesen, als ein Mensch auftrat, sich als Mensch manifestierte. Doch ist hier nicht von zwei verschiedenen Persönlichkeiten die Rede. Vielmehr drückt das Wort „gleich“ nicht die Idee der „Ähnlichkeit“ aus, sondern die Idee der Identität. Wir lesen über den auferstandenen Jesus Christus, der im Himmel von Gott dem Vater die Regierungsherrschaft übertragen bekam, als von jemandem, „der einem Menschsohn glich“ (Daniel 7,13, Zürcher Bibel).
Über Melchisedek wird gesagt, dass mit ihm „… einer den zehnten Teil entgegen [nahm], von dem die Heilige Schrift bezeugt, dass er lebt“ (Hebräer 7,8; Hoffnung für Alle).
Wir sind noch immer dazu verpflichtet, den Zehnten zu zahlen; andernfalls betrügen wir Gott und befinden uns unter dem Fluch. Aber es sind nicht länger die Leviten, die den Zehnten einnehmen. Dieser Teil des Gesetzes wurde geändert. Es ist nun Christus, der—durch seine Kirche—die Verantwortung innehat, Gottes Zehnten einzunehmen. Das Wort „Gesetz“ in Hebräer 7 spricht keineswegs von der Abschaffung der Einnahme des Zehnten—es bezieht sich lediglich auf die Identität dessen, der mit der Aufgabe betraut ist, den Zehnten einzunehmen.
Wir haben bisher gesehen, dass die wichtigsten Schriftstellen, die angeführt werden, um die Vorstellung zu untermauern, dass die Zehn Gebote sowie die Satzungen und Rechtsvorschriften nicht länger in Kraft seien, ein solches Konzept keineswegs belegen—tatsächlich beweisen sie sogar das genaue Gegenteil.
Sind die Zehn Gebote mit dem Alten Bund außer Kraft gesetzt worden?
Jedoch gibt der fleischlich gesinnte Geist—der dem Gesetz Gottes feindlich gegenübersteht—nicht so leicht auf. Inspiriert durch Satan, der Gott und seine Gesetze hasst, sind die Menschen auf eine andere Idee gekommen, um begründen zu wollen, dass sie Gott nicht gehorsam sein müssen. Im Wesentlichen lautet dieses Argument wie folgt:
Gottes Zehn Gebote sind heute nicht länger in Kraft, da sie, ebenso wie alle anderen Gesetze des Alten Testaments, angeblich mit dem Alten Bund identisch sind. Und da Gott den Alten Bund abgeschafft hat, hat er auch die Zehn Gebote und alle anderen Gesetze des Alten Testaments abgeschafft. Christus, so die Argumentation, habe den Alten Bund (angeblich identisch mit allen Gesetzen des Alten Testaments) durch einen Neuen Bund ersetzt, und dieser Neue Bund ist vermeintlich identisch mit einem Neuen Gesetz. Dieses „Neue Gesetz“ enthält beispielsweise angeblich neun der ursprünglichen Zehn Gebote—ausgenommen sind jedoch bequemerweise das vierte Gebot (den Sabbat zu heiligen) sowie die Satzungen hinsichtlich der jährlichen Heiligen Festtage, der Zehntenzahlung und der Unterscheidung von reinem und unreinem Fleisch, um nur einige zu nennen.
Überraschenderweise sind viele auf dieses Argument hereingefallen und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie den Sabbat und die jährlichen Heiligen Tage nicht mehr zu halten brauchen, und dass sie weder den Zehnten zahlen noch auf unreines Fleisch verzichten müssen.
Wie sieht es mit diesem Argument aus? Ist es gültig? Oder kann es aus der Bibel heraus widerlegt werden? Ist der Alte Bund—so wie die Befürworter dieser Argumentation behaupten—identisch mit den Zehn Geboten? Im weiteren Verlauf dieser Broschüre werden wir sehen, dass die Antwort auf diese Frage ein klares NEIN ist!
Was ist ein Bund?
Frei heraus gesagt ist die Vorstellung, dass der Alte Bund identisch mit den Zehn Geboten ist, ziemlich albern und offenbart lediglich eine absolute Unkenntnis darüber, was ein Bund ist. Das Wort „Bund“, wie es im Alten Testament verwendet wird, ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes „berith“. Die Bedeutung dieses Begriffs lautet „Bund, Vereinbarung oder Vertrag“.
Die Bibel erwähnt zahlreiche Bünde oder Verträge. Technisch gesehen ist es nicht korrekt zu sagen, dass die Bibel nur über den „Alten“ und den „Neuen“ Bund spricht.
Webster definiert einen „Bund“ als eine „in der Regel formelle, verbindliche Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Personen, etwas zu tun oder nicht zu tun. Ein Dokument, das die Bedingungen der Vereinbarung enthält.“
Noch heute verwenden wir diese Art Formulierung in Rechtsangelegenheiten, um zu zeigen, dass ein Bund vorliegt. Es ist üblich, einen schriftlichen Mietvertrag wie folgt zu beginnen: „Wir verpflichten uns hiermit vertraglich und vereinbaren… “ (Im Englischen wird es noch deutlicher, indem man sagt: „Wir schließen hiermit einen Bund und vereinbaren…)
Rienecker schreibt im Lexikon zur Bibel: „Die Schrift kennt eine ganze Reihe von Gottesbünden.“
Haben wir erst einmal verstanden, dass ein Bund lediglich ein Vertrag oder eine Vereinbarung ist, so sollte uns die Tatsache, dass die Bibel über mehr als nur einen Bund oder zwei Bünde spricht, nicht mehr überraschen. Wir sollten uns auch nicht über die Tatsache wundern, dass ein Bund keineswegs identisch mit dem Gesetz ist—vielmehr basiert ein Bund oder ein Vertrag auf einem Gesetz.
Schauen wir uns ein Beispiel an. Sie möchten von mir ein Auto kaufen und wir könnten unsere mündliche Vereinbarung zu Papier bringen. Das Dokument könnte besagen, dass Sie von mir ein gebrauchtes Fahrzeug für die Summe von 3000 € erwerben. Das Dokument könnte weiterhin besagen, dass der Handel gemäß den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) zustande kommt. Angenommen, Sie sind nicht in der Lage, das Geld aufzubringen. Unter diesen veränderten Umständen würden wir nun vermutlich den Vertrag für null und nichtig erklären. Mit anderen Worten müsste ich Ihnen das Auto nicht übergeben, und Sie müssten mir das Geld (das Sie ja sowieso nicht haben) auch nicht bezahlen. Aber haben wir, wenn wir den Vertrag aufheben und das schriftliche Dokument vernichten, damit auch das Bürgerliche Gesetzbuch aufgehoben, auf dem der Vertrag basierte? Selbstverständlich nicht.
Wir können aus diesem Beispiel eine wichtige Lektion lernen: Wenn ein Vertrag oder eine Vereinbarung, die auf einem Gesetz basiert, aufgehoben wird, dann wird damit keineswegs automatisch das Gesetz aufgehoben, das dem Vertrag zugrunde lag. Die Aufhebung eines Bundes hat keinerlei Auswirkungen auf das Gesetz, auf dem der Bund basiert.
Wie wir sehen werden, bestätigt die Bibel die grundlegende Wahrheit, dass ein Bund nicht mit dem Gesetz identisch ist. Tatsächlich schloss Gott Bündnisse mit den Menschen, weil diese das Gesetz eingehalten hatten.
Gottes Bündnisse mit den Menschen
Betrachten wir die vielen Bündnisse einmal genauer, die Gott mit den Menschen über die Jahrhunderte hinweg eingegangen ist. Wir werden sehen, dass zahlreiche Bündnisse bereits in Kraft waren, lange bevor Gott einen Bund mit den Israeliten zur Zeit des Mose schloss.
Gottes Bund mit Noah
Eines der berühmtesten Bündnisse, die Gott mit den Menschen schloss, ist der Bund mit Noah. Während Gott die gesamte Erde durch eine Flut zerstörte, weil alles Fleisch seinen Weg verderbt hatte, verschonte er Noah, dessen Ehefrau, seine drei Söhne und Schwiegertöchter, ebenso wie bestimmte Landtiere, indem er sie in einer Arche beschützte.
Beachten Sie, wie dieser Bund in 1.Mose 9,9–17 beschrieben wird: „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch… Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde…
„Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.“
Gott hat in den vorangegangenen Versen deutlich erklärt, was ein Bund ist. Es handelt sich um einen Vertrag oder eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehr Parteien. In heutiger Terminologie würde man sagen, dass Gott einen Vertrag zwischen sich selbst und Noah schloss, der auch Vorteile für Dritte beinhaltete (das heißt, für die Nachkommen Noahs und alle Tiere). Man spricht rechtlich auch von einem Vertrag zugunsten Dritter. Gegenstand dieses Vertrages war die Tatsache, dass niemals wieder alles Fleisch durch eine weltweite Sintflut vernichtet werden würde. Die Länge oder die Dauer des Vertrages war die Ewigkeit—niemals wieder würde Gott eine Flut über diese Erde bringen, die alles Fleisch vernichten würde.
Um es anders auszudrücken: Solange es fleischliche Wesen auf der Erde gibt, wird Gott diese nicht durch eine erneute, weltweite Flut vernichten. Darüber hinaus gab es auch ein Zeichen des Bundes—den Regenbogen. Jedes Mal, wenn Gott einen Regenbogen am Himmel sieht, würde dieser ihn daran erinnern, was er Noah mit einem Bund versprochen hatte; nämlich, dass er die Erde niemals wieder durch eine Flut vernichten würde.
Warum hat Gott überhaupt einen Bund mit Noah geschlossen? Hatte Noahs Lebensweise einen Einfluss auf die Entscheidung Gottes, einen Bund mit ihm zu schließen? War es für Gott unerheblich, wie Noah lebte—was er für eine Art Person war?
1.Mose 6,8–9 und 1.Mose 7,1 offenbaren uns folgendes: „Aber Noah fand Gnade vor dem HERRN.
Dies ist die Geschichte von Noahs Geschlecht. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott… Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht erfunden vor mir zu dieser Zeit.“
Während der „… Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar…“ (1.Mose 6,5), wurde Noah für „gerecht“ befunden. Wir wissen bereits, dass Gerechtigkeit als das Halten aller Gebote Gottes definiert wird (Psalm 119,172; Elberfelder Bibel). Gott rettete Noah und schloss einen Bund mit ihm, weil Noah gerecht war—weil er Gottes Gesetz hielt. Und Noah lebte weiterhin gerecht oder war gehorsam, nachdem Gott angekündigt hatte, einen Bund mit ihm zu schließen (1.Mose 6,18.22; 1.Mose 7,5.16).
Erinnern wir uns daran, dass ein Bund nicht identisch mit einem Gesetz ist, sondern auf einem Gesetz basiert. Gott schloss einen Bund mit Noah, weil Noah Gottes Gesetze hielt. Der Bund, den Gott mit Noah schloss, erwähnte selbst jedoch keinerlei Gesetze. Diese Tatsache für sich genommen beweist bereits, dass Gottes Bund mit Noah keineswegs identisch mit Gottes Gesetzen war.
Beachten Sie folgende interessante Schriftstelle in Jesaja 24,5–6: „Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund. Darum frisst der Fluch die Erde, und büßen müssen’s, die darauf wohnen. Darum nehmen die Bewohner der Erde ab, sodass wenig Leute übrig bleiben.“
Die Schlachterbibel schreibt: „… darum sind die Bewohner des Landes von der Glut verzehrt…“
Die Elberfelder Bibel schreibt in einer Fußnote, dass die Stelle auch mit „verbrannt“ übersetzt werden kann.
Der Prophet Jesaja sagt uns, dass die Bewohner der Erde das Gesetz übertreten und die Gebote abändern—was bedeutet, dass sie gesündigt und den ewigen Bund gebrochen haben. Weder stottert Jesaja hier, noch wiederholt er sich. Das Brechen des Gesetzes und das Brechen des ewigen Bundes sind zwei verschiedene Dinge. Aber welchen ewigen Bund hatte Jesaja im Sinn? Der einzige in der Schrift erwähnte Bund zwischen Gott und allen Bewohnern der Erde ist Gottes Bund mit Noah. Gott schloss diesen Bund mit den Menschen, nachdem er die Flut als Strafe für ihre Sünden über die Welt gebracht hatte.
Da der Mensch jedoch weiterhin sündigen würde, verkündete Gott in Jesaja 24, dass er den Fluch der Glut, der Hitze oder des FEUERS über die Erde bringen würde (vgl. auch Vers 4). Wir sehen also, dass Gott seinen Bund mit Noah einhält. Er wird nicht erneut alles Fleisch durch eine weltweite Flut vernichten. Aber die Sünde hat ihren Preis, und Gott wird zur Zeit von Christi Wiederkehr FEUER über diese Erde bringen, um diejenigen zu verzehren, die nicht so leben, wie Noah gelebt hat (2.Thessalonicher 1,6–8).
Gott schloss einen Bund mit Noah, weil Noah Gott gehorsam war. Durch Gottes Bund mit Noah wurde weder ein Gesetz etabliert noch ein Gesetz erschaffen; jedoch wurde er selbstverständlich auf der Grundlage eines bestehenden Gesetzes geschlossen.
Reine und unreine Tiere
Lassen Sie uns auch hier festhalten, dass die Gesetze des reinen und unreinen Fleisches bereits zur Zeit Noahs existierten—sie kamen nicht erst zur Zeit des Mose zustande. Noah wurde von Gott ausdrücklich angewiesen: „Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben, das Männchen und sein Weibchen, von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen“ (1.Mose 7,2; vergleichen Sie ebenfalls Vers 8).
Noah brachte Gott ein Brandopfer „von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln“ (1.Mose 8,20).
