F&A: Lehrt Paulus in 1.Thessalonicher 4,13-18 eine „heimliche Entrückung“?

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Keineswegs! Betrachten Sie bitte sorgfältig den Kontext der Passage im Lichte anderer biblischer Wahrheiten.

1.Thessalonicher 4,13-18 besagt folgendes:

„Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen. Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf die Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“

Einige Bibelkommentare schließen aus der Formulierung „entrückt werden auf die Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen“, dass diejenigen, die in Christus sind, heimlich in den Himmel transportiert werden und später sichtbar wiederkehren—zusammen mit Christus—um die Welt zu regieren. Hierzu schreibt die „Ryrie Study Bible“:

„…zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. (Vers 17) Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft…

„Vom lateinischen Wort für ,entrückt‘ leitet sich der Begriff ,Entrückung‘ ab. Die hier beschriebene Entrückung beinhaltet beide, diejenigen, welche gestorben sind, und diejenigen, welche am Leben sind, wenn der Herr kommt. Sein Erscheinen erfolgt ,in der Luft‘, nicht auf der Erde, und wird kurz vor der großen Trübsal stattfinden (vgl. Offenbarung 3,10). Diese Periode wird dann durch sein Kommen zur Erde beendet (Matthäus 24,29-30; Offenbarung 19,11-16).“

Nicht jeder stimmt mit dieser Erklärung überein. Lesen Sie die folgenden Ausführungen aus dem „revidierten New Bible Commentary“:

„… ,Dem Herrn entgegen‘ (Griechisch: ,éis apantesin tou kyriou‘ ): Wenn zur hellenistischen Zeit ein Würdenträger einer Stadt einen offiziellen Besuch abstattete, und die höheren Bürger aus der Stadt heraus dem Gast entgegen gingen und ihn während der letzte Etappe seiner Reise (in die Stadt hinein) eskortierten, wurde das ,apantesis‘ genannt. Es wird ebenso in Matthäus 25,6 und Apostelgeschichte 28,15 gebraucht. Christus wird dargestellt, wie er von seinem Volk zur Erde eskortiert wird—von denen, die gerade auferweckt wurden und von denen, die am Leben waren und verwandelt wurden.“

F. F. Bruce´s International Bible Commentary stimmt dem zu: „,entgegen gehen‘ wird in den alten Papyri verwendet als der offizielle Empfang eines besuchenden Gouverneurs, den seine Bürger in ihre Stadt hinein eskortieren, aus der sie herausgegangen waren, um ihn zu treffen.“

Dieselbe Schlussfolgerung zieht der Kommentar von Jamieson, Fausset und Brown, in dem wir lesen:

„,Zusammen mit Ihnen´–alle zusammen: die auferstandenen Toten und die verwandelten Lebenden, wobei sie einen gemeinsamen Organismus formen, ´in den Wolken´. Die gleiche Ehre, die Christus dem Herrn zuteilwurde, wird auf sie übertragen. So wie er in den Himmel gefahren ist (Apostelgeschichte 1,9), so wie er mit den Wolken wiederkommt (Offenbarung 1,7), werden sie in die Wolken transportiert. Die Wolken sind sein und ihr Triumphwagen (Psalm 104,3) (Daniel 7,13)… ‚in die Luft‘‚ — besser wäre hier: in die Höhe, aufsteigend… in eine Region direkt über der Erde, wo das Treffen (Matthäus 25,1.6) von statten gehen soll zwischen denen, die aufsteigen, und ihm, der zur Erde herab kommt. Nicht, dass die Luft der Ort wäre, wo sie verweilen würden. Seinen Standpunkt klarmachend … lässt er (Paulus) hier die weiteren—an anderer Stelle prophezeiten—Ereignisse undefiniert (es war in diesem Zusammenhang nicht nötig), die Christi Herrschaft auf Erden mit seinen Heiligen betreffen (1. Korinther 6,2-3).“

Als Theologen das Konzept der „heimlichen Entrückung“ entwickelten, verspürten sie dabei die Notwendigkeit, Gottes Gnade und Gerechtigkeit zu erklären. Die Annahme ist, das Jesus ZUERST heimlich kommt, um seine Gemeinde (Jünger oder Heilige) „heimlich“ in den Himmel zu holen, wo sie während der Zeit der großen Trübsal, die sich auf der Erde abspielt, beschützt werden. Der Theorie zufolge kehren Christus und seine Gemeinde (Jünger oder Heilige) DANACH wieder aus dem Himmel zurück zur Erde—nachdem diese furchtbare Zeit der Verwüstung vorbei ist. Verschiedene Bücher und Kinofilme haben das Thema in den letzten Jahren populär gemacht und sind als die „Left Behind“ – Serie hauptsächlich in den USA sehr bekannt geworden.

