Dieser Auffassung sind wir eindeutig nicht! Tatsächlich würde solch eine Lehre das, was Gott über die Beschneidung sagt, völlig falsch darstellen und verdrehen.
Gott gab dem Menschen zeitlose physische und geistliche Gesetze, einschließlich Gesundheitsgesetze, wie auch befristete Ritualgesetze, die einen vorübergehenden und zeitbezogenen Zweck erfüllten. Zum Beispiel hat Gott dem Menschen gesagt, dass es gut ist, bestimmte tierische Speisen zu verzehren, wohingegen anderes Tierfleisch nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist (3.Mose 11; 5.Mose 14). Dies sind Gesundheitsgesetze, die dem Menschen zu seinem Besten gegeben wurden, und die noch heute in Kraft sind. Genau genommen werden sie sogar noch zurzeit von Christi Wiederkehr in Kraft sein (Vergleichen Sie Jesaja 66,16-17).
Das Gesetz der Beschneidung war eindeutig kein zeitloses Gesundheitsgesetz, sondern ein vorübergehendes Ritualgesetz. Wir sollten zunächst überlegen, warum Gott die Beschneidung angeordnet hat.
Gott hat die Praktik der Beschneidung als ein Zeichen jenes Bundes befohlen (Römer 4,11; 1.Mose 17,11), den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen schloss, sowie mit jedem, der sich demselben Bund der Verheißung unterstellen wollte.
Gleichzeitig bildete die Beschneidung selbst einen Bund (Apostelgeschichte 7,8). Jedoch war die Beschneidung keineswegs als ein zeitloses Gesundheitsgesetz zu verstehen. Der Grund hierfür ist, dass das Gesetz der Beschneidung erst lange nach der Erschaffung des Menschen in Kraft trat, und dass die Beschneidung heute nicht mehr erforderlich ist. Wäre sie ein Gesundheitsgesetz gewesen, dann wäre sie seit der Zeit der Schöpfung des Menschen in Kraft gewesen, und Gott würde sie noch heute verlangen, da er dem Menschen nichts wegnehmen würde, was zu seinem Besten ist.
In einigen Regionen der Welt, einschließlich dem Staat Israel, Teilen des Nahen Ostens und den USA, ist die Beschneidung noch immer populär und wird von einigen oder sogar vielen praktiziert.
In anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in Europa, wird die Beschneidung größtenteils ignoriert. Manche behaupten, dass die Beschneidung positive gesundheitliche Effekte hätte; dass sie zum Beispiel das Risiko einer Harnwegsinfektion reduziere, sowie das Risiko, an Peniskrebs zu erkranken. Weiterhin soll sie Frauen, die mit beschnittenen Männern verheiratet sind, vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Diese Behauptungen sind keineswegs unumstritten – und die gleichen Ergebnisse können ohne weiteres durch Hygiene und Reinigung erreicht werden.
In der Tat existieren heutzutage zwei Strömungen von medizinischen Lehrmeinungen, die die Beschneidung entweder befürworten oder die sich gegen deren Durchführung aussprechen.
Uns ist bewusst, dass Gott Abraham und das alte Israel keineswegs aufgefordert hätte, sich zu beschneiden, wenn diese Prozedur schädlich gewesen wäre oder gesundheitliche Nebenwirkungen gehabt hätte. Gleichzeitig müssen wir betonen, dass Gott dieses Gesetz NICHT als ein Gesundheitsgesetz anordnete. Es war ein zeitlich begrenztes Gesetz, so wie die Gesetze der Tieropfer und Waschungen.
WENN die Beschneidung ein Gesundheitsgesetz gewesen wäre, warum hätte Gott sie jenen, die vor Abraham gelebt haben, vorenthalten sollen, einschließlich gerechten Menschen wie Abel, Henoch oder Noah? Es existiert kein Hinweis darauf, dass sie die Beschneidung praktiziert hätten – aber dies bedeutet keineswegs, dass sie mit deren Unterlassung ein Gesundheitsgesetz übertreten oder verletzt hätten. Gleiches gilt für den gerechten Abraham, BEVOR Gott ihn aufforderte, sich selbst im Alter von 99 Jahren (1.Mose 17,1.24) zu beschneiden; sowie seinen Sohn Ismael im Alter von 13 Jahren (1.Mose 17,25) und neugeborene Söhne am achten Tag (1.Mose 17,12), sowie alle Männer seines Hauses (1.Mose 17,27).