Der Bund, den Gott später mit Israel unter Mose schloss, hatte keinerlei Auswirkungen auf die Gesetze der reinen und unreinen Tiere—sie waren schon lange in Kraft, noch bevor dieser Bund zustande kam. Und Gott lehrt nirgendwo, dass es uns nun erlaubt sei, das Fleisch unreiner Tiere zu verzehren. Beachten Sie den Fluch, den Gott über diejenigen ausspricht, die zur Zeit Christi Wiederkehr Schweinefleisch und das Fleisch anderer unreiner Tiere essen (Jesaja 66,17; Jesaja 65,3–4).
Gottes Bündnisse mit Abraham, Isaak und Jakob
Zu gegebener Zeit schloss Gott einen weiteren Bund mit den Menschen—dieses Mal mit Abram.
Gottes erster Bund mit Abram
Wir erfahren von diesem Bund in 1.Mose 15,18, wo wir lesen: „An dem Tage SCHLOSS der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat.“
Beachten Sie, dass Gott diesen Bund—oder Vertrag—mit Abram an genau jenem Tage SCHLOSS, an dem er diese Worte sprach. Gegenstand dieses Bundes war die Übertragung von Land zum Eigentum an Abrams Nachkommen.
Gottes zweiter Bund mit Abram
Im Laufe der Zeit würde Gott einen ZUSÄTZLICHEN Bund mit Abram schließen. Im siebzehnten Kapitel des ersten Buches Mose, Verse 1–7, lesen wir über diesen Vertrag:
„Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der HERR und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm. Und ich WILL meinen Bund zwischen mir und dir SCHLIESSEN und will dich über alle Maßen mehren… Siehe, ich habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden. [Oder: „…das ist mein Bund mit dir: Du wirst zum Vater einer Menge von Nationen werden“; so die Elberfelder Bibel]. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker. Und ich will dich sehr fruchtbar machen und will aus dir Völker machen und auch Könige sollen von dir kommen. Und ich WILL AUFRICHTEN meinen Bund zwischen mir und dir und deinen Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht, dass es ein ewiger Bund sei, sodass ich dein und deiner Nachkommen Gott bin.“
Dies ist ein neuer Bund mit Abram. Es ist nicht derselbe Bund, den Gott zuvor mit Abram geschlossen hatte. Obwohl der Gegenstand dieses neuen Bundes die Übertragung des Landes Kanaan auf Abrams Nachkommen umfasst, wie wir in Vers 8 lesen, geht dieser Bund darüber hinaus—er beinhaltet sowohl die Verheißung, dass viele Völker und Könige von Abraham abstammen würden als auch die Verheißung, dass der ewige Gott für alle Zeit der Gott Abrahams und seiner Nachkommen sein würde. Die neue Lutherbibel 2009 übersetzt Vers 7: „… sodass es ein ewiger Bund sei und ich dein Gott sei und der deiner Nachkommen nach dir.“
In Römer 4,13 lesen wir, dass Gottes Bund nicht auf das Land Kanaan beschränkt war. Vielmehr würde Gottes Verheißung an Abraham und seine Nachkommen letztendlich die gesamte Erde oder die ganze Welt miteinschließen.
Gottes dritter Bund mit Abram, der fortan Abraham genannt wurde
Wenn wir zu 1.Mose 17 zurückkehren, stellen wir fest, dass Gott mit Abraham einen dritten Bund geschlossen hat—den Bund der Beschneidung. Beginnend in Vers 10 lesen wir: „Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Geschlecht nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden.“ Wir sehen, dass die Beschneidung ein separater Bund war. Der Diakon Stephanus würde dem jüdischen Konzil später erklären, dass Gott Abraham den „Bund der Beschneidung“ gab (Apostelgeschichte 7,8). Es ist richtig, dass die Beschneidung auch ein Zeichen des Bundes genannt wird (1.Mose 17,11), den Gott mit Abraham schloss (wie dies in 1.Mose 17,1–7 beschrieben wird). Dies erinnert an den Regenbogen, der das Zeichen des Bundes zwischen Gott und Noah war. Gleichwohl war die Beschneidung selbst ein separater Bund zwischen Gott und Abraham.
Gottes vierter Bund mit Abraham
Führen Sie sich vor Augen, dass die Bündnisbeziehung Gottes zu Abraham, zusätzlich zu den physischen Verheißungen der nationalen Größe und des Königtums, ebenfalls geistige Verheißungen beinhaltete. Beachten Sie Apostelgeschichte 3,25–26: „Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham sprach: ‚Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.‘ Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit.“ (Vergleichen Sie hierzu Lukas 1,72–75).
Es ist bemerkenswert, dass diese geistigen Verheißungen der Segnung, die Gott Abraham in einem Bund gab, im siebzehnten Kapitel des ersten Buches Mose nicht beschrieben werden. Sie finden jedoch in 1.Mose 22,16–18 und in 1.Mose 26,4 Erwähnung. Dies zeigt, dass Gott im Anschluss an seine früheren Bündnisse, die physische Versprechen betrafen, sogar einen weiteren Bund mit Abraham geschlossen hat, der geistige Versprechen beinhaltete.
Abraham wurde verheißen, dass sein Same—Jesus Christus—Abraham und seinen Nachkommen geistige Segnungen bringen würde. Im Galaterbrief machte Paulus deutlich, dass die physischen und die geistigen Verheißungen, die Abraham gegeben wurden, ebenso an Jesus Christus ergingen, als dem Samen oder Nachkommen Abrahams, und an uns, wenn wir Christus angehören und damit „Abrahams Nachkommen“ sind:
„Nun ist die Verheißung Abraham zugesagt und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: und den Nachkommen, als gälte es vielen, sondern es gilt einem: ‚und deinem Nachkommen‘, welcher ist Christus… Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Galater 3,16.29).
Gottes Bündnisse mit Isaak und Jakob
In 1.Mose 17,21 versprach Gott dem Abraham, dass er einen Bund mit Abrahams Sohn Isaak schließen würde: „Aber meinen Bund will ich aufrichten mit Isaak, den dir Sara gebären soll um diese Zeit im nächsten Jahr.“ Und dieses Versprechen erfüllte er auch, und wie wir gleich sehen werden, schloss er im Folgenden sogar noch einen weiteren Bund mit Jakob, dessen Name später zu Israel geändert wurde.
Es ist wichtig zu begreifen, dass Gott diese Bündnisse mit Isaak und mit Jakob oder Israel auf einer individuellen Basis schloss, ebenso wie er mit Abraham verschiedene Bündnisse oder Verträge einging. Dies verdeutlicht erneut, was ein Bund ist—ein Vertrag oder eine Vereinbarung, die auf einem Gesetz basiert, jedoch keineswegs mit dem Gesetz identisch ist.
Beachten Sie die folgende Schriftstelle, die uns über die Bündnisse berichtet, die Gott mit Abraham, Isaak und Jakob schloss: „Und ich werde an meinen Bund mit Jakob gedenken und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham und werde an das Land gedenken“ (3.Mose 26,42).
Gleichwohl der Gegenstand dieser hier erwähnten Bündnisse identisch war, so schloss Gott dennoch mit Abraham, seinem Sohn und seinem Enkel jeweils individuelle Bündnisse, da es unterschiedliche Beteiligte waren.
Warum Gott Bündnisse mit Abraham schloss
Warum hat Gott überhaupt einen Bund mit Abram oder Abraham geschlossen? Wir haben gesehen, dass Gott einen Bund mit Noah geschlossen hat, weil dieser gerecht war. Kann man dasselbe über Abraham sagen?
Wir lesen folgendes Zeugnis über Abram, bevor Gott einen Bund mit ihm einging: „Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“ (1.Mose 15,6). Danach schloss Gott seinen Bund mit Abram (1.Mose 15,18).
Abrahams Glaube war ein Glaube des Gehorsams (Römer 1,5; Römer 16,26). Wir lesen, dass Abraham „[d]urch Glauben gehorchte“ (Hebräer 11,8; Schlachterbibel). Abrahams Gerechtigkeit resultierte aus dem Glauben, der ihn dazu motivierte, Gottes Gebote zu halten und nicht zu sündigen. Wir lesen in Nehemia 9,7–8: „HERR, du bist Gott, der du Abram erwählt hast und ihn aus Ur in Chaldäa geführt und Abraham genannt hast und hast sein Herz treu erfunden vor dir und einen Bund mit ihm geschlossen, seinen Nachkommen zu geben das Land der Kanaaniter… und hast dein Wort gehalten; denn du bist gerecht.“
Wir sehen, dass Gott zunächst Abrahams Herz für treu befand, und danach einen Bund mit ihm schloss. Ebenso wie Noah, blieb auch Abraham loyal und treu, nachdem Gott seine Bündnisse bereits mit ihm geschlossen hatte. Abraham lehnte es nicht ab, Gott auch unter den schwierigsten Umständen zu gehorchen, und aufgrund seines andauernden Gehorsams sagte Gott in 1.Mose 22,18 zu ihm: „und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ Wir lesen in 1.Mose 26,3–5 auch, dass Gott Abraham durch Bündnisse seine Verheißungen gab, „…weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz.“
Wir sehen also, dass Gott Bündnisse mit Abraham einging, weil dieser gehorsam gelebt hatte. Gott wusste, dass Abraham seinen Nachkommen Gottes Gesetze lehren würde und dass folglich auch Isaak und—in gewissem Maße auch Jakob—ebenfalls gerecht leben würden. Er sagte in 1.Mose 18,19: „Denn dazu habe ich ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat.“
Die Authorized Version schreibt hier: „Denn ich kenne ihn, dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehlen wird, und sie werden den Weg des HERRN halten, um Gerechtigkeit und Recht zu tun…“
Es war aufgrund von Abrahams Glauben und seiner Gerechtigkeit, dass Gott eine Bundesbeziehung mit Abraham und seinen Nachkommen einging. Gott gab Abraham die bedingungslose Verheißung, dass er Bündnisse mit Isaak und Jakob schließen würde, und später mit dem gesamten Volk Israel, um ihnen das Gelobte Land zu geben. Das Volk Israel sollte keine geistigen Segnungen erben, aber sie sollten das physische Land Kanaan besitzen und dort wohnen dürfen—jedoch nur, solange sie gehorsam blieben.
Abraham wird an zahlreichen Stellen in der Tat als ein Freund Gottes bezeichnet (Jakobus 2,23; 2.Chronik 20,7; vgl. auch Jesaja 41,8 in der Elberfelder Bibel und der neuen Lutherbibel 2009). Dies bedeutet, dass Abraham mit Gott darüber einig war, wie man leben soll, denn zwei können nicht miteinander wandern, wenn sie untereinander uneinig sind (Amos 3,3). Abraham lebte im Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen, und deshalb nannte Gott ihn seinen Freund und ging mit ihm Vereinbarungen ein.
Wir verstehen also, dass die Bündnisse, die Gott mit Abraham, Isaak und Jakob schloss, keineswegs identisch mit Gottes Gesetzen waren, sondern sie wurden geschlossen, weil Abraham die Gesetze Gottes gehalten hatte.
Gottes Bündnisse mit dem Volk Israel unter Mose
Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde das Volk Israel von den Ägyptern versklavt. Gott sandte einen Retter, Moses, den er benutzte, um Israel aus der Sklaverei und zum Berg Zion zu führen.
Zu dieser Zeit begann Gott, mit dem Volk eine Bundesbeziehung einzugehen. Wie wir sehen werden, schloss Gott mehrere Bündnisse oder Vereinbarungen mit dem Volk Israel—nicht nur einen. Und es gab einen bestimmten Grund, weshalb Gott solche Bündnisse mit dem Volk einging—Bündnisse, die Gottes Versprechen beinhalteten, das Volk ins Gelobte Land zu bringen. Moses sagte dem Volk in 5.Mose 9,5: „Denn du kommst nicht herein, ihr Land einzunehmen, um
deiner Gerechtigkeit und deines aufrichtigen Herzens willen [denn sie hatten ja beides nicht], sondern der HERR, dein Gott, vertreibt diese Völker um ihres gottlosen Treibens willen, damit er das Wort halte, das er geschworen hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob.“
Später veranlasste Gott seinen Propheten Jeremia, dem Volk Israel den gleichen Grund zu erklären. Wir lesen in Jeremia 11,3–5: „Und sprich zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Verflucht sei, wer nicht gehorcht den Worten dieses Bundes, die ich euren Vätern gebot an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, aus dem glühenden Ofen, und sprach: Gehorcht meiner Stimme und tut, wie ich euch geboten habe, so sollt ihr mein Volk sein, und ich will euer Gott sein, damit ich den Eid halten kann, den ich euren Vätern geschworen habe, ihnen ein Land zu geben, darin Milch und Honig fließt, so wie es heute ist. Ich antwortete und sprach: HERR, ja, so sei es!“
Gott schloss mit dem Volk Israel zu jener Zeit einen Bund, als er es aus der Sklaverei führte, um die bedingungslose Verheißung zu erfüllen, die er durch einen Bund oder eine Vereinbarung dem Abraham gegeben hatte, und später dann Isaak und danach Jakob. Wie wir jedoch sehen werden, erwartete Gott von dem Volk, dass es ihm gehorsam war—zumindest in allgemeiner Weise. Da Gott dem Volk niemals die Gabe des Heiligen Geistes angeboten hatte, wusste er, dass sie ihm nicht in demselben Maße gehorsam sein könnten, wie es bei wahren und bekehrten Christen heute der Fall ist. Dennoch erwartete Gott bis zu einem gewissen Grade Gehorsam, wenigstens dem Buchstaben des Gesetzes nach. Tatsächlich vertrieb er sie aus dem Lande, als sie sich weigerten, dies zu tun. Lassen Sie uns die speziellen Umstände und Bedingungen zur Kenntnis nehmen, unter denen diese Vereinbarung zwischen Gott und dem Volk Israel eingegangen wurde.