Jedoch, wie das „Plain Truth“ – Magazin in einem Artikel vom Februar 1963 erklärt, „war die Idee einer heimlichen Entrückung im Christentum vor dem 16. Jahrhundert völlig unbekannt. Josef Ribeira, Kardinal Bellarmine und Alcazar, drei jesuitische Priester zu jener Zeit waren die ersten christlichen Gelehrten, die diese Idee formulierten. Es herrschte bei ihnen noch viel Unklarheit bezüglich des Hergangs, aber der Ursprung dieser Lehre geht auf sie zurück, wie Quellen bestätigen. Später, um 1825, hat der Sekretär des Erzbischofs von Canterbury, Samuel R. Maitland, den Glauben daran weiter definiert, jedoch war auch er noch sehr undifferenziert. Erst im Jahre 1830 wurde die Entrückung durch die Katholische Apostolische Kirche öffentlich gemacht und definiert. Dies geschah in England. Man berief sich auf göttliche Inspiration. Die Geistlichen behaupteten, der heilige Geist habe ihnen eröffnet, dass das Ende nahe sei und Christi Rückkehr bevorstehe. Er würde zuerst in einem heimlichen Kommen seine Gerechten entrücken. Dann, nach der Trübsal, würde Christus kommen, um sein Reich zu errichten.

Die Bibel jedoch lehrt keineswegs eine heimliche Entrückung. Vielmehr sagt uns Gott in seinem Wort, dass Christus EINMAL, NICHT ZWEIMAL (Hebräer 9,28), zurückkehren wird. Er wird öffentlich kommen, nicht im Geheimen (Matthäus 24,21-32; Offenbarung 1,7; Apostelgeschichte 1,10-11). Er wird die große Trübsal im Moment seines Kommens BEENDEN und das Reich Gottes auf Erden errichten (Offenbarung 11,15-18).

In Markus 13,24-27 wird explizit gesagt: „Aber zu jener Zeit, NACH dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. UND DANN werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit. UND DANN WIRD ER die Engel senden und wird SEINE AUSERWÄHLTEN VERSAMMELN von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.“

Christus wird im Moment der LETZTEN POSAUNE kommen, wenn seine Auserwählten auferstehen oder, falls sie dann noch leben, zur Unsterblichkeit und zu Geistwesen verwandelt werden (1.Thessalonicher 4,15-17; 1.Korinther 15,50-52). Es kann nur EINE letzte Posaune geben, was heißt, dass es nur EINE Wiederkunft Christi geben kann.

Die Bibel spricht von der letzten Posaune als der SIEBTEN Posaune. Im Buch der Offenbarung lesen wir, dass sieben Engel die sieben Posaunen blasen werden, aber zur Zeit der siebten Posaune—logischerweise der letzten—„sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Die sieben Engel blasen ihre Posaunen NACH Beginn der großen Trübsal und diese ENDET, wenn der siebte Engel die siebte oder letzte Posaune bläst! Christus kehrt zurück, um die Zeit der Trübsal zu VERKÜRZEN, da ansonsten niemand überleben würde (vgl. Matthäus 24,21-22).

Jedoch enthüllt die Bibel, dass es einen Schutz vor den furchtbaren kommenden Zeiten geben wird. Aber dieser „Ort des Sicherheit“ wird nicht im Himmel sein, sondern auf Erden. Christus verspricht seinen Jüngern, die sich als würdig erwiesen haben und stark geworden sind, allem entfliehen zu können, was geschehen soll (Lukas 21,34-36; vgl. Offenbarung 3,10; Zefanja 2,3; Psalm 31,20-21).

Diese sichere „Festung“ (Sprüche 14,26) wird auf der Erde sein – nicht im Himmel (Offenbarung 12,14; Jesaja 33,15-16; Jesaja 26,20-21).

Gott wird einen „Ort“ der Sicherheit auf der Erde für uns bereiten, an dem wir beschützt werden. Selbstverständlich könnte Gott uns beschützen, wo er wollte, aber es steht in seinem Wort geschrieben, dass es an einem Ort HIER AUF ERDEN geschehen wird—einem Ort der Sicherheit und des Schutzes. Christus vergleicht die Zeit, die seinem Kommen vorausgeht, mit den Tagen des Noah (Matthäus 24,37-39), und so wie Gott Noah und seine Familie in der Arche beschützt hat, und zwar auf der Erde, so wird er auch seine Jünger hier AUF DER ERDE beschützen, in der Art und Weise, wie er es bestimmt hat.

Er wird sie KEINESWEGS beschützen, indem er sie in den Himmel „entrückt“!

Die Idee einer Entrückung—geheim oder sonst wie—wird nirgends in der heiligen Schrift gelehrt. Sie ist eine menschliche Erfindung, die uns keine wirkliche Hoffnung geben kann, da sie eben nicht auf Gottes Wort beruht. Aber Gott bietet uns seinen Schutz an, wenn wir uns würdig erweisen.

Um dies nachdrücklich zu betonen, die Bibel lehrt nirgendwo ein zweimaliges Kommen oder zwei Wiederkünfte Christi—oder eine heimliche Entrückung zum Himmel.

