F&A: Christlicher Kriegsdienst?

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Frage: In einer Publikation einer anderen kirchlichen Organisation wurde die militärische Beteiligung von Christen in einigen Kriegen exkulpiert, ja sogar befürwortet. Auch warnte Jesus in Lukas 22,35-38 seine Jünger vor gefährlichen Zeiten, in denen sie sich verteidigen und Schutz suchen müssten. Dies hört sich nicht gerade nach Pazifismus an. Können Sie bitte diese Textstelle in Bezug auf Ihre kategorische Haltung gegen die Beteiligung von Christen am Kriegsdienst erläutern?

Antwort: Lesen wir einleitend die Passage Lukas 22,35-38 im Kontext:

„Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals. [Gott gab auf sie Acht] Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Es muß das an mir vollendet werden, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): ‚Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.’ Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet. Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.“

Diese Textpassage genügt bei weitem nicht zur Rechtfertigung der Anteilnahme eines Christen am Krieg. Tatsächlich besagt sie genau das Gegenteil. „Zwei Schwerter“ würden bei der unabwendbaren Verfolgung durch die Römer wohl kaum zur Verteidigung ausgereicht haben. Des Weiteren stellt Christus selbst klar, warum sie Schwerter kaufen sollten — so dass die Prophezeiung über ihn erfüllt werden konnte. Doch welche konkrete Voraussage musste erfüllt werden? Und welches Vergehen haben sich jene Jünger mit Schwertern zu Schulden kommen lassen, dass sie „zu den Übeltätern gerechnet worden“ sind?

Zuerst muss bemerkt werden, dass die Sünde ein Vergehen am Gesetz Gottes darstellt (vgl. 1. Johannes 3,4). In Matthäus 26,51 erfahren wir, dass Petrus mit seinem Schwert einen Knecht schlug, um Christus zu verteidigen. Demzufolge hat sich Petrus durch diese Tat des Verstoßes gegen das sechste Gebot schuldig gemacht (siehe Exodus 20,13; 1. Johannes 3,15; Matthäus 5,21.22.43-48; Lukas 6,27-36). Schenken wir insbesondere Matthäus 26,51.52 Beachtung: „Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren [dies war Petrus], streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“

Christus befürwortet es ganz und gar nicht, dass seine Jünger Waffen zu ihrer Verteidigung oder zum Schutze anderer einsetzen — sei es im Krieg oder in Friedenszeiten. Die Hauptaussage des obigen Zitats verdient besondere Aufmerksamkeit: „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ In dem Moment, als Petrus das Schwert nahm, um einen anderen Menschen zu verletzen oder zu töten, hat er gegen das Gesetz Gottes verstoßen. Die übrigen Jünger entwickelten zweifellos ähnliche, seine Tat unterstützende Gefühle. Sie waren alle mit Christus, so dass er „zu den Übeltätern“ gezählt wurde.

Überdies ist zu berücksichtigen, dass zu jener Zeit weder Petrus noch die anderen Jünger Christi bekehrt waren. Ihre Einstellung sowie ihr Verhalten änderte sich jedoch mit ihrer Bekehrung (vgl. z. B. 1. Petrus 2,21-23). Aus Jakobus 4,1-3 erfahren wir, dass Kriege ursprünglich aus den Gelüsten unserer Glieder, welche gegeneinander streiten, herrühren. Vers 4 fährt fort: „[W]ißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist?“ Wenn wir uns also mit der Kriegsmaschinerie anfreunden und uns an ihr beteiligen — so macht Jakobus deutlich — werden wir zu Feinden Gottes.

Kommen wir wieder auf Matthäus 26 zurück, wo Christus erklärt, dass sein Schutz nicht vom Menschen, sondern von Gott ausgeht: „Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, daß er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?“ (Vers 53). Mit Vers 54 fährt er jedoch fort: „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, daß es so geschehen muß?“ Er wäre von Gott in Schutz genommen worden, wenn die Zeit für das Eingreifen Gottes reif gewesen wäre. Eine ähnliche Erklärung gab Jesus in Johannes 18,36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.“ Christus redete hier nicht von seinen elf Jüngern, die zwei Schwerter hatten. Sie hätten Christi Gefangennahme durch die „große Schar mit Schwertern und […] Stangen“ (Matthäus 26,47) sicherlich nicht verhindern können. Vielmehr meinte er mit seinen Dienern die zwölf Legionen Engel (vgl. erneut Matthäus 26:53).

Gläubige Jünger Christi sollen nicht an den Kriegen dieser Welt teilnehmen, denn Christus verdeutlicht: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ Wir glauben an Christus und sein Wort; darum sollen wir nicht umkommen, sondern letztendlich ewiges Leben erlangen (vgl. Johannes 3,15).

Offenbarung 13,10 beinhaltet eine ähnliche Aufforderung zu Geduld und Glaube. Dies hängt mit einer zukünftigen Verfolgung der Heiligen zusammen. „Hat jemand Ohren, der höre!“ (Vers 9), so leitet Christus seine Warnung ein, die lautet: „Wer andere in Gefangenschaft führt [gilt sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten], wandert selbst in Gefangenschaft; wer mit dem Schwert tötet, muss selbst durch das Schwert den Tod finden“ [Menge Uebersetzung]. Er warnt seine Kirche der Endzeit ausdrücklich davor, nicht am Krieg teilzunehmen, denn „[h]ier ist GEDULD [oder standhaftes Ausharren, so Menge] und GLAUBE der Heiligen“ gefragt.

Christi wahre Jünger werden die nötige GEDULD aufbringen, einen Krieg zu überstehen, ohne dabei Gegengewalt anzuwenden. Sie werden den festen GlAUBEN an Gott haben, dass er sie beschützen kann und wird, und dass sie in jedem Fall nie dazu gezwungen sind, sein heiliges Gesetz zu verletzen.

Lukas 22,36-38 lehrt uns nicht, uns zu unserem eigenen Schutze zu bewaffnen. Wenn wir solchermaßen handeln, sind wir „Übeltäter“ und „Feinde“ in Gottes Augen.