Gottes erster Bund mit dem Volk Israel
Wir lesen im neunzehnten Kapitel des zweiten Buches Mose, dass Gott Mose instruierte, dem Volk das Angebot eines Bundes oder einer Vereinbarung zu unterbreiten. Wir lesen weiterhin, dass das Volk das Angebot annahm, womit eine Einigung erzielt wurde. 2.Mose 19,5–6 sagt: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.“
Beachten Sie die Reaktion des Volkes auf Gottes Angebot in 2.Mose 19,8: „Und alles Volk antwortete einmütig und sprach: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun. Und Mose sagte die Worte des Volks dem HERRN wieder.“
Gott und das Volk einigten sich im Prinzip auf die Bedingungen des Bundes. Gott erklärte dann die Grundlage des Bundes (worauf der Bund beruhen würde), indem er persönlich die Zehn Gebote zu dem Volk sprach—damit die bereits seit Erschaffung des Menschen bestehenden Gebote erneut in Erinnerung rief—und Mose weitere Satzungen und Rechtsordnungen gab, um sie dem Volk mitzuteilen (2.Mose 20,1 bis 2.Mose 23,33). Dies waren die „Worte des HERRN“, die Mose im Buch des Bundes niederschrieb.
Des Weiteren war, so wie es auch heute bei vielen Verträgen der Fall ist, noch etwas anderes erforderlich, um den Bund verbindlich, rechtskräftig und „vollstreckbar“ zu machen und zu „besiegeln.“ Heutzutage müssen wir möglicherweise eine schriftliche Vereinbarung notariell beglaubigen lassen. Zur Zeit des Mose wurde ein Bund mit dem Blut von Tieren besiegelt, wie dies in 2.Mose 24,3–8 beschrieben wird:
„Mose kam und sagte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da antwortete alles Volk [erneut, zum zweiten Mal] wie aus einem Munde: Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun. Da schrieb Mose alle Worte des HERRN nieder… und sandte junge Männer von den Israeliten hin, dass sie… dem HERRN Brandopfer opferten und Dankopfer von jungen Stieren… Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen [zum dritten Male]: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören. Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.“
Wir sehen also, dass das Blut des Bundes den Vertrag „besiegelte“—er war von nun an bestätigt oder „rechtsverbindlich“, sodass keine nachträglichen einseitigen Änderungen vorgenommen werden konnten. Dies gilt auch bei einem Vertrag zwischen Menschen, sobald dieser einmal besiegelt und verbindlich ist. Wir lesen in Galater 3,15 in der Menge Bibel: „Liebe Brüder, ich will an menschliche Verhältnisse
erinnern: Auch die letztwillige Verfügung eines Menschen, die rechtskräftig geworden ist, kann doch niemand umstoßen oder nachträglich mit Zusätzen versehe.“ Die meisten deutschen Übersetzungen sprechen hier von „Testament“ oder „letztwilliger Verfügung.“ Die Authorized Version und die New King James Bible schreiben hier jedoch „Bund“ („covenant“ im Englischen). Der Zusammenhang zwischen Testament und Bund wird später in dieser Broschüre erklärt werden.
Der Gegenstand von Gottes Bund mit dem Volk Israel war ganz einfach folgender: Wenn Israel den Worten Gottes, welche die Grundlage des Vertrages bildeten, gehorchen würde, dann würden sie ein Königreich von Priestern werden. Beachten Sie die Formulierung in 2.Mose 24,8, wo wir lesen, dass Gott den Bund mit dem Volk „aufgrund aller dieser Worte“ geschlossen hat. Die Menge Bibel schreibt hier: „… Dies ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch auf Grund aller dieser Gebote geschlossen hat!“ Und in der Hoffnung für Alle lesen wir: „… Das Blut besiegelt den Bund zwischen dem HERRN und euch. Dieser Bund beruht auf all den Geboten, die ich euch in seinem Namen weitergegeben habe.
Ein Bund basiert auf dem Gesetz
Alle diese Übersetzungen zeigen deutlich, dass der Bund, ein Vertrag oder eine Vereinbarung auf der Grundlage der Worte oder Gebote Gottes geschlossen wurde. Gottes Gesetz war Basis oder das „Fundament“ des Bundes. Der Bund erschuf weder das Gesetz Gottes, noch war er mit dem Gesetz Gottes identisch—der Vertrag oder Bund wurde vielmehr auf der Grundlage des bereits bestehenden Gesetzes Gottes geschlossen. Der Ausdruck „auf Grund“ oder „aufgrund“ kann ebenso mit „basiert auf“, mit „beruht auf“, sowie mit „gemäß“ oder sogar mit „infolge“ übersetzt werden. Die Elberfelder Bibel schreibt: „… Siehe, das Blut des Bundes, den der HERR auf all diese Worte mit euch geschlossen hat!“ In der Guten Nachricht liest es sich wie folgt: „… Durch dieses Blut wird der Bund in Kraft gesetzt, den der Herr jetzt mit euch auf der Grundlage dieser Gebote und Gesetze schließt.“
Wir verstehen also, dass Gott den Bund mit dem Volk Israel AUF DER GRUNDLAGE von Gottes Gesetz schloss, einschließlich der Zehn Gebote. Dieser Bund hat die Zehn Gebote keineswegs erschaffen oder ins Leben gerufen. Dieser Bund war weder mit den Zehn Geboten identisch, noch waren die Zehn Gebote das einzige Gesetz, auf dem der Bund basierte. Er wurde ebenfalls auf der Grundlage zusätzlicher Rechtsordnungen und Satzungen gegründet, die dem Volk verkündigt worden waren.
Gottes zweiter Bund mit dem Volk Israel
Kurz nachdem es diese Vereinbarung mit Gott eingegangen war, versündigte sich das Volk. Als sich die Rückkehr des Mose vom Berg Sinai verzögerte, entschieden sie, dass sie einen anderen sichtbaren „Führer“ brauchten—und sie machten sich ein goldenes Kalb, um sie zurück nach Ägypten zu bringen (2.Mose 32,1–6). Bei seiner Rückkehr zerbrach Mose im Zorn die beiden Steintafeln, auf denen die Zehn Gebote niedergeschrieben waren (2.Mose 32,19). Daraufhin ließ Gott Mose zwei neue Steintafeln anfertigen, auf denen Gott erneut die Zehn Gebote niederschreiben würde (2.Mose 34,1).
Beachten Sie, was Gott noch sagte, was er tun würde: „Und der HERR sprach: Siehe, ich will einen Bund schließen“ (2.Mose 34,10). Dies ist in der Tat die richtige Zeitform—Gott bezieht sich auf einen neuen Vertrag, den er im Begriff war, mit dem Volk einzugehen. In der Menge Bibel lesen wir: „Da antwortete der HERR: ‚WOHLAN, ICH SCHLIESSE einen Bund…‘“ Die Hoffnung für Alle bringt es noch etwas deutlicher: „Der HERR antwortete: ‚Ich verspreche dir: ICH WERDE NOCH EINMAL einen Bund mit euch schließen…‘“
Nachdem das Volk Israel gegen Gott gesündigt und die erste Vereinbarung gebrochen hatte, ging Gott also mit ihm einen weiteren Vertrag ein.
Es gibt noch eine weitere Tatsache, die wir über diesen zweiten Vertrag oder Bund lernen können, den Gott mit dem Volk schloss. Wir lesen in 2.Mose 34,27–28: „Und der HERR sprach zu Mose: Schreib dir diese Worte auf; denn aufgrund dieser Worte habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen. Und er war allda bei dem HERRN [weitere] vierzig Tage und vierzig Nächte [das bedeutet ein zweites Mal, nachdem er die Steintafeln zerbrochen hatte] und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er [Gott] schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.“
Der Bund ist nicht identisch mit den Zehn Geboten
Einige sind der Meinung, die letzte Passage würde beweisen, dass die Zehn Gebote und der Bund identisch sind, da wir lesen, dass die Zehn Gebote die Worte des Bundes waren. Jedoch haben wir im direkt vorhergehenden Vers gelesen, dass Gottes Bund „aufgrund“ dieser Worte geschlossen wurde—was bedeutet, er BASIERTE auf diesen Worten. Die Zehn Gebote existierten bereits, bevor dieser Bund geschlossen wurde—demzufolge können sie keineswegs mit dem Bund identisch sein. Sie werden die „Worte des Bundes“ genannt, weil sie das Herz und der Kern—das Fundament—des Bundes waren. Ganz deutlich wird dies, wenn man die Stelle in 2.Mose 34,27–28 in der Hoffnung für Alle liest, die hier den Kern der Sache trifft: „Der HERR befahl Mose: ‚Schreib dir meine Worte genau auf, denn sie sind die Grundlage für den Bund, den ich mit dir und den Israeliten schließe!‘ Vierzig Tage und Nächte blieb Mose auf dem Berg in der Gegenwart des HERRN. Während dieser Zeit aß und trank er nichts. Er schrieb auf die Steintafeln die Zehn Gebote, auf die sich Gottes Bund mit den Israeliten gründete.“
Andere sagen wiederum, 5.Mose 4,13 würde beweisen, dass die Zehn Gebote und Gottes Bund mit den Israeliten identisch wären. Aber ist dem tatsächlich so? Lassen Sie uns den Vers lesen: „Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.“
Beachten Sie zunächst, dass das Wort „nämlich“ nicht im Urtext steht, sondern vom Übersetzer hinzugefügt wurde. Ebenso wie es bei 2.Mose 34,28 der Fall ist, zeigt auch 5.Mose 4,13 lediglich, dass die Zehn Gebote Herz und Kern, oder die Basis, von Gottes Bund mit Israel waren. Leider macht die Mehrzahl der deutschen Übersetzungen diese Unterscheidung keineswegs deutlich. Beachten Sie allerdings, wie die Hoffnung für Alle diesen Vers bringt: „Er sagte, dass er einen Bund mit euch schließen wollte, an den ihr euch halten solltet. Er gab euch die Zehn Gebote und schrieb sie auf zwei Steintafeln.“
Nehmen Sie ebenfalls den nächsten Vers zur Kenntnis: „Und der HERR gebot mir zu jener Zeit, dass ich euch die Satzungen und Rechtsbestimmungen lehre, die ihr tun sollt in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen“ (5.Mose 4,14; Schlachterbibel).
Diese zusätzlichen Satzungen und Rechtsbestimmungen waren nicht auf den Steintafeln eingraviert, sondern im Buch des Mose niedergeschrieben, und auch sie waren Teil der Bedingungen des Bundes, die befolgt werden mussten.
Bündnisse und Gesetze sind nicht identisch
In Jesaja 24,5–6 lasen wir zuvor, dass Gott eine Unterscheidung zwischen seinem Gesetz und seinem Bund mit Noah traf. Durch seinen Propheten machte er deutlich, dass die Bewohner der Erde sein Gesetz und seine Gebote übertraten, und dass sie seinen Bund brachen. Die nachfolgenden Textstellen werden zweifelsfrei die eindeutige Lehre der Bibel beweisen, dass ein Bund und das Gesetz, auf dem der Bund basiert, eigenständig und voneinander zu unterscheiden sind.
In Josua 7,11 heißt es beispielsweise: „Israel hat sich versündigt, [erinnern Sie sich daran, dass Sünde die Übertretung des GESETZES ist], sie haben auch meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe… “ (Schlachterbibel).
Ebenso lesen wir in 2.Könige 18,11–12: „Der Assyrerkönig verschleppte die Bevölkerung Israels nach Assyrien und siedelte [sie] … an … in den Städten Mediens. Das alles geschah, weil die Israeliten nicht auf Jahwe, ihren Gott, gehört hatten. Sie brachen seinen Bund und befolgten die Gebote nicht mehr, die Mose, der Diener Gottes, ihnen verkündet hatte“ (Neue evangelistische Übersetzung 2019).
Weiterhin erfahren wir von Gott in Hosea 8,1, dass die Israeliten „… meinen Bund übertreten und sich gegen meine Gebote auflehnen.“
Eine weitere Bestätigung der fundamentalen Wahrheit, dass sich Gesetz und Bündnisse voneinander unterscheiden, findet sich in Römer 9,4, wonach den Israeliten „die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund [besser: die Bundesschlüsse oder Bündnisse, vgl. Schlachterbibel] und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen…“
Somit können wir erkennen, dass Gottes Gesetze und Gottes Bündnisse eigenständig und voneinander verschieden sind. Wenn Gott einen Bund auflöst, dann bedeutet dies keineswegs, dass er dadurch automatisch das Gesetz auflöst, auf dem der Bund basierte.
Konsequenzen für das Brechen eines Bundes
Ein Vertrag enthält eine Strafe für den Fall eines Vertragsbruchs. Dies gilt heute noch genauso, wie es zur Zeit des alten Israel galt. Die gesetzliche Strafe könnte in einem finanziellen Schadenersatz bestehen, es könnte sich um eine spezielle Erfüllung der im Vertrag vereinbarten Zusage handeln, oder um eine Entschädigung mit Strafcharakter. Der Vertrag könnte sogar im Voraus eine spezifische Strafe für den Fall des Vertragsbruchs vereinbaren. Wir lesen, dass Gott das Volk Israel für die Verletzung seines Bundes mit ihm zur Verantwortung ziehen würde. Mose prophezeite in 3.Mose 26,25, dass dies geschehen würde: „und [ich] will ein Racheschwert über euch bringen, das meinen Bund rächen soll…“ Oder wie es die Menge Bibel bringt: „Ich will das Schwert über euch kommen lassen, das die Rache für den Bundesbruch vollziehen soll…“
Und somit verstehen wir, dass Gott mit dem Volk Israel unter Mose zunächst zwei Bündnisse geschlossen hat. Er machte einen zweiten Bund mit dem Volk, nachdem es den ersten Bund gebrochen hatte. Es mag Sie jedoch überraschen, dass Gott in der Folgezeit weitere Bündnisse mit dem Volk Israel unter Mose schloss.