Die TATSACHE, dass die Kirche Christi AUF ERDEN an einem „Ort der Sicherheit“ WÄHREND der großen Trübsal beschützt wird, BEWEIST, dass seine Kirche zu dieser Zeit nicht im Himmel sein wird—dass sie nicht durch eine „heimliche Entrückung“ vor der großen Trübsal in den Himmel transferiert wird.

Dies heißt jedoch nicht—wie einige fälschlicherweise begonnen haben zu lehren—dass Christus vor der Trübsal zurückkehren wird, um mit seinen Jünger gemeinsam an einem Ort der Sicherheit zu verweilen, bis die große Trübsal vorüber ist. Diese Lehre entbehrt ebenso jeglicher biblischen Grundlage.

Tatsächlich warnt uns Christus sogar im Matthäus-Bericht (Matthäus 24,26-27) vor dieser falschen Auffassung: „Wenn sie also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz ausgeht vom Osten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein.“

Seine Wiederkunft wird klar und deutlich von allen, die dann leben, gesehen werden. Offenbarung 1,7 sagt: „Siehe er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen ALLE AUGEN und alle, die ihn durchbohrt haben.“

Einige haben die Idee entwickelt, dass wir „hochgehoben“ werden, um Christus in der Luft zu treffen, und dann beginnen werden, über die Erde zu herrschen, und zwar vom „Firmament“ aus – oder vom „dritten Himmel“ aus, wo Gott der Vater weilt. Auch diese Idee ist ohne biblische Bestätigung!

Wir lesen in Offenbarung 5,9-10: „… und sie (die Engel) sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, UND SIE WERDEN HERRSCHEN AUF ERDEN.“

Einige verweisen auf eine Stelle, in der gesagt wird, dass Christus kommen wird „wie ein Dieb in der Nacht“ (vgl. 1.Thessalonicher 5,1-4). Dies bezieht sich auf den Zeitpunkt seines Kommens. Die Welt wird ihn nicht erwarten. Die Stelle bezieht sich NICHT auf die Art und Weise seiner Wiederkunft (sichtbar oder heimlich).

Vergleichen Sie diesbezüglich bitte auch die Stelle in Matthäus 24,26-44.

Wir lesen in 1.Thessalonicher 4,17, dass wir den wiederkehrenden Christus in der Luft treffen werden. Dies bezieht sich nicht auf den dritten Himmel, sondern auf die Erdatmosphäre. Diese hat ja auch Luft und Wolken. Wir lesen, dass wir von diesem Moment an MIT Christus sein werden. Wir lesen weiterhin, dass Christus an demselben Tage auf den Ölberg hinabsteigen wird, und wir mit ihm (Sacharja 14,4-5).

Wie zuvor erwähnt wurde, werden Christi Jünger Christus in der Luft treffen und ihn zurück zur Erde begleiten. Die Engel haben den Aposteln gesagt, dass Christus in derselben Weise auf die Erde zurück kommen würde, wie er VON der Erde in den Himmel gefahren ist. Sie waren auf dem Ölberg, und er hat sie sichtbar auf einer Wolke verlassen (Apostelgeschichte 1,9-11).

Wir lesen in 2.Thessalonicher 2,1 ebenfalls von Christi Kommen und unserer VEREINIGUNG mit ihm. Erinnern Sie sich daran, dass Christus seine Auserwählten VEREINIGT oder versammelt, wenn er SICHTBAR zurückkehrt (vergleichen Sie erneut Markus 13,24-27). Zu jenem Zeitpunkt wird der Böse auftreten, und Christus wird ihn umbringen (vgl. 2.Thessalonicher 2,8). Um es noch einmal zu sagen: Dies ist EIN und DERSELBE Zeitpunkt – es sind keine zwei Kommen vorhergesagt.

1.Thessalonicher 4,13-18 beschreibt nicht eine heimliche Entrückung, wohl aber die Auferstehung derjenigen zur Unsterblichkeit, die in Christus gestorben sind, und die Verwandlung der Christen zur Unsterblichkeit, die dann noch am Leben sind, wenn Jesus zurückkommt (vgl. 1.Korinther 15,50-52).

Christus wird sichtbar wiederkehren –jedes Auge wird ihn sehen. Die Bibel offenbart nur EIN Wiederkommen, EIN ZWEITES KOMMEN zum Zeitpunkt der LETZTEN oder SIEBTEN Posaune. Christus wird zu Ende der Trübsal zurückkehren, NICHT VORHER. Er wird kommen, um diese Tage zu verkürzen. Die Bibel ERLAUBT schlicht und einfach keine heimliche Entrückung, und diejenigen, die darauf hoffen und erwarten, in den dritten Himmel entrückt zu werden, werden selbst „zurück gelassen“ werden und weiterhin vergeblich warten.

Autor: Norbert Link