Wir lesen auch, dass Paulus denjenigen Heiden, die Christen werden wollten, lehrte, dass sie sich nicht beschneiden lassen mussten. WENN die Beschneidung ein Gesundheitsgesetz wäre, so hätte Paulus sie gelehrt, eines von Gottes zeitlosen physischen Gesundheitsgesetzen zu übertreten und zu brechen. Die Idee, dass Paulus so etwas gelehrt haben könnte, ist absolut widersinnig.
Beachten Sie die Lehre des Paulus in Galater 5,1-3:
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.“ – Dies gilt auch für alle anderen Ritual- und Opfergesetze, die ebenfalls mit dem Tode Christi abgeschafft wurden.
Tatsächlich berichtet Apostelgeschichte 15, dass in der frühen Kirche eine große Kontroverse hinsichtlich der Beschneidung bestand (Apostelgeschichte 15,5). Einige meinten, dass die Heiden beschnitten werden mussten, um Teil des Leibes Christi zu werden. Wir verstehen, dass diese Frage nichts damit zu tun hatte, ob die Beschneidung nun ein Gesundheitsgesetz war oder nicht – dieser Gedanke schien nicht einmal den Befürwortern der Beschneidung gekommen zu sein. Vielmehr hatte sie, wie zuvor bereits erwähnt, mit dem äußerlichen Zeichen (1.Mose 17,11; Römer 4,11) des „Bundes der Beschneidung“ zu tun (Apostelgeschichte 7,8).
Die Apostel und Ältesten stimmten darin überein, dass die Beschneidung für Heiden nicht erforderlich war, um Teil der Kirche zu werden. Beachten Sie die klare Antwort des Petrus an die Befürworter der Beschneidung:
„Warum versucht ihr denn nun Gott dadurch, dass ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt [das Joch der Knechtschaft, von dem Paulus in Galater 5,1 spricht], das weder unsre Väter noch wir haben tragen können?“ (Apostelgeschichte 15,10).
In Epheser 2,11-15 erklärt Paulus erneut, dass unbeschnittene Heiden Teil der „Gemeinschaft“ des geistlichen Israels – der Kirche – werden können, ohne zuvor physisch beschnitten worden zu sein. (Gleichzeitig lehrt die Bibel, dass das Herz einer bekehrten und getauften Person geistlich beschnitten ist, vergleichen Sie hierzu Kolosser 2,11; 5.Mose 10,16; Jeremia 4,4; 9,24-25). Daher war das Gesetz der Beschneidung weder ein physisches Gesundheitsgesetz, noch war es jemals beabsichtigt, dass es als ein solches verstanden werden sollte. Es war ein Ritualgesetz, das einen Zweck erfüllte, und zwar von Abraham an bis zu dem Zeitpunkt, als Christus sein Leben für die Menschen gab.
Aus diesem Grund sagt uns Paulus in 1.Korinther 7,18-19:
„Ist jemand als Beschnittener berufen, der bleibe bei der Beschneidung. Ist jemand als Unbeschnittener berufen, der lasse sich nicht beschneiden. Beschnitten sein ist nichts und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten.“
Beachten Sie auch Römer 2,28-29:
„Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist [das heißt durch physische Beschneidung, Vers 27], auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Das Lob eines solchen ist nicht von Menschen, sondern von Gott.“
Lesen Sie schließlich noch Galater 6,15:
„Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur.“
Es ist eine individuelle Entscheidung, wenn Eltern beschließen, ihren Sohn oder ihre Söhne beschneiden zu lassen oder nicht. Weder befürworten wir diese Praktik, noch verurteilen wir sie, solange sie nicht aus dem Irrglauben heraus durchgeführt wird, dass sie noch heute notwendig sei—sei es von einem geistlichen oder einem weltlichen Standpunkt aus.
Wenn man glaubt, man würde durch die Beschneidung gerechtfertigt, so darf die Beschneidung nicht durchgeführt werden (in dem Fall wird Christus einem nichts nützen, vergleichen Sie Galater 5,2), und es wäre ein Irrtum, sie aus dem falschen Verständnis heraus zu praktizieren, dass sie ein zeitloses, göttliches Gesundheitsgesetz für die Menschen sei.
Verfasser: Norbert Link