Gottes dritter Bund mit dem Volk Israel
Kurz bevor die jüngere Generation des Volkes Israel den Jordan überquerte, um das Gelobte Land in Besitz zu nehmen, wandte sich Mose mit eindringlichen Worten an sie. In 5.Mose 28,69 sagte er: „Dies sind die Worte des Bundes, den der HERR dem Mose geboten hat, mit Israel zu schließen im Lande Moab, neben dem Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte am Horeb.“
Dies ist ein weiterer Bund oder Vertrag. Beachten Sie, mit wem er geschlossen wurde. Im folgenden Kapitel lesen wir: „Doch nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen eidlichen Vertrag, sondern sowohl mit denen, die heute mit uns hier stehen vor dem HERRN, unserem Gott, als auch mit denen, die heute noch nicht hier sind mit uns“ (5.Mose 29,13–14; Zürcher Bibel 2007).
Dieser Bund umfasste auch zukünftige Generationen.
Wie es schon bei den vorherigen Bündnissen der Fall war, die Gott mit dem Volk Israel einging, so wurde auch dieser dritte Bund aufgrund der bedingungslosen Verheißungen geschlossen, die Gott Abraham gegeben hatte. In 5.Mose 29,12 lesen wir, dass Gott diesen Bund mit der neuen Generation schloss, so „dass er dich heute zum Volk für sich erhebe und er dein Gott sei, wie er dir zugesagt hat und wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.“
Wenn man nun argumentieren will, dass der Alte Bund identisch mit den Zehn Geboten sei, und dass die Zehn Gebote mit der Aufhebung des Alten Bundes abgeschafft worden seien, von welchem Bund spricht man dann genau? Ist es der Bund, den Gott mit Israel am Sinai schloss, bevor oder nachdem Israel sich versündigte? Oder ist es der Bund, den Gott mit dem Volk in Lande Moab schloss? Darüber hinaus wurde dieser dritte Bund auch auf Grundlage der zusätzlichen Gesetze geschlossen, die im Laufe der Zeit im Buch des Gesetzes niedergeschrieben wurden—einschließlich ritueller Gesetze, die keineswegs Grundlage all der Bündnisse waren, die Gott eine Generation vorher mit Israel am Berg Sinai geschlossen hatte. Wie bereits zuvor erwähnt, wurden diese zusätzlichen Gesetze wegen der Sünde hinzugefügt und enthielten Regeln für die Erbringung von Opfern, verschiedene Rituale und zeremonielle Waschungen, sowie Segnungen und Bestrafungen.
Gottes vierter Bund mit dem Volk Israel—der Sabbatbund
Möglicherweise noch weitaus erstaunlicher ist die Tatsache, dass Gott am Sinai einen weiteren Bund mit dem gesamten Volk Israel eingegangen ist, zusätzlich zu den Bündnissen, die er zuvor geschlossen hatte. Wir erfahren in 2.Mose 31 von diesem gesonderten Bund oder Vertrag. Gegenstand dieses Vertrages war der Sabbat, jedoch brachte dieser Bund den Sabbat keineswegs in Existenz. Dieser Bund wurde lange nach der Verkündung der Zehn Gebote geschlossen, und das Sabbatgebot bestand, wie wir zuvor gesehen haben, bereits seit der Erschaffung des Menschen. Wir sehen also erneut, dass ein Bund nicht identisch mit dem Gesetz ist, wenngleich er auf dem Gesetz beruht. Wir lesen in 2.Mose 31,16: „Darum sollen die Israeliten den Sabbat halten, dass sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten als ewigen Bund.“
Außerdem wurde das Sabbatgesetz von nun zu einem Zeichen zwischen Gott und Israel. In 2.Mose 31,13.17 lesen wir: „Sage den Israeliten: Haltet meine Sabbate [dieses Wort steht im Plural und bezieht sich sowohl auf den wöchentlichen Sabbat als auch auf die sieben jährlichen Sabbate oder heiligen Festtage Gottes]; denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt, dass ich der HERR bin, der euch heiligt… Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Israeliten…“ (revidierte Lutherbibel 2017).
Durch die Einhaltung und Beobachtung dieses Zeichens würde Israel begreifen, dass es Gott ist, der sie heiligt, und das Volk Israel würde zu einem Zeichen für die anderen Völker dieser Welt werden, da man durch die Einhaltung von Gottes Sabbat (sowohl dem wöchentlichen Sabbat als auch den jährlichen Sabbaten) ausgesondert wird.
Dieser separate Sabbatbund zwischen Gott und seinem Volk wurde niemals abgeschafft—ebenso wenig wie jene Gesetze Gottes, die uns die Heilighaltung der wöchentlichen und jährlichen Sabbate gebieten. Und da Christen geistliche Juden sind (Römer 2,28–29; Galater 6,16; Offenbarung 2,9; 3,9), haben sie eine zweifache Verpflichtung, Gottes Sabbate zu halten—erstens, weil Gott es uns befiehlt, und zweitens, weil wir aufgrund eines spezifischen Bundes mit Gott die Vereinbarung der Sabbathaltung getroffen haben; denn Gott hat diesen Bund sowohl mit dem geistlichen als auch mit dem physischen Israel über alle Generationen hinweg geschlossen.
Gottes Bund mit Aaron und seinen Nachkommen
Zur Zeit des Mose schloss Gott mit einem Teil des Volkes Israel einen weiteren Bund—mit Aaron aus dem Hause Levi, und dessen Nachkommen. Dieser zusätzliche Bund bedarf äußerst sorgfältiger Betrachtung, da seine Tragweite und seine Bedeutung sehr viele Menschen verwirrt haben.
4.Mose 18,19 bezeichnet diesen Bund zwischen Gott und Aaron als einen „Salzbund“. Gegenstand dieses Bundes waren das levitische Priestertum und das Opfersystem, insbesondere das Recht von Aaron und seinen Nachkommen, von den Opfergaben zu essen. Gott sagt in Vers 19: „Alle heiligen Opfergaben, die die Israeliten dem HERRN darbringen, habe ich dir gegeben und deinen Söhnen und deinen Töchtern mit dir als ewiges Anrecht.“
Vergleichen Sie ebenfalls 3.Mose 24,5.8–9 in der Elberfelder Bibel: „Und du sollst Weizengrieß nehmen und daraus zwölf Kuchen backen… Sabbattag für Sabbattag soll er es regelmäßig vor dem HERRN zurichten: ein ewiger Bund bei den Söhnen Israel. Und es soll Aaron und seinen Söhnen gehören, und sie sollen es an heiliger
Stätte essen; denn als ein Hochheiliges von den Feueropfern des
HERRN soll es ihm gehören: eine ewige Ordnung.“
Diese Opfergaben mussten mit Salz erbracht werden, unter anderem deshalb, um die dauerhafte Gültigkeit und die anhaltende Wirkung von Gottes Bund mit dem Priestertum zu bekräftigen. In 3.Mose 2,13 lesen wir: „Alle deine Speisopfer sollst du salzen, und dein Speisopfer soll niemals ohne Salz des Bundes deines Gottes sein; bei allen deinen Opfern sollst du Salz darbringen.“
Im Laufe der Zeit wurde der mit Aaron geschlossene Bund auf Pinhas übertragen, den Enkel Aarons, sowie auf dessen Nachkommen. Als die Gesetze Gottes schamlos vor den Augen des gesamten Volkes Israel, und zumindest mit dessen stillschweigender Zustimmung, gebrochen wurden, trat Pinhas auf und wendete den Zorn Gottes ab, der willens war, das Volk zu vernichten.
Wir lesen in 4.Mose 25,11–13: „Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes des Priesters Aaron, hat meinen Grimm von den Israeliten gewendet durch seinen Eifer um mich, dass ich nicht in meinem Eifer die Israeliten vertilgte. Darum sage: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens, und dieser Bund soll ihm und seinen Nachkommen das ewige Priestertum zuteilen, weil er für seinen Gott geeifert und für die Israeliten Sühne geschafft hat.“
Gott führte dies später genauer aus, indem er sagt, dass das Verhalten von Pinhas „… ihm zur Gerechtigkeit angerechnet [wurde] auf alle Geschlechter, in Ewigkeit“ (Psalm 106,31; Schlachterbibel). Wir haben zuvor über Abraham gelesen, dass ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (Römer 4,3). Abraham TAT etwas. Durch seinen Gehorsam stellte er seinen lebendigen Glauben unter Beweis. Dasselbe gilt für Pinhas—er TAT etwas, das in den Augen Gottes gerecht war—und empfing als Konsequenz die Segnungen des levitischen Priestertums, das Aaron und seinen Nachkommen durch einen Bund mit Gott gegeben worden war.
Einen weiteren Hinweis auf diesen Bund finden wir im dreizehnten Kapitel des Buches Nehemia, als sich Nehemia gezwungen sah, das Priestertum zu reformieren und es von heidnischen Einflüssen zu befreien. Wir lesen in den Versen 29 und 30: „Gedenke ihrer, mein Gott, dass sie das Priestertum befleckt und den Bund des
Priestertums und der Leviten gebrochen haben! So reinigte ich sie von allem Ausländischen und ordnete die Ämter der Priester und
Leviten, für einen jeden nach seinem Dienst…“
Eine strenge und deutliche Warnung Gottes lesen wir im prophetischen Buch Maleachi, in dem er insbesondere das Versagen der Leviten anspricht—sowohl der physischen Nachkommen als auch der geistlichen Prediger Gottes—und diese ermahnt, im Angesicht von Widrigkeiten und Gefahren stark zu bleiben und für Gottes Gesetz einzustehen:
„So werdet ihr dann erfahren, dass ich solches Gebot zu euch gesandt habe, damit mein Bund mit Levi bestehen bleibe, spricht der HERR Zebaoth. Denn mein Bund mit ihm war Leben und Friede; die gab ich ihm, dazu Furcht, dass er mich fürchtete und meinen Namen scheute. Verlässliche Weisung war in seinem Munde, und es wurde nichts Böses auf seinen Lippen gefunden. Er wandelte mit mir friedsam und aufrichtig und hielt viele von Sünden zurück. Denn des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, dass man aus seinem Munde Weisung suche; denn er ist ein Bote des HERRN Zebaoth. Ihr aber seid von dem Wege abgewichen und habt viele zu Fall gebracht durch falsche Weisung und habt den Bund mit Levi verdorben, spricht der HERR Zebaoth. Darum habe auch ich euch verächtlich und unwert gemacht vor dem ganzen Volk, weil ihr meine Wege nicht haltet und die Person anseht, wenn ihr Weisung gebt“ (Maleachi 2,4–9; revidierte Lutherbibel 2017).
Diese Prophezeiung für unsere heutige Zeit sagt uns in Vers 4, dass Gottes Bund mit Levi Bestand haben wird. Dies bedeutet, dass er noch immer in Kraft und wirksam ist. Bestätigt wird diese Tatsache in Kapitel 33 des Buches Jeremia, wo wir eine bedingungslose Zusage für die fortdauernde Gültigkeit des Bundes Gottes mit Levi finden:
„Auch den Priestern und Leviten soll es nie an einem Mann fehlen vor meinem Angesicht, der allezeit Brandopfer darbringt und Speisopfer anzündet… Und das Wort des HERRN erging an Jeremia folgendermaßen: So spricht der HERR: Wenn ihr meinen Bund betreffs des Tages und meinen Bund betreffs der Nacht aufheben könnt, sodass Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten werden, dann wird auch mein Bund… aufgehoben werden… mit den Leviten, den Priestern, dass sie nicht mehr meine Diener seien. Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so will ich… mehren… die Leviten, meine Diener“ (Jeremia 33,18–22; Schlachterbibel).
Diese Schriftstellen zeigen uns deutlich, dass Gottes Bund mit den Leviten Bestand haben sollte—dass er demzufolge noch heute besteht und wirksam ist—und dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Aber wie kann das sein, wenn man bedenkt, dass seit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi keine Opfer mehr notwendig sind, und dass die Juden seit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 nach Christus damit aufgehört haben, Opfer zu bringen?
Diese Passagen in Buch Maleachi und insbesondere im Buch Jeremia lehren uns, dass, wann immer und solange Gott in Jerusalem biblische physische Opfer dargebracht werden, dies durch die Nachkommen von Aaron und Pinhas geschehen wird. Und diese Nachkommen haben von Gott das Recht erhalten, von den Opfern zu essen. Wir wissen ebenfalls, dass die Juden kurz vor der Wiederkehr Jesus Christi erneut damit beginnen werden, in Jerusalem in einem neu errichteten Tempel Opfer zu bringen. Daniel 12,11 verweist auf eine zukünftige Zeit, zu der begonnene Opfer abgeschafft und der Gräuel der Verwüstung an der heiligen Stätte aufgestellt werden wird (Matthäus 24,15). Die Juden haben die Genealogie der Leviten dokumentiert und wissen demzufolge genau, wer die Priester sind, die kurz vor der Wiederkehr des Messias die Opfer bringen werden. Wir wissen ebenfalls, dass zu Beginn des Millenniums in Jerusalem Opfer gebracht werden. Dies wird im vierundvierzigsten Kapitel des prophetischen Buches Hesekiel sehr ausführlich erklärt. In den Versen 15 sowie 29–30 lesen wir, dass „die levitischen Priester, die Söhne Zadok“ die Opfer bringen und von diesen essen werden.
Wir müssen bedenken, dass diese im Millennium gebrachten Opfer keineswegs zum Zwecke der Vergebung von Sünden erbracht werden. Das Blut Christi hat ein für alle Mal unsere Sündenvergebung erwirkt! Aber Gott hat dem alten Israel einst das Opfersystem auferlegt, weil Israel gesündigt hatte. Die Opfer dienten als eine Erinnerung an ihre Sünden. Allem Anschein nach werden diese Opfer im Millennium aus denselben Gründen gebracht werden: Damit fleischlich gesinnte, unbekehrte Menschen den großartigen Zweck und die Bedeutung des Opfers Jesu Christi ermessen und begreifen können, wie Gott die Sünde verabscheut. Wie wir jedoch gesehen haben, war die Notwendigkeit der Erbringung dieser Opfer mit dem Tod und der Auferstehung Christi beendet. Die tausendjährige Herrschaft Jesu Christi wird von
Geistwesen verwaltet werden—von Christus und denjenigen, die Teil der ersten Auferstehung sein werden. Satan und seine Dämonen werden nicht mehr in der Lage sein, die Menschheit zu beeinflussen. Die Welt wird von Jerusalem aus regiert werden. Darüber hinaus wird ein bestehendes physisches Priestertum existieren, das zu dieser Zeit physische Dienste verrichten wird. Diese physischen Opfer, die dann im Tempel in Jerusalem für eine kurze Zeit erbracht werden, werden Teil des neuen Regierungssystems sein, das Gottes Königreich einleiten wird.
Der Bund zwischen Gott und Levi besteht also weiterhin, was bedeutet, dass es Aufgabe der physischen levitischen Priester sein wird, Opfer für fleischlich gesinnte, unbekehrte Menschen in Jerusalem darzubringen, wann immer biblische Opfer erbracht werden, sowohl vor als auch nach der Wiederkehr Jesu Christi. Aber wie wir lesen, wurde Jesus Christus zum Hohepriester aller bekehrten Menschen. Solange man das Opfer Christi nicht annimmt, hat man keinen Anteil an diesem Priestertum Christi. Sobald wir jedoch das Opfer Christi annehmen und nach Reue und richtiger Taufe den heiligen Geist Gottes empfangen, wird unser Hohepriester in uns leben, für uns eintreten und uns zur Vollkommenheit führen. Der levitischen Priesterschaft wurde niemals die Funktion oder Verantwortung übertragen, fleischlich gesinnte Menschen zu geistlicher Vollendung zu führen. Vielmehr leiteten sie die Verwaltung des Opfersystems als Erinnerung an die Sünde—nicht zum Zwecke der Sündenvergebung.
Das Opfersystem und die Regeln für das levitische Priestertum wurden hinzugefügt, nachdem Gott seinen ursprünglichen Bund mit dem Volk Israel am Berg Sinai oder Horeb geschlossen hatte, weil Israel gesündigt hatte. Als diese Vorschriften hinzugefügt wurden, wurden sie Teil eines zusätzlichen Bundes, den Gott mit dem Volk Israel schloss. Das Opfersystem ist natürlich keineswegs identisch mit dem Bund, da Gesetze—und zwar alle Gesetze—deutlich von Bünden unterscheidbar und anders geartet sind als Bündnisse. Aber Gott schuf einen Bund, der das zusätzliche und durch die levitische Priesterschaft verwaltete Opfersystem miteinschloss oder auf diesem basierte.
Der Neue Bund
Ändert sich dieses Verständnis, wenn wir nun damit beginnen, den Neuen Bund zu analysieren?
Gilt für den Neuen Bund nicht länger, dass er ein Vertrag zwischen zwei oder mehr Parteien ist, der auf einem Gesetz basiert?
Ist es richtig zu sagen, dass Jesus Christus der Neue Bund ist, und dass wir, solange Jesus in unseren Herzen wohnt, automatisch das Richtige tun werden, sodass keine schriftlichen Gesetze oder Regeln mehr benötigt werden? Manche, die diese Behauptung unterstützen, führen alttestamentliche Schriften im Buch Jesaja an, die das Kommen Jesu Christi voraussagen.
In Jesaja 42,6 lesen wir: „Ich, der HERR [Gott der Vater], habe dich [Jesus Christus] gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden…“
Sie verweisen ebenfalls auf Jesaja 49,8, wo wir lesen: „So spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst…“
Wenn aber ein Bund eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Parteien ist, wie kann dann Christus, eine eigenständige Persönlichkeit, mit dem Bund identisch sein? Die offensichtliche Antwort lautet, dass er natürlich nicht mit dem Bund identisch ist!
Lassen Sie uns die Bedeutung der zuvor im Buch Jesaja gelesenen Stellen erfassen. Um dies zu verdeutlichen, lesen wir über das Kommen Jesu Christi in Maleachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten, der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der HERR der Heerscharen“ (Schlachterbibel).
In dieser Textstelle wird Christus als der „Bote des Bundes“ bezeichnet, nicht als der Bund selbst. Er ist es, der den Neuen Bund bringt. Wie verstehen wir dann im Lichte dieser Wahrheit Jesaja 42,6 und Jesaja 49,8?
Sehen wir uns an, wie andere Übersetzungen diese Textstellen bringen. Die Zürcher Bibel von 1931 übersetzt beide Stellen in der Weise, dass der Vater Jesus Christus „zum Bundesmittler für das Menschengeschlecht“ gemacht oder gesetzt hat.
In der Hoffnung für Alle lesen wir in Jesaja 42,6: „Durch dich schließe ich einen Bund mit den Menschen…“ und in Jesaja 49,8: „Ich will […] durch dich einen Bund mit meinem Volk schließen…“
Die wahre Bedeutung ist, dass Gott der Vater Christus, seinen eingeborenen Sohn, hingegeben hat, um einen neuen Bund mit dem Volk einzugehen. Der Vater gab seinen Sohn „ZUM Bund“ oder „für einen Bund“, wie es die Lamsabibel in der englischen Fassung bringt—mit anderen Worten, um einen Neuen Bund mit den Menschen zu schließen.
Beachten Sie ebenfalls, dass Paulus in Hebräer 12,24 Christus als den „Mittler des neuen Bundes“ bezeichnet. Christus ist also weder identisch mit dem Neuen Bund, noch ist das Gesetz—irgendein Gesetz—identisch mit dem Neuen Bund. Wir werden jedoch sehen, dass sowohl Christus als auch Gottes Gesetz eine entscheidende Rolle hinsichtlich des Neuen Bundes zwischen Gott und den Menschen spielen.
Der Neue Bund in den „alttestamentlichen“ Schriften
Der Neue Bund ist kein isolierter Vertrag zwischen Gott und den Menschen—ohne jegliche Verbindung zu früheren Verträgen, die Gott geschlossen hatte. Vielmehr macht die Bibel sehr deutlich, dass Gott einen Neuen Bund angeboten hat, der gezielt und direkt mit „alttestamentlichen“ Bündnissen in Zusammenhang steht, die Gott zuvor eingegangen war.
Der Neue Bund und Noah
In Jesaja 54,9–10 vergleicht Gott den Neuen Bund mit jenem Bund, den er mit Noah geschlossen hatte. Wir lesen: „Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
Gott spricht hier über den Neuen Bund, den er als seinen Friedensbund bezeichnet und im selben Atemzug mit dem Bund vergleicht, den er mit Noah geschlossen hatte.
Der Neue Bund und David
Betrachten wir Gottes prophetische Worte in Jesaja 55,3: „Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
An dieser Stelle bezeichnet Gott den Neuen Bund als einen ewigen Bund. Er setzt diesen Bund in Beziehung mit jenem Bund, den er mit David schloss. Wir werden noch sehen, weshalb eine solche Beziehung besteht und inwiefern sie sich auf die Herrschaft über Israel bezieht.
Weitere alttestamentliche Schriftstellen über den „Neuen Bund“
Jesaja 59,21 offenbart uns weiteres Verständnis hinsichtlich des Neuen Bundes: „Und dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen noch von dem Mund deiner Kinder und Kindeskinder, spricht der HERR, von nun an bis in Ewigkeit.“
Der Neue Bund schließt geistliche Segnungen mit ein
Der Neue Bund beinhaltet die Tatsache, dass Gottes Heiliger Geist und Gottes heiliges Wort niemals wieder von dem Volk weichen werden, mit dem der Neue Bund geschlossen werden soll, und dies bezieht sich sogar auch auf die Nachfahren dieses Volkes.
Beachten Sie etwas Bemerkenswertes und gleichsam Schockierendes im Buch von Jeremia. Viele lehren heutzutage, dass der „Alte Bund“ mit dem alten Israel geschlossen wurde, dass aber der „Neue Bund“ mit den Heiden geschlossen wird. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Jeremia 31,31–34 sagt uns, wer die Vertragsparteien des Neuen Bundes sein sollen:
„Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der HERR. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: ‚Erkenne den HERRN!‘ Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der HERR; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!“ (Schlachterbibel).
Dies ist eine entscheidende Stelle, die uns sowohl das Wesen des Neuen Bundes verdeutlicht als auch den Grund, warum es überhaupt einen Neuen Bund geben würde. Erstens lesen wir, dass der Neue Bund mit den Häusern Israel und Juda geschlossen werden soll—mitnichten ist hier von den Heiden die Rede! Jedoch können die Heiden Anteil an den Bedingungen des Neuen Bundes erlangen, wenn sie zu geistlichen Juden oder Israeliten werden—wie wir zuvor gesehen haben, als wir den Sabbatbund besprachen, den Gott mit der Nation Israel geschlossen hat. Und zweitens lesen wir, dass das alte Israel und Juda den Bund Gottes gebrochen haben, den Neuen Bund jedoch halten werden, da Gottes Gesetz in ihrem Herzen und ihrer Gesinnung sein wird. Anstatt es auf zwei steinernen Tafeln mit sich zu führen, wird es in ihrem Innersten sein—es wird ein Teil von ihnen werden. Beachten Sie—es ist dasselbe geistliche Gesetz, auf dem der Neue Bund beruhen wird; es geht nicht um unterschiedliche Vorschriften.
Das Problem mit den Bündnissen, die Gott mit dem alten Israel am Berg Sinai oder in Moab geschlossen hatte, war nicht das Gesetz—das Problem lag vielmehr darin, dass Gottes Gesetz nicht im Herzen und dem Sinn des Volkes verankert war. So kam es, dass es seine Bündnisse brach, indem es Gottes Gesetz übertrat, auf dem diese Bündnisse basierten.
Weiterhin sagt uns Jeremia, dass jene, die Teil des Neuen Bundes sein werden, die Vergebung der Sünden erlangt haben– etwas, das durch die vorhergehenden Bündnisse nicht angeboten wurde—und dass sie durch den Heiligen Geist, der ihnen verliehen wurde, ein geistliches Verständnis von Gott erhalten haben—ebenfalls etwas, das in diesem Ausmaß durch zuvor geschlossene Bündnisse keineswegs angeboten wurde.
Beachten Sie folgende weiterführende Prophezeiung hinsichtlich des Neuen Bundes in Jeremia 32,38–40: „Sie sollen dann mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein und ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel verleihen, auf dass sie mich allezeit fürchten, zu ihrem eigenen Heil und zum Segen ihrer Kinder nach ihnen. Und ich will einen
ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich niemals von ihnen ablassen will, ihnen Gutes zu erweisen, und ich will ihnen Furcht vor mir ins Herz legen, damit sie mir nie wieder untreu werden“ (Menge Bibel).
Durch Ehrfurcht vor dem Herrn meidet man das Böse (Sprüche 16,6; Hoffnung für Alle). Der Geist Gottes wird in diesen Menschen leben, so dass sie den Weg des Ungehorsams nicht länger beschreiten werden.
Der Neue Bund beinhaltet physischen Segnungen
Obwohl der Neue Bund hauptsächlich geistliche Segnungen bringt, wäre es verkehrt zu behaupten, dass er nicht auch physische Segnungen miteinschließt. Beachten Sie Hesekiel 34,25–28.30: „Und ich will einen Bund des Friedens mit ihnen schließen und alle bösen Tiere aus dem Lande ausrotten, dass sie sicher in der Steppe wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich will sie und alles, was um meinen Hügel her ist, segnen und auf sie regnen lassen zu rechter Zeit. Das sollen gnädige Regen sein, dass die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen und das Land seinen Ertrag gibt, und sie sollen sicher auf ihrem Lande wohnen und sollen erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe aus der Hand derer, denen sie dienen mussten. Und sie sollen nicht mehr den Völkern zum Raub werden und kein wildes Tier im Lande soll sie mehr fressen, sondern sie sollen sicher wohnen, und niemand soll sie schrecken… Und sie sollen erfahren, dass ich, der HERR, ihr Gott, bei ihnen bin und dass die vom Hause Israel mein Volk sind, spricht Gott der HERR.“
Der Neue Bund ist ein Ehevertrag
Lesen wir die Parallelstelle in Hosea 2,18.20–22, wo wir einige interessante zusätzliche Informationen erhalten. (Bedenken Sie, dass Gott, beginnend in Hosea 2,1, zu den Kindern Israels spricht): „… ‚Alsdann, an jenem Tage‘—so lautet der Ausspruch des HERRN—‚wirst du mich „mein Mann (oder Gemahl)“ nennen… Ich will… einen Bund zu ihren Gunsten mit den Tieren des Feldes, mit den Vögeln des Himmels und mit dem Gewürm des Erdbodens schließen, will Bogen, Schwerter und alles Kriegsgerät zerbrechen und aus dem Lande wegschaffen und sie in Sicherheit sich niederlegen lassen. Und ich will dich mir verloben auf ewig, ja, ich will dich mir verloben auf Grund von Gerechtigkeit und Recht…, in Liebe und Erbarmen, und will dich mir verloben in Treue, und du sollst mich, den HERRN, erkennen lernen…‘“ (Menge Bibel).
Beachten Sie, dass dieser Neue Bund, der physische Segnungen des Friedens und des Wohlstandes beinhaltet, mit einer Verlobung oder einer Eheschließung verglichen wird. Diese „Verlobung“ kann nicht mit heutigen Verlobungen verglichen werden. Vielmehr geht es um ein rechtsgültiges Eheversprechen. Mit der Abgabe eines solchen Versprechens war man bereits Ehemann und Ehefrau—man war bereits verheiratet, und eine Auflösung dieser Beziehung konnte nur durch eine Scheidung erfolgen—aber die Ehe war noch nicht vollzogen.
Die Elberfelder Bibel hat hier folgende Anmerkung: „d.i. ein öffentlicher Rechtsakt, der durch Zahlung des Brautpreises das Mädchen rechtlich zur Ehefrau bestimmt.“
Die Schlachterbibel schreibt zu Matthäus 1,18: „Die jüdische Verlobung war so verbindlich wie heute die Eheschließung. Eine Auflösung der Verlobung erforderte eine Scheidung (Vers 19), und das verlobte Paar wurde rechtmäßig als Mann und Frau angesehen (Vers 19)—wenngleich sie körperlich noch nicht eins geworden waren.“
In Lukas 2,5 wird von der Jungfrau Maria als dem „vertrauten Weibe“ des Josef gesprochen.
Anstatt zu übersetzen, dass sich Gott mit Israel verloben wird, sollte man besser davon sprechen, dass er mit Israel „vertraut“ sein wird.
Gott vergleicht seinen Bundesschluss mit dem alten Israel mit einer Heiratsvereinbarung (vergleichen Sie Hesekiel 16,8; Jesaja 54,5; Jeremia 31,32 in der Schlachterbibel)—jedoch endete diese Ehe mit einer Scheidung, als Israel die Vereinbarung brach und gegen Gott sündigte (Jesaja 50,1; Jeremia 3,8). Nun erfahren wir, dass Gott erneut eine Heiratsvereinbarung mit den Häusern Israel und Juda eingehen wird—dass er einen Neuen Bund anbieten wird. Beginnen wird dies zunächst mit einer verbindlichen, nur durch Scheidung auflösbaren „Verlobung“. Wir werden in Kürze sehen, dass dies eine äußerst bedeutsame Tatsache ist.
Der Neue Bund in den Schriften des Neuen Testaments
In jener Nacht, in der er verraten wurde, machte Jesus Christus seine Jünger mit dem Neuen Bund vertraut. Wir lesen in Matthäus 26,27–28: „Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen denselben und sprach: Trinkt alle daraus! Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Schlachterbibel). Vgl. auch Lukas 22,17.20.
Der Neue Bund ermöglicht also die Vergebung der Sünden—etwas, das unter den vorangegangenen Bündnissen, die Gott mit dem alten Israel eingegangen war, keineswegs möglich gewesen ist. Beachten Sie ebenfalls Hebräer 13,20–21: „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig… “
Durch das von Jesus Christus vergossene Blut des Neuen Bundes wurde die Auferstehung vom Tod zum ewigen Leben ermöglicht. Durch das Blut Christi, das uns die Vergebung der Sünden gewährt, werden wir geheiligt oder für einen heiligen Zweck ausgesondert. Hebräer 10,29 erklärt uns: „Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht?“
Wir erlangen Vergebung durch das Opfer Christi. Dies ermöglicht es uns, den Heiligen Geist Gottes zu empfangen—die Kraft Gottes, die uns befähigt, die Sünde zu überwinden und Gottes Gesetz zu halten, das in unsere Herzen geschrieben wird (Hebräer 10,16–17, wo Jeremia 31,33–34 zitiert wird). Und da das Opfer Christi für die Vergebung unserer Sünden notwendig, aber auch ausreichend ist, sind Tieropfer nicht länger erforderlich (Hebräer 10,18).
Christus kam, um denjenigen, die von Gott berufen werden, die Möglichkeit zu eröffnen, in die Bedingungen des Neuen Bund einzutreten, indem er ihnen ihre zuvor begangenen Sünden vergibt. Hebräer 9,15 erklärt, dass Jesus Christus „der Mittler des neuen Bundes [ist], damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.“
Wie wir zuvor gelesen haben, war es das Volk, das die ersten Bündnisse brach—die Schuld lag bei den Menschen—keineswegs bei den alttestamentlichen Bündnissen. Paulus erklärt dies ausdrücklich in Hebräer 8,7–8: „…denn wenn jener erste Bund vollkommen gewesen wäre, dann hätte es sich nicht als notwendig erwiesen, einen zweiten an seine Stelle zu setzen. Gott spricht jedoch einen Tadel gegen die Menschen des ersten Bundes aus mit den Worten: ‚Wisset wohl, es kommt die Zeit,—spricht der Herr—da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen“ (Johannes Greber NT 1936).
Die Menge Bibel übersetzt Vers 8 wie folgt: „Denn einen Tadel spricht (Gott) gegen sie (die Israeliten) aus…“
Das Volk der Israeliten hat die Bündnisse gebrochen—die Schuld lag bei ihnen. Und warum brachen sie die Bündnisse? Weil Gottes Gesetz nicht in ihre Herzen geschrieben war (Hebräer 8,10). Jedoch verspricht Gott, dass dies im Hinblick auf den Neuen Bund anders sein wird. Aus diesem Grunde lesen wir in Hebräer 8,6, dass Christus „der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist“ (vergleichen Sie hierzu ebenfalls Hebräer 7,22).
Was sind diese besseren Verheißungen?
Zunächst einmal gab es, bevor der Neue Bund kam, keinerlei Vergebung der Sünden—Tieropfer können keine Sünden vergeben (Hebräer 10,4.11). Auch gab es keine Verheißung für die Gabe des Heiligen Geistes, der uns allein die notwendige Kraft und Stärke verleiht, die Sünde zu überwinden und zu besiegen, und um Gottes Gesetz zu befolgen und zu halten. Die Israeliten hatten das Gesetz, das auf steinernen Tafeln geschrieben war (2.Korinther 3,2–3). Diese Steintafeln sind niemals Teil ihres Wesens geworden—das Gesetz hat niemals Eingang in ihre Herzen gefunden. Wie die steinernen Tafeln, so waren auch ihre Herzen aus Stein. Aus diesem Grund ersetzt Gott mittels eines Neuen Bundes unsere steinernen Herzen durch Herzen aus Fleisch (Hesekiel 11,19).
Der Dienst oder das Predigeramt unter den vorangegangenen Bündnissen führte zur Verdammnis, weil das Volk gesündigt hatte, ohne Vergebung erlangen zu können (2.Korinther 3,9). Auf der anderen Seite führt das Amt oder der Predigerdienst unter dem Neuen Bund zur Gerechtigkeit, da die Verheißungen des Neuen Bundes sowohl die Vergebung der Sünden, als auch die Gabe der Kraft des Heiligen Geistes mit einschließen, um ein gerechtes Leben führen zu können.
Doch die Verheißungen des Neuen Bundes beinhalten noch mehr. Beachten Sie 2.Korinther 3,18: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt [oder „verwandelt“, so die Schlachterbibel und die revidierte Lutherbibel 2017] in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“
Durch Jesus Christus sollen wir in die Familie Gottes hineingeboren werden. Wir sollen verherrlichte Gottwesen werden. DIES war dem alten Israel am Berg Sinai niemals versprochen worden. Darüber hinaus werden wir in die zwischen Gott und David bestehende Bundesbeziehung eintreten, indem wir gemeinsam mit Christus für 1000 Jahre auf dieser Erde herrschen werden (so wie es Abraham und seinen Nachfahren versprochen wurde) (Offenbarung 20,4; 5,10). Diese Herrschaft wird danach für alle Ewigkeit gelten (Offenbarung 22,5).
Mit dem Neuen Bund sind die alten Bündnisse veraltet, überholt, überlebt und bereit, zu verschwinden (Hebräer 8,13; Schlachterbibel). Beachten Sie jedoch—damit ist keineswegs gesagt, dass das Gesetz Gottes veraltet und überholt ist—tatsächlich hat Gott gerade zuvor in Hebräer 8,12 erklärt, dass er ihrer Sünden und ihrer GESETZLOSIGKEIT nicht länger gedenken wird. Gott vergibt die zuvor begangenen Sünden und Übertretungen, und er gibt seine Gesetze in Herz und Sinn des Volkes, damit es aufhört, Gottes Gesetze zu übertreten und gesetzlose Taten zu begehen. Die geistlichen Gesetze Gottes sind noch immer in Kraft—sie sind keineswegs hinfällig geworden.
Inwiefern ist der Neue Bund auf besseren Verheißungen gegründet?
Hebräer 8,6 sagte uns, dass der Neue Bund auf besseren Verheißungen „gegründet“ ist. Die Schlachterbibel schreibt an dieser Stelle, dass er „aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt“ ist, und in der neuen Lutherbibel 2009 lesen wir, dass er „sich auf bessere Verheißungen stützt“. Das griechische Wort, das hier mit „gegründet“, „festgesetzt“ oder „stützt“ übersetzt wird, lautet „nomotheteo“. Das Wort „nomos“ bedeutet „Gesetz“.
In Hebräer 7,11 wird dasselbe Wort „nomotheteo“ mit „das Gesetz empfangen“ übersetzt. In Jakobus 4,12 wird im Griechischen das Substantiv „nomothetes“ verwendet und mit „Gesetzgeber“ übertragen. In Römer 9,4 wird das verwandte griechische Wort „nomothesia“ mit „Gesetzgebung“ übersetzt (Menge Bibel).
Wenn wir Hebräer 8,6 erneut betrachten, können wir verstehen, was die offensichtliche Aussage dieser Bibelstelle ist: Jesus Christus ist der Mittler eines besseren Bundes mit besseren Verheißungen, der auf dem von Gott gegebenen Gesetz GEGRÜNDET oder FESTGESETZT wurde oder der sich AUF dieses Gesetz STÜTZT.
Der Neue Bund ist auf Gottes Gesetz gegründet, ebenso wie alle anderen Bündnisse auf Gottes Gesetz gegründet waren. Und der Neue Bund ist keineswegs identisch mit Gottes Gesetz, ebenso, wie auch keines der anderen Bündnisse identisch mit Gottes Gesetz war.
Der Neue Bund basiert jedoch nicht auf Gesetzen, die Gott per Dekret als für nicht länger gültig erklärt hat. Der Neue Bund basiert beispielsweise weder auf dem Opfersystem, noch auf dem levitischen Priestertum oder anderen Ritualen und Waschungen. Es ist allerdings von äußerster Wichtigkeit, dass wir begreifen, weshalb diese speziellen Gesetze nicht länger gültig sind.
Nicht, weil der „Alte Bund“ abgeschafft wurde, und mit diesem alle alttestamentlichen Gesetze!
Die Idee, dass mit dem Ende des „Alten Bundes“ zugleich alle Gesetze des Alten Testaments enden, ist VERKEHRT, da ein Bund nicht identisch mit dem Gesetz ist, sondern auf dem Gesetz BASIERT.
Was zu tun ist, wenn Gesetze sich ändern
Wir haben gesehen, dass bestimmte alttestamentliche Gesetze nicht mehr verbindlich sind, weil Gott uns im Neuen Testament sagt, dass sie nicht mehr verbindlich sind. Deshalb endeten die Bündnisse, die Gott mit dem alten Israel am Berg Sinai und in Moab geschlossen hatte—weil sie, gemeinsam mit anderen Gesetzen, auf rituellen Statuten und Opfervorschriften gegründet waren, die heute nicht länger gültig sind—und, selbstverständlich, weil Israel diese Bündnisse wiederholt gebrochen hat.
Dies können wir nachvollziehen, wenn wir ein Beispiel aus der heutigen Zeit betrachten. Nehmen wir an, Sie schließen einen Vertrag, den Sie auf bestimmte Gesetze stützen, und nehmen wir nun an, dass diese Gesetze, oder zumindest einige davon, später abgeschafft werden. Was geschieht nun mit dem Vertrag? Den Parteien stehen vermutlich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Sie könnten vereinbaren, den Vertrag in seiner Gesamtheit abzuschaffen und einen neuen Vertrag abzuschließen, der auf den weiterhin gültigen Gesetzen basiert. Alternativ könnten sie versuchen, den Vertrag abzuändern oder zu modifizieren. Hierzu würden sie die neuen Umstände berücksichtigen und herauszufinden suchen, was sie getan hätten, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, dass die Gesetze, auf denen der Vertrag basierte, geändert werden würden.
Was hat Gott in diesem Fall getan? Tatsächlich hat er beide Methoden angewandt.
Wenn wir seinen Bund mit dem levitischen Priestertum analysieren, so stellen wir fest, dass er den Vertrag zwar aufrechterhalten, diesen jedoch angepasst hat, da die Bestimmungen oder Gesetze hinsichtlich der Entgegennahme des Zehnten geändert wurden. Dieses Recht wurde den Leviten genommen und auf Christus übertragen. Der Rest des Vertrages zwischen Gott und den Leviten, einschließlich dem Recht, Tieropfer und Speiseopfer zu erbringen und von diesen zu essen, blieb in Kraft. Wie Sie sich erinnern, werden es die Leviten sein, die die Opfer erbringen und verwalten werden. Dies gilt sowohl für jene Opfer, die durch die Juden in Jerusalem kurz vor der Wiederkehr Jesu Christi wieder eingeführt werden (Daniel 12,11), als auch für jene, die zu Anfang des Millenniums für unbekehrte Menschen erbracht werden (Hesekiel 44,15.29–30).
Analysieren wir die Bündnisse, die Gott mit dem alten Volk Israel am Berg Sinai und in Moab geschlossen hat, so erkennen wir, dass Gott diese Bündnisse [mit Ausnahme des Sabbatbundes mit Israel, der weiterhin in Kraft ist] abgeschafft hat, da zu viele der Gesetze, auf denen sich jene Bündnisse gründeten, veraltet oder verändert worden waren. Außerdem gedachte Gott, einen Neuen Bund zu schließen, der zusätzliche Verheißungen beinhalten würde, die niemals Teil der zuvor mit dem Volk Israel geschlossenen Bündnisse waren.
Wir verstehen, dass Änderungen im Gesetz zur Abschaffung eines Bundes oder eines Vertrages führen können, der auf dem Gesetz basiert, dass jedoch die Abschaffung eines Vertrages niemals zu der Abschaffung des Gesetzes führt, auf dem der Vertrag gegründet ist.
Da dem so ist, müssen wir folgende, äußerst wichtige Tatsache bedenken: Um festzustellen, welche alttestamentlichen Gesetze heute nicht länger gültig sind, muss Gott diese für uns im Neuen Testament identifizieren. Es ist verkehrt zu behaupten, dass alttestamentliche Gesetze nicht länger gültig sind, wenn sie nicht im Neuen Testament ausdrücklich erwähnt werden und deren Abschaffung bestätigt wird. Vielmehr muss man sagen, dass alttestamentliche Gesetze in Kraft bleiben, es sei denn, das Neue Testament sagt ausdrücklich, durch den Buchstaben oder durch den Geist, dass diese Gesetze heute nicht länger gültig sind.
Welche Gesetze wurden abgeschafft?
Und welche Gesetze sind nun abgeschafft worden? Wir haben sie bereits angesprochen—jene Gesetze, die sich mit Tieropfern, rituellen Waschungen und mit dem Recht des levitischen Priestertums befassen, den Zehnten einzusammeln.
Es würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen, alle die im Alten Testament erwähnten Opfer- oder Ritualgesetze aufzulisten, die heute nicht länger in Kraft sind. Doch wir werden wichtige Grundsätze erläutern, die angewandt werden müssen, um zu ermitteln, ob ein bestimmtes Gesetz noch gültig ist oder ob es im Neuen Testament durch den Geist aufgehoben wurde—zumindest, was seine praktische Anwendung für die Kirche und ihre Mitglieder angeht. Wir werden auch einige Beispiele anführen, um zu zeigen, wie diese Grundsätze anzuwenden sind.
Von einem allgemeinen Standpunkt aus betrachtet, sind die Gesetze des Alten Testaments in verschiedene Kategorien unterteilt. Sie können sich mit vorübergehenden nationalen oder rituellen Umständen befassen, oder sie können dauerhafte Prinzipien ansprechen, die in unser persönliches Leben integriert werden sollen.
Kriegführung und Gerichtsverfahren
Zum Beispiel enthält das fünfte Buch Mose Gesetze und Vorschriften über die nationale Kriegsführung. Diese Gesetze sind für heutige Christen eindeutig nicht bindend, da man als Christ nicht am Krieg teilnehmen darf (Matthäus 5,44; 26,52; Römer 12,20; 2.Korinther 10,3–4; Jakobus 4,1–2; 1.Johannes 3,15).
Darüber hinaus gab Gott dem alten Israel bestimmte nationale Gesetze. Beispiele finden wir in den Kapiteln 16 und 17 des fünften Buches Mose, wo die Bestrafung und in bestimmten Fällen die Hinrichtung von Verbrechern geregelt wird. Bekehrte Christen sind Diener des Neuen Bundes, der das Leben schenkt (2.Korinther 3,6; Hoffnung für Alle). Sie sollen keinen anderen Menschen verurteilen oder gar zum Tode verdammen. Christus sagt, wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (Johannes 8,7).
Gleichzeitig wird uns gesagt, dass wir uns selbst betrügen, wenn wir behaupten, keine Sünde zu haben (1.Johannes 1,8; Menge Bibel). Aus diesem Grund sollten Christen auch nicht an den
Gerichtssystemen dieser Welt teilnehmen, beispielsweise als Richter, Schöffen oder Geschworene.
Außerdem darf die Kirche heute natürlich auch nicht die Todesstrafe an irgendjemanden vollstrecken oder darin in irgendeiner Weise teilhaben. Vielmehr ist es heute die Aufgabe der Predigerschaft, die Versöhnung und das ewige Leben zu predigen (2.Korinther 5,18–21).
Schwagerehe
Ein weiteres „nationales“ Gesetz, das heute nicht länger in Kraft ist, wird in 5.Mose 25,5–10 aufgeführt. Es wird allgemein als das Gesetz der „Leviratsehe“ oder „Schwagerehe“ bezeichnet.
Es besagt, dass, wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt, seine Witwe mit seinem Bruder verheiratet werden soll, damit der Name des verstorbenen Bruders „nicht ausgetilgt werde aus Israel“ (Vers 6). Ein Grund, weshalb dieses Gesetz für die Kirche heute nicht länger in Kraft ist, besteht z. B. darin, dass es für einen bekehrten Schwager erforderlich werden könnte, eine nicht bekehrte Schwägerin zu heiraten oder umgekehrt. Dies würde im Gegensatz zu den spezifischen neutestamentlichen Anweisungen in 1.Korinther 7,39 sowie 2.Korinther 6,14 stehen. Wäre der Schwager darüber hinaus bereits verheiratet, so würde die Anwendung dieses Gesetzes die Lehre des Neuen Testaments verletzen, nach der ein Mann nur Ehemann einer einzigen Frau sein darf (vergleichen Sie 1.Timotheus 3,2.12).
Ethnische und nationale Abstammung
Ein weiteres Beispiel für ein veraltetes „nationales“ Gesetz finden Sie in 5.Mose 23,2–9. Dieses Gesetz schließt bestimmte Menschen mit besonderen ethnischen oder nationalen Abstammungen vom Zugang zu der Gemeinde aus, wie die Ammoniter, die Moabiter oder Eunuchen. Diese Unterscheidung wird in der neutestamentlichen Kirche nicht mehr angewandt. Wahre Christen können selbstverständlich jeder Nation oder Rasse entstammen und es ist gleich, an welcher körperlichen Beeinträchtigung sie leiden, oder welche körperlichen Merkmale sie haben mögen (Epheser 2,11–13.19). Dies werden wir später noch ausführlicher besprechen.
Waschungen
Eine weitere, für heutige Christen nicht länger verbindliche Kategorie von Gesetzen sind die Ritualgesetze von Opfern und Waschungen.
Auch hier zeigt uns die Anwendung bestimmter Prinzipien, ob ein Gesetz von vorübergehender, ritueller Natur oder für uns weiterhin verbindlich ist. Zum Beispiel konnte eine Person durch die Übertretung eines Gesetzes oder durch einen bestimmten Zustand für eine gewisse Zeit „unrein“ werden. Nach einer rituellen Waschung konnte diese Person wieder rein werden. Diese Art von Gesetzen ist eindeutig streng ritueller Natur, da keine Übertretung eines verbindlichen Gesetzes automatisch durch den Ablauf einer Zeitspanne oder durch eine rituelle Waschung „vergeben“ werden konnte.
Verzehr und Berührung unreiner Tiere
Während beispielsweise diejenigen Gesetze, die den Verzehr von unreinen Tieren verbieten, heute weiterhin in Kraft sind (siehe vorangegangene Ausführungen in dieser Broschüre), so sind jene Gesetze heute nicht mehr gültig, die jemanden, der ein unreines Tier berührt hat, selbst für unrein erklären. Man kann dies daran erkennen, dass eine solche Person lediglich „bis zum Abend“ unrein war und erneut rein wurde, nachdem sie eine Waschung durchgeführt hatte, was den rituellen Charakter dieser Gesetze verdeutlicht (3.Mose 11,24–28.31).
Andererseits hatte der Verzehr eines unreinen Tieres nicht nur eine rituelle Unreinheit zur Folge, die nach einer Waschung am Abend zu Ende ging. Es existiert keine Schriftstelle, die uns sagt, dass eine Person, die ein unreines Tier verzehrt hatte, am Abend nach rituellen Waschungen automatisch erneut rein wurde. Hingegen sagen uns viele Schriftstellen, dass eine Person, die den Kadaver eines unreinen oder sogar eines reinen Tieres berührt hatte (3.Mose 11,39), am Abend nach einer Waschung wieder rituell rein wurde. Dies zeigt eindeutig die unterschiedliche Natur dieser beiden Kategorien von Gesetzen. Dies bedeutet, dass es in Gottes Augen Sünde ist, wenn man unreine Tiere verzehrt; dass es aber natürlich keine Sünde ist, wenn man ein unreines Tier anrührt; das gilt sogar für das Anrühren eines gestorbenen reinen oder unreinen Tieres.
Rituelle Verunreinigung
Eine weitere außer Kraft gesetzte rituelle Vorschrift, die nicht mehr buchstäblich zu befolgen ist, findet sich in 5.Mose 23,10–12. Sie besagt, dass eine Person, die sich während der Nacht rituelle Verunreinigungen zuzieht, bis zum nächsten Sonnenuntergang wieder rituell rein wird. [All dies bedeutet jedoch keineswegs, dass keinerlei gesundheitliche Vorteile aus der Einhaltung solcher Gesetze hervorgingen, wie zum Beispiel die Prävention einer möglichen Übertragung von Krankheiten—das zugrunde liegende Prinzip der körperlichen Hygiene ist auch heute noch absolut gültig.]
Der Geist des Gesetzes
Viele dieser bislang behandelten Beispiele haben uns verdeutlicht, dass man alttestamentliche Gesetze durch die „Brille“ der geistlichen Prinzipien des Neuen Testaments hindurch betrachten muss. Wir müssen uns immer den Zweck und die Absicht eines gegebenen Gesetzes anschauen—damit wir nicht wie die Pharisäer werden, die versuchten, den „Buchstaben“ des Gesetzes aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig den „Geist“ des Gesetzes vernachlässigten oder übersahen. Jesus sagte zum Beispiel, dass David ohne Schuld war, als ihn hungerte und er die Schaubrote aß, obwohl das Gesetz besagte, dass nur ein Priester davon essen durfte (Matthäus 12,3–4). Christus wies auf die geistliche Intention jener Vorschrift hin—deren Zweck es niemals war, eine Situation zu reglementieren, in der jemand hungrig war und ansonsten nichts zu essen hatte.
Quasten
Ein anderes Beispiel wäre ein Gesetz in 5.Mose 22,12, das befiehlt, vier Quasten an den vier Zipfeln der Kleidung anzubringen. Den Grund hierfür finden wir in 4.Mose 15,38–40: „… sooft ihr sie anseht, sollt ihr an alle Gebote des HERRN denken und sie tun… dass ihr heilig seid eurem Gott.“ Ein vergleichbares Gesetz findet sich in 5.Mose 11,18–20, wo befohlen wurde, die Zehn Gebote an die Türpfosten der Häuser zu schreiben. Heute erinnert uns Gottes Heiliger Geist an Gottes Gesetz. Das alte Israel jedoch benötigte diese physischen Erinnerungen, da ihnen der Heilige Geist weder verheißen war noch verliehen wurde. Unter dem Neuen Bund sollten solche physischen Erinnerungen nicht mehr notwendig sein, da Gottes Gesetz in unsere Herzen und unseren Sinn geschrieben ist.
Lassen Sie uns kurz einige Beispiele für alttestamentliche Gesetze betrachten, die auch heute noch eindeutig verbindlich sind, da weder der Buchstabe noch die geistlichen Grundsätze des Neuen Testaments etwas Gegenteiliges ergeben.
Sexuelle Verbote
Beispielsweise verbietet 5.Mose 22,5 das sogenannte „cross-dressing“. Ein Mann darf keine Frauenkleider tragen und umgekehrt. Dieses Gesetz behandelt den Transvestismus. Das Konzept der Transgender-Personen würde hier auch eingreifen.
Unterschiedliche Arten von Samen
5.Mose 22,9 verbietet die Aussaat eines Weingartens mit unterschiedlichen Arten von Samen. Das Prinzip besteht darin, lediglich solche Samen gemeinsam anzupflanzen, die sich nur nach ihrer eigenen Art vermehren, um minderwertige Erzeugnisse oder Hybriden zu vermeiden. Es ist nichts verkehrt daran, Erbsen oder Bohnen zwischen den Mais zu pflanzen [diese Arten würden sich nicht untereinander kreuzen], oder zwei Sorten Weidegräser nebeneinander [diese könnten eine Kreuzung innerhalb derselben Art hervorbringen]. Andererseits sollten Gurken nicht zusammen mit Wassermelonen angebaut werden, da diese beiden Pflanzenarten sich kreuzen und zu einer qualitativ substantiell verschlechterten Pflanze führen würden. Ebenso wenig sollten verschiedene Mitglieder aus der Familie oder Art der Zuckermelone und der Kantalupe in der Nähe von bestimmten Kürbissorten angepflanzt werden, da diese beiden unterschiedlichen Arten sich ebenfalls untereinander kreuzen würden.
Vermischte Kleidung
Schließlich verbietet 5.Mose 22,11 das Tragen von Kleidern, die „aus Wolle und Leinen zugleich gemacht“ sind. 3.Mose 19,19 enthält das gleiche Verbot (Hier wird auch die Kreuzung von zweierlei Arten von Tieren untersagt, was aber auf natürlichem Wege ohnehin zu keinem Nachwuchs führen würde; in Laboren kann so etwas Widernatürliches allerdings erreicht werden.). Wolle ist ein tierisches Erzeugnis, wohingegen Leinen (Flachs) ein pflanzliches Erzeugnis ist. Solche Produkte sollten nicht miteinander vermischt werden, da dies eine ungeeignete Kombination von Werkstoffen darstellt, die zu Stoffen von geringerer Qualität führt.
Es geht also um ein Kleidungsstück, das zugleich aus Wolle und aus Leinen angefertigt ist, oder allgemeiner, aus einer Mischung von pflanzlichen und tierischen Produkten. Es geht nicht um eine Kombination von Tierprodukten oder Pflanzenprodukten mit synthetischen Stoffen. Sodann muss das Kleidungsstück zugleich aus der Mischung von Tier- und Pflanzenprodukten hergestellt oder miteinander verwoben sein. Wenn eine Jacke aus Tierprodukten gefertigt ist, und die dazugehörige Hose aus Pflanzenprodukten, so ist dies kein Problem.
Zehn Gebote, Festtage und Zehnten
Des Weiteren gehören, wie wir bereits besprochen haben, die Zehn Gebote, die Gesetze hinsichtlich der Heiligung von Gottes jährlichen Feiertagen, sowie die getreuliche Zahlung des Zehnten zu den Gesetzen, die NICHT abgeschafft wurden.
Das Gesetz der physischen Beschneidung
Es existiert ein zusätzliches Gesetz, das nicht länger verbindlich ist—das Gesetz der physischen Beschneidung. Und da dem so ist, hat auch der mit Abraham geschlossene Bund der Beschneidung heute keine Gültigkeit mehr für uns.
Wir lesen in Galater 5,1–3: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.“
Der an dieser Stelle verwendete Ausdruck „das ganze Gesetz“ bezieht sich auf alle Gesetze, die Gott den Menschen jemals gegeben hat—einschließlich Tieropfer und Ritualgesetze. Paulus sagt hier, dass Christus jenen nichts nützen wird, die meinen, gerechtfertigt zu sein, weil sie sich physisch beschneiden lassen. Dann haben sie noch immer nicht die Notwendigkeit begriffen, dass sie die Vergebung ihrer Sünde und ihre Rechtfertigung nur durch den Vater und Christus erlangen können (Galater 5,4).
Heiden—Teil des Neuen Bundes?
Wir haben zuvor gelesen, dass der Neue Bund mit dem Haus Israel und dem Haus Juda geschlossen wird. Bedeutet dies nun, dass die Heiden keinen Zugang zu dieser neuen Bundesbeziehung mit Gott haben werden? Selbstverständlich werden sie Anteil am Neuen Bund haben, damit dies jedoch für die Heiden ermöglicht werden konnte, musste u.a. das spezifische Gesetz der physischen Beschneidung, das im Alten Testament gegeben wurde, aufgehoben werden.
Beachten Sie Epheser 2,11–15 (revidierte Lutherbibel 2017): „Darum denkt daran, dass ihr, die ihr einst nach dem Fleisch Heiden wart und ‚Unbeschnittenheit‘ genannt wurdet von denen, die genannt sind ‚Beschneidung‘, die am Fleisch mit der Hand geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und den Bundesschlüssen der Verheißung fremd; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm. Er hat das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache…“
Der Zaun, der zwischen den Juden und den Heiden bestand, bezieht sich scheinbar auf die physische Beschneidung, und andere damit einhergehenden Rituale und Verordnungen. Indem diese Anforderungen hinweg getan wurden, konnten die Heiden nun zu „geistlichen“ Israeliten und Juden werden und damit Anteil am Neuen Bund erhalten.
Beachten Sie aber auch, dass die Formulierung, dass Christus „das Gesetz, das in Gebote gefasst war“, abgetan hat, sich nicht auf irgendwelche Gebote bezieht, die Gott direkt erlassen hat. Die Schlachterbibel schreibt hier: „das Gesetz der Gebote in Satzungen.“ Wörtlich steht hier im Urtext, dass Christus „das Gesetz der Gebote, die in Erlassen (Griechisch: „dogma“) enthalten waren“, abgeschafft hat. (Vgl. Vincent’s Word Studies und Jamieson, Fausset and Brown).
Es geht hier um menschliche Erlasse oder Beschlüsse oder Verordnungen. Man findet dieses Wort z.B. in Lukas 2,1 („Verordnung“, so Menge Bibel); Apostelgeschichte 17,7 („Verordnung“, so Schlachterbibel); oder auch in Apostelgeschichte 16,4 („Beschlüsse“). Diese Erlasse konnten richtig oder falsch sein; Paulus hat in Epheser 2 falsche menschliche Erlasse im Auge, die von den Pharisäern erlassen und zu einem „Gesetz“ erklärt worden waren, die auf menschlichen Überlieferungen beruhten und die damit das Gesetz Gottes zu einer Bürde machten oder zu einem Joch. Christus hat all diese Vorschriften des „Judaismus“ abgeschafft und sodann auch durch die Aufhebung des an Abraham gegebenen rituellen Gebots der physischen Beschneidung den Heiden den Zutritt in seine Kirche eröffnet.
Ist der Neue Bund bereits geschlossen worden?
Wir haben gesehen, dass Gott mit dem alten Israel Bündnisse geschlossen hat, und dass Gott mit dem Haus Israel und dem Haus Juda „nach diesen Tagen“ (Hebräer 8,10) einen Neuen Bund schließen wird—also nach der Wiederkehr Christi. Zu jener Zeit wird Gott die Israeliten zur Reue rufen und dann später jene auferwecken, die zuvor nicht zur geistlichen Erlösung berufen waren, um ihnen die Möglichkeit zu geben, nun ebenfalls Teil des Neuen Bundes zu werden.
Wie aber sieht es heute mit bekehrten Christen aus—mit den geistlichen Israeliten und Juden?
Wir verstehen, dass der Neue Bund mit einem Ehevertrag verglichen wird. Bedenken Sie ebenfalls, dass Jesus Christus bereits sein Blut, das Blut des Neuen Bundes, für die Vergebung der Sünden vergossen hat. Im Alten Testament vernahm das alte Israel die Bedingungen, die Gott ihnen vorlegte, und erklärte sich mit diesen Bedingungen einverstanden. Danach hat Gott den Bund mit Blut besiegelt.
Christus hat uns die Bedingungen des Neuen Bundes deutlich genannt, und wir haben diese im Augenblick unserer richtigen, von Gott anerkannten Taufe angenommen. Ebenso wie das alte Israel haben auch wir gesagt: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun.“ Wir haben natürlich auch Christi vergossenes Blut angenommen, durch das unsere Sünden vergeben wird, und wir haben anerkannt, dass wir zum Zeitpunkt unserer Taufe in einen Bund mit Gott eingetreten sind.
Bedeutet dies also, dass der Neue Bund bereits zum Zeitpunkt unserer Taufe mit uns geschlossen wurde? Nun, die Antwort lautet ja und nein.
Der Neue Bund ist ein Ehevertrag. Die Vollziehung unserer Ehe mit Jesus Christus—dem Bräutigam und dem Lamm—liegt noch in der Zukunft. Hier gewinnt das biblische Konzept der „Verlobung“ oder des „Vertrautseins“ an Bedeutung. Wie wir bereits zuvor erklärt haben, durchschritten die Paare zu biblischen Zeiten eine Phase der „Verlobung“, bevor sie schließlich die Ehe vollzogen. Maria war bereits mit Joseph „verlobt“ oder „vertraut“, als ihre Schwangerschaft offenbar wurde (Matthäus 1,18). Da sie beide aber noch nicht zusammenlebten und sie die Ehe noch nicht vollzogen hatten, dachte Josef, dass sich Maria des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Jedoch wurden Maria und Josef seit ihrer „Verlobung“ bereits als [Ehe-]Mann und [Ehe-]Frau bezeichnet (Matthäus 1,19–20.24, vergleichen Sie ebenfalls 5.Mose 28,30). Die „Verlobung“ war eine verbindliche Heiratsvereinbarung oder ein Ehevertrag, und dieser konnte lediglich durch eine Scheidung aufgelöst werden. Durch diesen Vertrag hatte der Ehemann seiner Frau versprochen, mit ihr, nach einer gewissen Zeit, die Ehe zu vollziehen.
In gleicher Weise gingen wir im Moment unserer Taufe einen Bund mit Gott sowie einen „Verlobungs-“ oder Heiratsvertrag mit Jesus Christus ein. Die Vollziehung unserer Ehe wird erfolgen, sobald Jesus Christus zurückkehrt, um sein Königreich auf Erden zu errichten. Zu diesem Zeitpunkt werden wir unsterbliche Geistwesen sein—wiedergeborene Mitglieder der Gottfamilie.
Darüber hinaus ist dieser Ehevertrag mit Christus auch eine Vereinbarung, all das zu ererben, was Abraham, Isaak und Jakob, sowie deren Nachkommen, durch Bündnisse verheißen wurde. Es ist nicht nur eine Verfügung oder ein Testament, das jederzeit durch den Erblasser vor seinem Tod geändert werden kann, sondern vielmehr eine rechtsverbindliche und durchsetzbare Vereinbarung. In jedem Falle ist der Erblasser, Jesus Christus, der seinerseits die Verheißungen von Abraham und seinen Nachkommen ererbt hat, bereits verstorben, so dass sein Testament, wie es uns vertraglich versprochen wurde, nicht mehr geändert werden kann. Ein Testament war zu biblischen Zeiten mehr so etwas wie ein gegenseitiger Erbvertrag. Tatsächlich ist das griechische Wort für „Bund“ und für „Testament“ ein und dasselbe, nämlich „diatheke“. Beide Parteien mussten den Bedingungen des
Erbvertrages zustimmen. Dieser Vertrag konnte an bestimmte Bedingungen geknüpft werden, und die Vereinbarung konnte nur ausgeführt und die Erbschaft erlangt werden, wenn beide Parteien die Bedingungen erfüllten.
Auch könnte solch ein Erbvertrag durchaus besagen, dass die Erbschaft erst zu einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Tod des Erblassers angetreten werden kann. In der Zwischenzeit konnte die Erbschaft für den Erbanwärter aufbewahrt und verwaltet werden. Und selbstverständlich konnte der Erbvertrag auch festlegen, dass die Erbschaft nur dann durch den Erben angetreten und der Erbbesitz erlangt werden kann, wenn sich der Erbanwärter als würdig erwiesen hat. Eine dieser Bedingungen hätte sein können, dass der Erbe zum Zeitpunkt des Antritts der Erbschaft verheiratet sein muss.
Wenn wir diese Konzepte bedenken und sie auf unsere Situation anwenden, dann kommen wir zu folgendem Schluss: Wir, als geistliche Israeliten, müssen verheiratet sein, um das Erbe anzutreten. Der Neue Bund sagt uns, mit wem wir verheiratet sein müssen—mit Jesus Christus. Jedoch kann es nur dann zu einer Hochzeit zum Zwecke des Vollzugs der Ehe kommen, wenn beide Parteien einwilligen, einander zu heiraten und sich die Treue zu halten. Christus hat bereits einen Ehevertrag mit uns geschlossen—eine „Verlobung“—und er wird bei seiner Rückkehr geistig die Ehe mit uns vollziehen, wenn wir treu bleiben (Offenbarung 19,7–9; Matthäus 22,2; 25,1).
Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass wir heute, da wir durch den Neuen Bund bereits in eine Beziehung mit Gott eingetreten sind, nicht mehr sündigen können oder werden. Die Bibel sagt uns ausdrücklich, dass wir uns selbst betrügen und die Wahrheit nicht in uns ist, wenn wir sagen, wir hätten keine Sünde (1.Johannes 1,8). Aber wir beschreiten fortan nicht mehr den Weg der Sünde. Vielmehr ist Gott, wenn wir sündigen und ihm unsere „Sünden bekennen… treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1.Johannes 1,9). Christus wird uns nicht zurückweisen, wenn wir ihm in diesem Leben zeigen, dass wir ihm gehorsam sein wollen, auch wenn wir uns hin und wieder verfehlen und hinfallen mögen. Er weiß, dass wir erst dann in der Lage sein werden, nie wieder zu sündigen, wenn wir wiedergeborene, unsterbliche Mitglieder der Gottfamilie sind (1.Johannes 5,18).
Wenn wir andererseits ungehorsam und rebellisch werden und von neuem beginnen, einen verkehrten Lebensweg zu beschreiten, dann hat Christus das Recht, sich von uns zu scheiden. Erinnern Sie sich daran, dass Josef, ein gerechter Mann, gewillt war, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, als er glaubte, dass diese ihm untreu geworden war (Matthäus 1,19).
Wir können also verstehen, was der Neue Bund für uns heute bedeutet. Er ist ein Vertrag, der auf dem Gesetz Gottes beruht. Gott hat uns berufen und dazu auserwählt, eine der an diesem Vertrag beteiligten Parteien zu werden. Durch unseren Gehorsam gegenüber seinem Gesetz zeigen wir Gott, dass wir Anteil an seinem Bund begehren (Apostelgeschichte 5,32). Wenn wir getauft werden, treten wir in eine Bundesbeziehung mit dem Vater und Jesus Christus ein. Diese Vereinbarung beinhaltet Bedingungen, die wir erfüllen müssen. Sie verspricht uns ein sicheres Erbe in der Zukunft, einschließlich der Sohnschaft in Gottes Familie, der Königsherrschaft über diese Erde und das Universum, sowie eine priesterliche Funktion. Dieses zukünftige Erbe wird für uns zurzeit im Himmel aufbewahrt.
Heute sind wahre Christen Erbanwärter, and wenn Christus zurückkommt, werden sie Erben sein, die die Erbschaft antreten, den Erbbesitz einnehmen und alle in Christi Testament verbrieften Versprechungen erhalten werden.
Dieser Vertrag ist ebenfalls eine Heiratsvereinbarung. Wir sind bereits mit Jesus Christus „verlobt“ oder besser „vertraut“, und wir werden die Ehe mit ihm vollziehen, wenn er auf diese Erde zurückkehrt, um sein Königreich zu errichten. Christus, ein Geistwesen, wird mit uns, wiedergeborenen Geistwesen, in geistiger Hinsicht die Ehe vollziehen (Offenbarung 19,6–9).
Weiterhin enthält dieser Vertrag ein Testament oder eine Verfügung des Erblassers Jesus Christus, mit uns die Verheißungen zu teilen, die er, als der Same Abrahams, selbst ererbt hat. Es ist der Wille und die Verfügung Christi, uns darin zu unterweisen, ein Leben zu führen, das seiner würdig ist.
Solange wir also treu bleiben, solange wir Gottes Sohn und sein heiliges Gesetz nicht mit Füßen treten, solange wir seinen Geist der Gnade nicht schmähen, wird Christus in wenigen Jahren seine Ehe mit uns vollziehen und wir werden die Verheißungen erben, die im Neuen Bund enthalten sind. Wenn wir zu gehorsamen Dienern unseres Gottes werden und dies bis zur Wiederkehr Christi bleiben, dann werden wir nicht hören müssen, dass er zu uns sagt: „… Niemals habe ich euch gekannt; hinweg von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!“ (Matthäus 7,23; Menge Bibel).
Während die Gesetzlosigkeit überall um uns herum überhandnimmt, lassen Sie uns einen anderen Weg beschreiten! Lassen Sie uns Gott und seinem Wort gegenüber gehorsam sein und dadurch zu strahlenden Lichtern der Gerechtigkeit werden, deren helles Leuchten in dieser dunklen und bösen Welt nicht unbemerkt bleibt, sondern weithin wahrgenommen wird (Matthäus 5,14–16; Philipper 2,14–16).